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Lukianenko Sergej

Lukianenko Sergej

Titel: Lukianenko Sergej Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trix Solier 3445BAB7
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lassen. In der Kanne saß
eine kleine traurige Kröte, die verhindern sollte, dass die
Milch in der Hitze sauer wurde. Trix verzog das Gesicht
und schwor sich, die Milch nicht zu trinken. Oder höchstens gekocht. Die Milchfrau bezahlte er mit einem kleinen Silberling, den Sauerampfer ihm gegeben hatte. Statt
Wechselgeld reichte sie Trix mit derart entschlossenem
Gesichtsausdruck eine in Leinen eingewickelte Portion
Quark, dass er gar nicht daran dachte, sich zu beschweren.
Sein letztes Ziel war der Kräuterstand eines alten
Mannes aus den Bergen, der Trix recht unbeteiligt ansah.
Ohne ein Wort zu sagen, nahm er Trix einen weiteren
Silberling ab und gab ihm Salatköpfe, Zwiebeln und
Kräuter, die Trix nicht kannte. Noch ehe Trix sich darüber wundern konnte, dass das Grünzeug so teuer war,
sagte der Alte: »Das ist eine Zugabe. Für dich. Junge
Menschen müssen viel Gemüse essen, das gibt Kraft.«
Trix hatte zwar immer geglaubt, die Kraft liege im
Fleisch, widersprach aber nicht. Höflich bedankte er sich
bei dem Alten. Dieser nickte und legte oben auf den
Korb noch ein Bund Radieschen und ein paar Gurken.
»Und das ist für den Herrn Magier.« Auf dem Ladentisch stand ein ausgedienter Nachttopf voller Erde. In
ihm wuchs ein Strauch eines Trix unbekannten Gewächses mit großen grünen Beeren. Der Alte pflückte behutsam einige davon ab. »Heute gibt es nur zehn für einen
Silberling. Die Ernte war schlecht«, erklärte er.
Die Beeren wechselten plötzlich die Farbe, wurden
erst braun, dann limonengelb. Der Kräuterhändler packte
die erstaunlichen Dinger in ein ausgewaschenes Tuch.
»Leg sie noch vor dem Mittag auf Eis«, sagte er. »Sonst
verfaulen sie und das würde deinem Lehrer gar nicht gefallen.«
»Mach ich«, versprach Trix. »Warum zieht Ihr den
Strauch im Nachttopf auf?«
»In meinem Volk pflanzt ein Mensch einen Strauch in
einen Nachttopf, wenn er alt wird«, erklärte der Kräuterhändler gelassen. »Das bedeutet, er wartet nicht mehr auf
Nachkommen. Vergiss nicht, Herrn Sauerampfer zu sagen, dass die Beeren des Bergkaffees noch teurer werden,
mein Junge. Die Sippen liegen im Krieg, überall entlang
der Wege lauern Gefahren, die Karawanen brechen nicht
auf.«
Der schwer beladene Trix, der sich wie ein Lasttier
aus einer Bergkarawane vorkam, verließ die Markthalle.
Inzwischen war die Sonne ganz aufgegangen, sodass er
sich beeilen musste, um wieder im Turm zu sein, bevor
es richtig heiß wurde.
Zum Glück verschmähte der große Magier Radion
Sauerampfer die althergebrachten Formen der Fortbewegung nicht. Vor der Halle wartete ein leichter Zweiradwagen auf Trix, vor den ein altes, friedliches Pferd gespannt
war. Als er auftauchte, hob es hoffnungsvoll den Kopf.
Trix hievte den Korb in den Wagen, holte einen saftigen Salatkopf heraus, versicherte sich, dass der Kräuterhändler nicht in Sichtweite war, und hielt ihn dem Pferd
hin. In den großen traurigen Augen zeigte sich Erstaunen.
Das Pferd nahm den Salat behutsam mit seinen weichen,
warmen Lippen aus Trix’ Hand, kaute und wieherte
dankbar. Wer je ein hungriges Pferd gefüttert hat, weiß,
was für eine Freude das ist!
Vielleicht lag es daran, dass sich das Pferd dankbar für
das Futter zeigen wollte, vielleicht daran, dass es nach
Hause ging – jedenfalls lief das Tier viel schneller als auf
dem Hinweg. Trix saß auf dem Bock und ließ den Blick
stolz durch die aufwachende Stadt schweifen. Von überall her drangen Geräusche heran. Kinder, die quengelten
und sofort ihr Essen haben wollten, Frauen, die ihren
Männern eine Standpauke hielten, weil diese gestern
Abend spät nach Hause gekommen waren und jetzt behaupteten, einmal in der Woche hätten sie das Recht, mit
Freunden ein, zwei, drei Krüge Bier zu trinken. Die Menschen öffneten die Fenster und schütteten die Nachttöpfe
in die Latrinen. Schlaftrunkene Kinder liefen mit Kupferlingen in den Fäusten zu den Bäckern. Hühner gackerten
traurig, während sie in einem großen, auf einem Karren
stehenden Holzkäfig darauf warteten, geschlachtet zu
werden. Ein schnauzbärtiger Bauer rief laut: »Hühner!
Frische Hühner! Aus dem Dorf Telepino! Lebend oder
frisch erschlagen! Gerupft!« Aus den reicheren Häusern
eilten Dienerinnen und Hausfrauen herbei, um das Federvieh eingehend zu prüfen und zu feilschen.
In seinen Umhang gehüllt und den Stab auf den Knien,
beobachtete Trix voller Neugier die Städter. Er war sich
sicher, dass in seinem Blick jene Sorge

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