Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lukianenko Sergej

Lukianenko Sergej

Titel: Lukianenko Sergej Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trix Solier 3445BAB7
Vom Netzwerk:
jedoch ein Stampfen und das Platschen von Pfützen zu hören. Fünf weitere
Soldaten trafen ein, die sich glichen wie ein Ei dem anderen: die dummen Gesichter von Bauern aus der tiefsten
Provinz, wo man sogar die eigene Schwester heiratete,
mit seltsamen Helmen, die bis über die Ohren reichten.
So, wie sie lärmten, schienen sie nicht das Geringste zu
hören. Und so, wie sie guckten, auch nicht das Geringste
zu verstehen.
Der Offizier zeigte auf die Kutsche und befahl: »Sauerampfer und Solier! Steigt unverzüglich aus! Nehmt die
Stöcke hoch! Stampft nicht mit ihnen auf den Boden!
Sagt kein Wort!«
Der Zauberer öffnete den Schlag und stieg widerwillig
in den Regen hinaus. Ihm folgte Ian, der noch einmal
einen ängstlichen, aber auch stolzen Blick auf Trix warf.
»Sauerampfer?« Der Offizier wies mit dem Finger auf
den Zauberer.
Sauerampfer nickte.
»Knebelt ihm den Mund!«, befahl der Offizier. »Und
fesselt ihm die Hände! Solier?«
Ian nickte.
»Fesselt auch ihm Mund und Hände!«
»Wieso muss der Junge gefesselt werden?«, fragte der
Kutscher da plötzlich. »Das ist doch nicht schön …«
»Das ist kein Junge, sondern ein gefährlicher Staatsfeind!« Das Gesicht des Offiziers lief puterrot an. »Sag
du mir nicht, was ich zu tun habe!«
Nachdem der Kutscher diese überraschende Kühnheit
an den Tag gelegt hatte, zog er es nun vor, sich nicht weiter ins Geschehen einzumischen.
»Wer ist da noch drin?« Der Offizier spähte in die
Kutsche.
»Die Diener«, jammerte Hallenberry. »Klaro. Ich bin
ein Küchenjunge und das ist Ian, er hält den Herren Zauberern die Kleidung sauber und bedient bei Tisch …«
»Rechte Herrenallüren haben diese Provinzsprücheklopfer!«, schnaubte der Offizier. »Für euch habe ich
keinen Befehl …« Er zögerte, entschied dann aber, er
habe für heute sein Soll an verhafteten Kindern erfüllt.
»Macht, dass ihr wegkommt, solange ihr noch könnt.
Und sucht euch in Zukunft bessere Herren!«
Trix schnappte sich mit einer Hand den kleinen Beutel
mit seinen Siebensachen, mit der anderen Hallenberry.
Die beiden Jungen sprangen aus der Kutsche. Im hellen
Licht der Laternen sahen sie, wie Sauerampfer, der mit
stolz durchgedrücktem Rücken und in den Nacken gelegtem Kopf dastand, ein fester Knebel vor den Mund gebunden wurde. Ian wartete widerstandslos, bis die Reihe
an ihm war.
»Dürfen wir in die Stadt gehen?«, fragte Trix.
»Schließlich müssen wir uns neue Herren suchen …«
»Geht nur, ihr Nichtsnutze«, sagte der Offizier. Er sah
Trix etwas skeptisch an, aber genau da nieste Ian so laut,
dass er alle Aufmerksamkeit auf sich zog. »Still!«,
herrschte er ihn an. »Kein Sterbenswörtchen!«
Ian nieste noch einmal.
»Gesundheit!«, sagte der Offizier diesmal völlig automatisch.
»Danke«, antwortete Ian.
»Du sollst kein Wort sagen!«, schrie der Offizier nun
wieder. Offenbar hatte er schon einmal mit angesehen,
wie auf ein einziges Wort eines Magiers hin alle Feinde
tot umfielen und die Stadtmauern niederbrannten. »Der
Mund! Knebelt ihn gefälligst!«
Trix, der Hallenberrys Hand fest drückte, eilte zum
Tor. Niemand hielt sie auf.
    Die fünf Goldstücke Ismunds, die Sauerampfer Trix
großzügig überlassen hatte, wollte er lieber sparen. Deshalb machten er und Hallenberry in einer dunklen, stinkenden Gasse gleich rechts hinterm Stadttor halt. (Man
sollte nie in der Dunkelheit durch das Süd-West-Tor in
die Hauptstadt kommen, die Gefahr, sonst wo reinzutreten, ist einfach zu groß.) Zu dieser späten Stunde war das
Geschäft eines Gerbers, vor dem sie standen, natürlich
längst geschlossen. Aber Trix hatte es ohnehin auf das
über die Jahre grün angelaufene Kupferdach abgesehen.
    »Für den Reichen bedeutet ein Kupferling nicht mehr
als ein Sandkorn für die See«, sagte Trix und streckte die
Hand aus. »Aber für den Armen ist er ein Vermögen. Er
sichert ihm Nahrung und einen warmen Schlafplatz. Was
bedeutet es dann aber, wenn nicht eine Münze, sondern
eine ganze Handvoll magisch geschaffener Münzen, die
von den echten nicht zu unterscheiden sind, in deine
Hand fällt? Das bedeutet, dass du ein reicher Mann bist!«
    Kurz darauf klimperten Münzen in Trix’ Hand, während das Kupferdach nun leicht durchhing. Einige Münzen landeten im Straßendreck. Hallenberry machte sich
sofort auf die Suche nach ihnen.
    »Wühl nicht im Dreck!«, hielt Trix ihn zurück. »Notfalls zaubere ich noch mehr.«
»Du solltest aber doch vorsichtiger mit deiner

Weitere Kostenlose Bücher