Lukianenko Sergej
mir also
nach dem Tod unseres Vaters doch anders überlege und
nicht teilen will?«, fragte einer der Brüder.
»Ich, der Älteste, bin sehr klug, aber alle Klugen sind
gierig«, bemerkte der zweite.
»Für mich, den ältesten Sohn, ist der Wille unseres
Vaters heilig«, erklärte der dritte.
»Was für eine Bande!«, sagte Sauerampfer lachend.
»Höchst einfallsreich! Trix, zeig deine Meisterschaft!
Wie können wir dem Alten von der Mühle helfen?«
Trix dachte nach. »Großväterchen, haben Eure Söhne
nicht etwas, wodurch sie zu unterscheiden sind? Ein
Muttermal zum Beispiel.«
»Einem hab ich als Kind mal eins mit dem Gürtel
übergezogen, davon hat er den Abdruck der Schnalle an
der linken Arschbacke zurückbehalten«, antwortete der
Alte. »Einer ist mit dem kleinen Finger unter den Mühlstein geraten und hat da keinen Nagel mehr. Und der dritte
hat eine Narbe am Bein, von einem Fass, das er fallen
gelassen hat, als er mal den Karren ablud. Aber wer was
hat, daran erinnere ich mich nicht mehr!«
»Das reicht nicht«, sagte Sauerampfer. »Mit Logik
kommen wir hier nicht weiter.«
»Vielleicht sollten wir einen Zauber wirken, der das
Gedächtnis verbessert?«, schlug Trix vor.
»Lieber nicht«, sagte Sauerampfer. »Einen Menschen
in seinem Alter könnte selbst die leichteste Magie umbringen.«
»Dann einen Wahrheitszauber!«, rief Trix. »Damit die
Brüder zugeben, wer wer ist!«
»Darüber würden wir uns beim Regenten beschweren!«,
warnte einer der drei.
»Es ist verboten, eine solche Magie bei ehrlichen Leuten anzuwenden!«, ergänzte der zweite.
»Und aus edlen Motiven zu verheimlichen, wer du
bist, das ist kein Verbrechen!«, sagte der dritte.
Trix dachte nach. Sauerampfer sah ihn lächelnd an.
»Gut«, sagte Trix. »Wer hat den Schnallenabdruck am
Hintern?«
Der Bruder links außen hob die Hand.
»Wer hat keinen Nagel am kleinen Finger?«
Der mittlere Bruder streckte seine Hand vor und zeigte
seinen Finger.
»Und wer am Bein eine Narbe?«
Der Bruder rechts außen nickte.
»Das reicht doch«, behauptete Trix nun. »Der gute
Bruder kann sich nicht einen so heftigen väterlichen Zorn
zugezogen haben, dass er deshalb Gürtelspuren für sein
ganzes Leben davonträgt. Also ist der links entweder der
starke oder der kluge. Der kluge Bruder steckt den Finger
nicht unter den Mühlstein. Also ist der in der Mitte entweder der starke oder der gute. Der starke Bruder hätte
das Fass nicht fallen lassen. Also ist der rechts entweder
der kluge oder der gute.«
»Ich habe nicht den Eindruck, dass uns das weiterbringt.« Paclus kratzte sich die Nasenwurzel.
»Aber natürlich tut es das!«, entgegnete Trix. »Nehmen
wir einmal an, der linke sei der starke. Dann ist der in der
Mitte der gute und der rechts der kluge. Stimmt’s?«
»Und wenn der linke der kluge ist?«, fragte Paclus.
»Dann ist der in der Mitte der starke und der rechts der
gute.«
»Damit gibt es zwei Varianten, die gleich wahrscheinlich sind! Sauerampfer hat recht, Logik hilft uns hier
nicht weiter!«
»Aber wir wissen doch ganz genau, dass der in der
Mitte nicht der kluge und nicht der älteste Sohn ist!«,
verkündete Trix stolz. »Er bekommt die Mühle bestimmt
nicht!«
Dem mittleren Sohn klappte der Unterkiefer runter. Er
sah seine Brüder an, die jedoch den Blick von ihm abwandten.
»Und der Rest ist kein Problem!«, fuhr Trix fort. »Ich
glaube, der kluge Bruder hätte bestimmt nicht etwas so
Schlimmes getan, dass er dafür den Gürtel zu kosten gekriegt hätte. Also ist der links der starke! Der in der Mitte
ist nicht der starke und nicht der kluge, sondern der gute,
das zeigt auch sein Unfall. In seiner Herzensgüte wollte
er in der Mühle helfen, obwohl es ihm an Geschick und
Kraft fehlte! Und der kluge Bruder ist natürlich der
rechts, der nicht imstande ist, etwas auf- oder abzuladen.
Damit hätten wir’s! Der starke kriegt den Esel, der gute
die Katze, der kluge die Mühle!«
Der Alte kratzte sich den Nacken.
Als Erster brach der Bruder rechts außen das Schweigen.
»Ich soll nicht in der Lage sein, tüchtig zu arbeiten?«,
brüllte er. »Ich? Immer wenn es was zu schleppen oder
abzuladen gab, musste ich ran! Nur deshalb hab ich mich
verwundet!«
»Ich bin nicht klug? Mein Finger ist mir unter den
Mühlstein geraten, weil ich unfähig und ungeschickt
bin? Ich war damals fünf Jahre alt, nur deshalb habe ich
mir den Finger eingeklemmt!«, giftete der Bruder in der
Mitte.
»Und ich habe nur wegen meiner
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