Lukianenko Sergej
Aabeze sie zur Arbeit auf die Rauschkrautfelder, in die Salzstollen oder Steinbrüche. Damit sie ihm
viel Geld bringen.«
»Klaro, das macht er bestimmt«, sagte Hallenberry
froh und wischte die Tränen weg. »Danke. Und … bist
du jetzt ein Assassine?«
Trix zuckte nur mit den Achseln.
»Wir müssen es ausprobieren«, schlug Annette vor.
»Vielleicht bringst du jemanden um?«
»Auf gar keinen Fall!«, rief Trix entsetzt.
»Warum soll er gleich jemanden umbringen?«, sagte
Tiana. »Wenn du jetzt ein Assassine bist, Trix, dann
musst du dich in diesem Zimmer verstecken können. So,
dass wir dich nicht sehen!«
Trix ließ zweifelnd den Blick durch das kleine Zimmer schweifen.
»Unterm Bett!«, sagte Hallenberry begeistert. »Wenn
Papa mir Prügel angedroht hat, habe ich mich immer unterm Bett versteckt!« Daraufhin wurde er sofort wieder
traurig und erklärte: »Das hat mir … natürlich nicht immer geholfen, klaro.«
»Und ich habe mich im Schrank versteckt«, sagte Tiana.
»Wenn ich traurig war. Aber im Palast gibt es viele
Schränke …«
Inzwischen ging Trix kurz entschlossen zur Tür,
schmiegte sich dort gegen die Wand, schlich lautlos
an ihr entlang und verschmolz mit den verputzten
Steinen. Er drehte den Kopf weg und sah Tiana und
Hallenberry nur noch verstohlen aus den Augenwinkeln
heraus an.
Wozu er das machte, hätte er nicht zu sagen gewusst.
Aber er spürte, dass es sein musste.
»Oh!«, rief Tiana plötzlich. »Wo ist Trix denn?«
Hallenberry sprang so heftig aufs Bett, dass er mit einem
Fuß durch den alten Strohsack stieß und in verfaulten
Halmen versank. »Trix!«, rief er. »Trix, wo steckt du?«
Ohne auf eine Antwort zu warten, beugte er sich vor und
spähte unters Bett. Anschließend plumpste er auf den
Boden und kroch unter das Bett, auf dem Tiana saß.
»Hier ist er nicht!«, rief er.
»Dann komm da wieder vor!«, befahl Tiana, die sich
bang umsah.
»Nein! Ich habe Angst! Nachher haben ihn Monster
gefressen!«
»Was denn für Monster?«, fragte Tiana erschrocken.
»Keine Ahnung! Hungrige! Unsichtbare!«
Tiana zog die Füße aufs Bett und sagte empört: »Warum habt ihr auch ein Zimmer ohne Schrank? Trix! Wo
bist du? Komm raus!«
Trix, der mit diesem überwältigenden Erfolg nicht gerechnet hatte, gab sich nicht gleich zu erkennen. Doch da
flog Annette zu ihm. »Komm schon raus!«, flüsterte sie
ihm ins Ohr. »Ich sehe dich!«
Trix löste sich von der Wand und sah Tiana an.
»Oh«, staunte sie. »Ich habe … Ich habe sogar genau in deine Richtung geschaut! Und dich nicht gesehen!«
»Ich schon«, brüstete sich Annette. »Die Assassinen
haben gelernt, den Blick der Menschen abzulenken, aber
gegen Zauberwesen sind sie machtlos.«
Hallenberry lugte unterm Bett hervor, überzeugte sich,
dass es Trix war, und krabbelte wieder vor.
»In der Repräsentanz sind keine Zauberwesen«, sagte
Trix. »Nehme ich jedenfalls an.«
»Ich komme mit dir mit, mein Liebling«, versprach
Annette. »Glaub mir, notfalls finden zwei Zauberwesen
immer eine gemeinsame Sprache.«
»Aber erst müssen wir entscheiden, was Trix Sator unterschiebt«, brachte Tiana ihnen in Erinnerung. »Wir
brauchen Beweise für den Verrat!«
»Was könnte das sein?«, fragte Hallenberry.
»Also«, sagte Tiana nachdenklich, »als Erstes natürlich Gold. Reales von den Kristallenen Inseln! Wenn bei
Gris eine Truhe mit Goldreales gefunden wird, ist das ein
eindeutiger Beweis für seinen Verrat! Kannst du die zaubern?«
»Nein.« Trix schüttelte den Kopf. »Gold kann man nur
aus anderem Gold zaubern.«
»Dann ist es doch kein Problem!« Tiana strahlte. »Gris
hat doch die Steuergelder dabei, oder? Du musst sie nur
finden und die Königlichen Taler in die Reales der Vitamanten umzaubern! Du weißt, wie der Real der Vitamanten aussieht?«
Trix kratzte sich die Nasenspitze. »Einen habe ich mal
gesehen. Er ist klein, rund …«
»Wir gehen runter und fragen den Wirt, ob er Reales
hat«, entschied Tiana. »Die Menschen bezahlen ja mit
allem Möglichen, zum Beispiel mit Barbarenmark und
Bergkronen. Wenn er einen hat, guck ihn dir genau an.
Das Wichtigste ist dann, dass du bei Gris die Truhe mit
dem Gold findest. Gut, aber wir brauchen noch mehr.«
»Einen Brief von Evykait!«, schlug Trix vor.
»Einen Brief können wir nicht fälschen, wegen des
magischen Siegels«, entgegnete Tiana. »Außerdem
schreiben Verschwörer keine Briefe, sondern verständigen
sich nur mit Boten. Aber irgendeinen Gegenstand …«
»Einen
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