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Lukianenko Sergej

Lukianenko Sergej

Titel: Lukianenko Sergej Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trix Solier 3445BAB7
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der Kaffee gelungen war.
Mit dem Brötchen war es noch einfacher: Trix holte
eins aus dem Brotkorb, schnitt es auf, hielt die beiden
Hälften über den dampfenden Kessel, damit die knochenharten Dinger wenigstens etwas weicher wurden.
Warum hatte der Magier eigentlich nicht befohlen, Brot
zu kaufen? Warum sparte Sauerampfer so, wenn er drei
Truhen voll Münzen hatte?!
Die Marmelade verteilte Trix ohne viel Federlesens
mit dem Finger auf dem Brötchen. Den Finger leckte er
danach säuberlich ab. Natürlich glaubte er nicht, das sei
besonders appetitlich. Nein, es war einfach nur noch sehr
wenig Marmelade übrig und die klebte an den Wänden
des Topfes. Mit dem Finger kam er da leichter ran.
Trix stellte Kaffee und Brötchen auf ein Tablett und
ging in Sauerampfers Studierzimmer, das eine Etage höher lag. Zum Glück konnte er eine gewöhnliche Wendeltreppe benutzen – und auf den Aufzug verzichten.
    Als Erbe eines – wenn auch halben – Herzogs empfand
Trix keinerlei Scheu vor Schriftgelehrten oder Bibliothekaren, ja nicht einmal vor Magiern. In seiner Kindheit
hatte er viele Stunden im Studierzimmer ihres Hofmagiers Kemur zugebracht, eines guten und scharfsinnigen, in seinem Beruf jedoch nicht allzu erfolgreichen
Mannes.
    Und auch im Arbeitszimmer seines Vaters gab es neben dem dicken, in Leder gebundenen Band mit den königlichen Gesetzen und dem Regal mit den einmal im
Jahr erscheinenden Neuesten Nachrichten einen speziellen Tisch mit Schreibutensilien. Nein, nicht mit den üblichen, mit denen sein Vater Erlasse und Anordnungen
unterschrieb, sondern mit eleganten Schreibwerkzeugen
(der Griff aus Ulmenholz, die Feder vom Phönix), die
nach landläufiger Meinung allein dazu geeignet waren,
Zaubersprüche zu notieren.
    Das Studierzimmer des großen Magiers Sauerampfer
fiel jedoch völlig aus dem Rahmen. Statt soliden Schränken mit in Leder und Maroquin gebundenen Büchern gab
es hier nur die nackten, mit cremefarbenem Stoff bespannten Wände. Hinterm Schreibtisch ragte kein gemütlicher Sessel auf, sondern ein harter Stuhl mit hoher Lehne.
Der Tisch selbst war aus dem Holz des weißen Baums
und der Bergbirke gefertigt, einfach, ohne Fächer und
Verzierungen. Auf dem Tisch brannte trotz des strahlenden Sonnentages eine helle Öllampe, stand ein Glas mit
scharf gespitzten Silberstiften, lag ein Stapel guten weißen Papiers.
    Nur ein Detail störte die asketische Ordnung: ein
Aquarell an der Wand. Das Bild zeigte ein junges Mädchen in durchscheinenden Gewändern, das aus einem
nebelumwölkten Wald heraustrat. An einer feinen Schnur
führte es ein weißes Einhorn mit traurigen Augen. Das
Tier gefiel Trix, mehr noch gefiel ihm allerdings die junge
Frau. Trotzdem hätte er ein solches Bild eher in einem
weiblichen Boudoir als im Studierzimmer eines mächtigen Magiers erwartet.
»Der Kaffee, Herr Sauerampfer«, sagte Trix.
    Sauerampfer stand am Fenster. Mit gerunzelter Stirn
starrte er auf ein dicht beschriebenes Blatt Papier.
»Der Kaffee!«, sagte Trix etwas lauter.
»Der Kaffee …«, wiederholte der Magier nachdenklich, ohne sich jedoch umzudrehen.
»Ein guter, aromatischer Kaffee!«, pries Trix ihn an.
»Es gab aber nur zehn Beeren für einen Silberling. Und
sie sollen noch teurer werden!«
»Ein guter, aromatischer …« Sauerampfer nahm völlig
abwesend den Becher an sich, nippte daran und wies mit
energischem Nicken auf den Stuhl. »Setz dich! Setz dich
und hör zu!«
Begeistert davon, am Arbeitsplatz eines echten Magiers zu sitzen, aber auch von der Aussicht, etwas zu lernen, nahm Trix rasch Platz.
»Das hier …«, Sauerampfer räusperte sich. »Also, es
ist noch nicht ausgefeilt … ich muss noch einiges korrigieren … Kurz und gut, es ist ein Zauber, um einen fliegenden Feuerdämon in einen geschlossenen Raum zu
rufen. Hör zu!«
Trix fing an zu zappeln und lauschte aufmerksam.
»Zunächst ließ sich ein Fiepen vernehmen, ein zartes,
kaum zu hörendes Fiepen, gleich dem Gesang der Mücken
in der Nacht«, begann Sauerampfer. »Dann wogten heiße
Wellen durch den Raum, trieben den Schweiß auf die
entsetzten Gesichter. Und die Sorge trieb sich in die Gesichter …«
Er verstummte. Zweifelnd blickte er aufs Blatt.
»Stimmt etwas nicht, Herr Sauerampfer?«, fragte Trix.
Ihm selbst war es so vorgekommen, als habe er gerade
dieses zarte Fiepen gehört und als sei die Temperatur im
Zimmer gestiegen.
»Aber ja!« Sauerampfer beugte sich über den Tisch,
fuhr mit dem Silberstift

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