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Lukianenko Sergej

Lukianenko Sergej

Titel: Lukianenko Sergej Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trix Solier 3445BAB7
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Chroniken?«
Trix dachte nach. »Allerlei«, räumte er schließlich ein.
»Hipphu der Gütige zum Beispiel hat seinen treulosen
Knappen an den Schwanz einer Stute gebunden.«
»Und die ist dann losgerast?«, fragte Ian erschrocken.
»Schlimmer. Er hatte das Pferd vorher zwei Wochen
lang gemästet und nicht einmal aus dem Stall gelassen.
Danach haben alle den Knappen für einen Latrinenreiniger
gehalten. Den Gestank ist er nie wieder losgeworden! Es
gab aber auch Guideon den Strengen, der hat seinen
Knappen einfach ausgepeitscht und ihm dann verziehen!«
»Strenge hat mir schon immer besser gefallen als Güte«,
versicherte Ian eifrig.
»Trix«, mischte sich Annette erneut ein, »Trix, sei gut!
Liebe muss die Welt regieren! Nicht Krieg, sondern Liebe!«
»Du schweig lieber!«, sagte Trix – und das galt sowohl für Ian wie auch für Annette. »Gut. Ich … ich verzeihe dir. Ich bestrafe dich, aber ich verzeihe dir.«
»Und wie sieht die Strafe aus?«, fragte Ian misstrauisch.
»Sie wird streng ausfallen«, sagte Trix grinsend, dem
der verwilderte Garten und der dreckige Fußboden in
Sauerampfers Haus einfielen. »Und jetzt lass uns gehen!«
»Aber ich darf mich doch nicht von meinem Arbeitsplatz entfernen!«
»Wie bitte?«
»Außerdem«, Ian spähte mit ängstlichem Blick über
Trix’ Schulter, »behält man mich im Auge.«
Obwohl Trix wusste, dass er gerade riskierte, auf den
ältesten Trick der Welt hereinzufallen, drehte er sich um.
Ian hatte nicht gelogen.
Hinter Trix standen zwei Männer. Ein dunkelhäutiger,
langhaariger Kerl, unter dessen Vorfahren sich fraglos
einige Samarschaner fanden, und ein magerer Kahlkopf
mit blassen, farblosen Augen. Beide waren jung, wirkten
aber irgendwie verlebt. Nebeneinander sahen sie derart
komisch aus, dass einem sofort angst und bange wurde.
»Was belästigst du diesen jungen Mann?«, fragte der
Kahlkopf. »He? Du Knirps!«
»Der kann nicht reden«, vermutete der Langhaarige
und ließ seine Finger knacken. »Der hat keine Zunge.«
»Hat er wohl! Der hat doch irgendwas gesäuselt.« In
den Händen des Kahlkopfs funkelte plötzlich ein schmales Messer. Damit fing er an, sich den Dreck unter den
Fingernägeln herauszupopeln. »Aber das kann man ja
ändern!«
Trix schluckte. »Dieser Jüngling«, sagte er so selbstsicher wie möglich, »ist mein Kna… mein Diener. Mein
flüchtiger Diener. Ich werde ihn jetzt mit nach Hause
nehmen.«
»Wie spaßig«, bemerkte der Langhaarige.
»Urkomisch«, stimmte der Kahle zu.
Entsetzt begriff Trix, dass ihm keine Magie mehr helfen würde, selbst wenn er die richtigen Worte für einen
Zauber fände. Einen Zauber muss man aussprechen. Und
je wirksamer er sein soll, desto länger muss man sprechen (weshalb Magie nie die Welt beherrschen wird).
Mit einer abgeschnittenen Zunge oder mit einem Messer
in der Brust wäre das aber sehr schwer. Weil alle Magier
das wissen, nehmen sie ja auch gern zwei, drei Ritter mit
auf ihre Abenteuer. Die verfügen zwar nicht über die Gabe
der Beredsamkeit, verstehen es dafür aber, geschickt mit
ihren Klingen umzugehen.
»Meine Herren!« Annette flatterte aus Trix’ Tasche.
Die weit aufgerissenen Augen des komischen Pärchens
waren der beste Beweis dafür, dass die Fee nun wieder
sichtbar war. »Ich sage nur: Gebt dem Frieden eine
Chance! Wir wollen Liebe machen, nicht Krieg!«
»Ei-eine F-fee!«, stammelte der Langhaarige.
Wie jeder weiß, ist von einer Fee nichts Gutes zu erwarten. Vor allem dann nicht, wenn sie Gutes wünscht.
Ihr Gutes endet normalerweise mit einem langen Schlaf
in einem verzauberten Schloss, unangenehmen Verwandlungen in quakende oder piepsende Tiere und in den allerschlimmsten Fällen sogar mit dem aufregenden Leben
als Gegenstand des täglichen Bedarfs.
»Ein bisschen Frieden! Ein bisschen Liebe! Tänze im
Mondschein!«, rief Annette und gestikulierte wild mit
den Armen. Bei jeder Bewegung stieg von den kleinen
Fingern silbriger Staub auf, bis eine glitzernde Wolke das
bedrohliche Pärchen einhüllte.
Daraufhin wuchsen dem Kahlen Haare. Sie waren
zartgrün, fast wie junges Gras. Und der Langhaarige
kriegte unzählige feine Zöpfe. Das Messer in der Hand
des Dünnen und nun überhaupt nicht mehr Kahlen verwandelte sich in eine Tabakspfeife. Die dunkle Kleidung,
bestens geeignet für zweifelhafte nächtliche Geschäfte,
wich bunten, weiten Gewändern. Über den Köpfen der
beiden Banditen schimmerten winzige bunte Regenbogen, und eine angenehme, wenn auch

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