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Lukianenko Sergej

Lukianenko Sergej

Titel: Lukianenko Sergej Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trix Solier 3445BAB7
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einen unbeholfenen Kuss aufs Köpfchen.
»Ha, ha, ha!«, kreischte Annette und schoss zur Decke
hoch. »So ein großer Junge und glaubt noch an Märchen!
Ich bin eine Blumenfee! Blumen sind klein! Ich kann
nicht wachsen! Ha, ha, ha! Was guckst du so finster, Sir
Ritter? Lass das! Jedes Mal, wenn du so finster guckst,
stirbt eine Fee!«
»Wenn du nicht aufhörst zu lachen, dann stirbt eine
mir bekannte Fee gleich mit Sicherheit!«, brüllte der puterrot angelaufene Ritter.
Die Fee kicherte verächtlich, flog aber lieber weg.
Sauerampfer ging derweil ins Hinterzimmer und kehrte
lächelnd mit einer großen Schokoladentorte zurück.
»Annette, leiste uns doch Gesellschaft! Es ist zwar schade,
dass du nur von geringer Größe bist, aber …«
Er brauchte die Fee nicht lange zu überreden. Trix, der
erneut eingeschlummert war, schlug die Augen wieder
auf – und stellte fest, dass die Hälfte der Torte bereits
gegessen war.
»Was heißt das?«, rief er. »Wie kannst du in einer Sekunde eine derartige Riesenportion verschlingen?«
Sauerampfer, Paclus und Annette starrten ihn verständnislos an. Nun bemerkte Trix, dass die Stimmen von
Ian und Hallenberry nicht mehr aus der Küche herüberklangen, sich unter dem Tisch fünf leere Weinflaschen
angesammelt hatten und der Magier – wie aus dem
Nichts! – eine dampfende Pfeife in der Hand hielt.
»Du hast eine ganze Stunde geschlafen, mein junger
Schüler«, sagte Sauerampfer sanft. »Geh ins Bett! Du
kannst meins nehmen, ich werde heute im Studierzimmer
schlafen.«
»Falls wir überhaupt schlafen!«, sagte Paclus munter.
Da Trix die Augen zufielen, zierte er sich nicht lange.
Er trottete ins Schlafzimmer des Magiers. Das Bett sah
nicht so aus, als hätte Sauerampfer in der letzten Woche
darin geschlafen. Er zog bloß die Stiefel und die Jacke
aus und legte sich hin. Das Buch Tiana, das er selbst
während des Nickerchens bei Tisch unterm Hemd versteckt hatte, schob er unters Kopfkissen. Am Ende konnte
er der Versuchung aber nicht widerstehen, holte es noch
einmal hervor und betrachtete den Einband. Vorsichtig
fuhr er mit dem Finger über die Buchstaben: T, I, A, N, A.
Anschließend legte er es neben das Kopfkissen aufs Bett
und schlief ein.
Kurz darauf weckte ihn Annette mit einem zärtlichen
Lied wieder:
»Schlaf, mein Augenstern, schlaf ein!
Im Schloss erlischt des Feuers Schein.
Die Feen im Garten hört man kaum,
    Die Posten träumen manchen Traum.
Der Mond am Himmel strahlt und prangt,
Kein Monster heut’ zu dir gelangt.
Schlaf, mein Augenstern, schlaf ein!«
    Dieses Wiegenlied genoss einen zweifelhaften Ruf, obwohl es im Königreich beliebter war als jedes andere. Es
hieß, blutsaugerische Elfen und anderes gemeines Zaubervolk hätten es unter den Menschen verbreitet, um in
nächtlicher Stille über schlafende Kinder herzufallen.
Doch die Elfen und andere zweifelhafte Wesen waren
längst tief in die Wälder verjagt worden, während das
Wiegenlied über Restmagie verfügte und alle Kinder
hervorragend zum Schlafen brachte. Warum sollte man
sich das nicht zunutze machen? Deshalb war Trix in seiner Kindheit immer mit diesem Lied eingeschlafen …
    »Im Schloss legt alles sich zur Ruh,
Das Haus, das deckt nun Schwärze zu.
Es gibt nicht eine Tür, die quietscht,
Auch vom Gespenst dir nichts geschieht.
Und hört man draußen einen Schrei,
Dann ist uns das ganz einerlei.
Schlaf, mein Augenstern, schlaf ein!«
    Während Annette sang, zupfte sie die Bettdecke an allen
Ecken über Trix zurecht. Das wäre zwar nicht nötig gewesen, schließlich war es warm – aber Zärtlichkeit mag jeder.
»Wie lebt mein Kindlein süß und froh,
Hat viel Spielzeug und Naschwerk sowieso,
    Musst, mein Liebling, nicht schlagen die Kinderfrau,
Denn sonst weint sie Rotz und Tau.
Kriegst auch so jeden Wunsch erfüllt,
Damit gar nicht erst der Kamm dir schwillt.
Schlaf, mein Augenstern, schlaf ein!«
    Bei den seit Kindertagen vertrauten Klängen schlief Trix
sofort wieder ein. Plötzlich verstummte Annette jedoch,
kniff Trix heftig in die Wange und schrie ihm empört ins
Ohr: »Ja, schämst du dich denn gar nicht!«
    »Was ist?« Trix setzte sich erschrocken im Bett auf
und zog sich die Decke bis hoch zum Kinn.
»Du hast dir ein junges Mädchen ins Bett geholt!«
Annette zeigte anklagend auf das Buch.
»Aber das ist ein Buch!«, empörte sich Trix.
»Ja und?«
»Es liegt doch bloß neben mir! In allen Balladen …«
Trix konnte sich erst an keine Geschichte

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