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Lukianenko Sergej

Lukianenko Sergej

Titel: Lukianenko Sergej Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trix Solier 3445BAB7
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ersten Mal bewusst wurde, wie schwer Menschen an einem Heldennamen zu tragen haben konnten. »Wie soll ich dich dann
nennen?«
»Klaro.«
»Hätt ich auch selbst drauf kommen können!« Trix
zuckte die Schultern. Er traf zum ersten Mal einen Menschen, der lieber mit einem komischen Spitznamen als
mit seinem richtigen Namen angesprochen werden wollte,
nicht weil dieser schlecht klang, sondern weil er zu heldenhaft war. »Aber wenn du erst einmal Ritter bist, kannst
du stolz auf deinen Namen sein!«
»Aber wenn ich es nicht werde, werden alle über mich
lachen«, sagte der Junge seufzend. »Danke, dass du nicht
gelacht hast! Und, Mannomann, wie du den vermöbelt
hast! Du würdest bestimmt einen guten Ritter abgeben!«
Trix sah den Jungen zweifelnd an. Sicher, er hatte sich
wirklich gut geschlagen, dagegen war nichts zu sagen.
Selbst der Hauptmann hätte ihn gelobt. Aber wahrscheinlich hatte er das nur wegen seiner enormen Angst fertiggebracht.
Inzwischen waren sie an den Fischern und den Speichern vorbei. Es folgte das Viertel der Alchimisten, das
bereits aus der Ferne an dem Gestank nach verbrannten
und ätzenden Elixieren zu erkennen war. Ihre Häuser
waren alle nach dem gleichen, offenbar vom Magistrat
gebilligten Plan gebaut: Auf dem runden Haus saß ein
kegelförmiges Dach aus dicken, schweren Balken, das in
schreiendem Rot bemalt war und über die Mauern hinausragte, sodass die Häuser wie gigantische Giftpilze
aussahen. Sie schienen schon mit ihrem Äußeren jeden
zu warnen: Kommt uns nicht zu nahe! Wir sind gefährlich! Der Eindruck wurde von dichtem Gebüsch verstärkt, das zwischen den Häusern wuchs und nur schmale
Durchgänge ließ. Richtige Zäune akzeptierten die Alchimisten nämlich nicht.
»Was sollen diese Dächer?«, fragte Trix. »Gefällt den
Alchimisten das etwa?«
»Klaro, das gefällt denen«, antwortete der Junge süffisant. »Mannomann, soll etwa bei den Experimenten die
ganze Stadt vergiftet werden?! Wenn den Alchimisten
mal wieder etwas explodiert, hält das Dach den Deckel
drauf! Deshalb ist es so schwer. Es lässt nichts raus.
Klappt aber nicht immer. Im letzten Jahr ist ein Dach
einfach weggeflogen – und mitten im Fluss gelandet. Die
Fische sind mit dem Bauch nach oben aufs Meer hinausgetrieben worden. In der Stadt haben sich alle aufgeregt
und gedroht, die Alchimisten wegzujagen. Klaro! Darauf
haben die aber nur gesagt, dann hören wir eben auf,
Farben, Schwefelhölzer, Gift und das ganze Zeugs zu
machen. Am Ende hat man ihnen eine Strafe abgeknöpft
und sie wieder in Ruhe gelassen.«
Trix blickte ängstlich auf die Pilzhäuser und legte einen Zahn zu. Das Viertel der Alchimisten war nur ein
schmaler Streifen, der Fischer und Speicher vom Rest der
Stadt trennte. Die Fischhändler hatten also auf dem rechten, dem aristokratischen Ufer Fuß fassen können, aber in
der Nähe wollten die Städter sie und ihre Gerüche nicht
haben. Da zogen sie die Alchimisten mit ihrem gefährlichen Tun vor.
Hinter dem Viertel der Alchimisten lag übrigens noch
eine schmale, aber tiefe Schlucht voller Grün, einst ein
Flussbett, heute aber ein natürlicher Grenzstreifen zwischen den sauberen und den weniger sauberen Bewohnern auf der rechten Uferseite. Über die Schlucht führte
eine steinerne Brücke, unmittelbar dahinter fingen die
Wohnhäuser an. Das Ufer war nun dicht besiedelt, überall eilten Menschen hin und her. Kutschen bahnten sich
ihren Weg, ein Reiter sprengte durch die Menge, der er
jedoch großzügig das Recht zugestand, sich vor den Hufen
in Sicherheit zu bringen.
Trix erahnte bereits das Schema, nach dem Dillon, genauer gesagt das rechte Ufer, aufgeteilt war: Der schmale
Streifen der Hügel am Mündungstrichter war den Fischern, den Speichern und den Alchimisten vorbehalten,
also all denen, die die Stadt brauchte und die ihr gutes
Geld einbrachten, die man aber nicht permanent vor Augen und Nase haben wollte. Dann kamen die Viertel,
welche diese beiden Sinnesorgane nicht beleidigten und
allmählich in Gärten, Parks und erste Villen übergingen.
Die Stadt wuchs langsam entlang des Flusses. Und noch
war das Ende dieses Wachstums einer der größten und
reichsten Städte des Königreiches nicht abzusehen …
Die Straßen der Stadt, genauer gesagt des rechten
Ufers, zeigten ebenfalls ein für das Auge ungewöhnliches
Muster. Sie waren breit, zwei Kutschen konnten problemlos aneinander vorbeifahren, und führten von den
Hügeln hinunter zum Fluss; sie

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