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Lukkas Erbe

Lukkas Erbe

Titel: Lukkas Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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nehmen, wenn er so etwas von sich gibt.»
    Am Freitagmorgen fuhr Walter Hambloch zum Lässler-Hof, um ein sehr ernstes Wort mit Achim zu sprechen. Er traf jedoch nur Antonia an. Paul Lässler war mit Tanja zum Krankenhaus gefahren. Und Antonia konnte nicht sagen, wo Achim sich aufhielt. Sie wusste es wirklich nicht, hatte ihren Sohn nicht mehr gesehen, seit er am vergangenen Abend mit der letzten Fuhre Gülle vom Hof gefahren war. Der Traktor stand auch an dem Morgen noch auf dem Weg. Antonia fuhr ihn zurück auf den Hof, rief ihre Schwägerin an und bat Maria, mit Achim zu sprechen, damit er endlich zur Vernunft kam.
    Maria rief Bruno Kleu zu Hilfe, gemeinsam machten sie sich auf die Suche. Ehe man mit Achim reden konnte, musste man ihn erst einmal finden. Am späten Nachmittag entdeckten sie ihn – in der Scheune auf dem Schlösser-Hof.Er lag auf dem Zwischenboden, wie es Ben oft getan hatte, wenn er den Lässler-Hof beobachtete.
    Achim schaute nicht, lag einfach nur da, starrte das Deckengebälk an und sagte: «Ich glaube, ich fang mit Papa an. Wenn man es genau nimmt, ist das alles seine Schuld. Er hat zu Britta gesagt, sie soll sich ein bisschen fern halten von Ben, obwohl er es besser hätte wissen müssen. Wenn er die Schnauze gehalten hätte, wäre ihr nichts passiert.»
    Maria brachte ihren Neffen dazu, ihnen zum Auto zu folgen. Nachdem er eingestiegen war, sagte Achim zu Bruno: «Aber wenn Ben die Frau anrührt, mache ich ihn kalt. Noch mal erwischt er mich nicht unvorbereitet, das kannst du glauben.»
    An diesem Freitagnachmittag hatte Ben seinen ersten Termin im Bungalow. Bruno fuhr ihn persönlich hin, warnte Miriam bei der Gelegenheit noch einmal vor Achim und bat, auch Nicole zu warnen. «Der Junge hat sich da was in den Kopf gesetzt», sagte Bruno. «Er meint, Frau Rehbach schuldet ihm was. Und wenn sie unbedingt ein Kind will, könnte sie auf die Weise zahlen. Entweder freiwillig oder   …»
    Nicole war nicht da, sie machte Einkäufe in Lohberg wie besprochen, durfte dafür den Jaguar nehmen. Als sie zurückkam, war Ben schon wieder weg. Und Miriam hatte andere Probleme als Achim Lässler. Sie hatte es keine volle Stunde lang ertragen – allein mit Ben im Wohnzimmer. Lukkas Stimme im Ohr, und bei dem Anblick von Bens großen zerschnittenen Händen meinte sie, ihn auch sehen zu können: röchelnd, brechende Augen, die letzten Sekunden seines Lebens. Und das war nicht das Schlimmste.
    Was es für sie unerträglich machte, war Bens argloses Lächeln und sein unverhohlenes Interesse an ihren Verletzungen.Dreimal zeigte er ohne jede Scheu auf ihr Bein, obwohl sie einen langen Rock trug. Und trotz des aufwendigen Make-ups entging ihm auch die Narbe auf ihrer Wange nicht.
    Sie legte ihm die ausgeschnittenen Zeitungsfotos der Opfer vor, er warf nur einen flüchtigen Blick darauf und erkundigte sich Anteil nehmend: «Freund weh macht?»
    Zweimal antwortete sie: «Nein, Lukka hat mich nicht verletzt. Es war ein Autounfall.» Und sie wusste, dass es nur zum Teil der Wahrheit entsprach. Lukka hatte sie schlimmer verletzt als dieser verfluchte Alleebaum.
    Beim dritten Mal wurde sie laut. «Nein, verdammt. Er hat mir nichts getan. Jetzt hör auf davon.»
    Und er betrachtete sie so skeptisch, als glaube er ihr kein Wort, tippte mit einem Finger auf die Zeitungsausschnitte. «Freund Fein weh macht.»
    In ihren Ohren klang es, als hätte er gesagt: «Mach dir nichts vor, wir wissen doch beide, was er mit jungen Frauen und Mädchen angestellt hat. Du kannst dir die Mühe mit mir sparen. Ich habe ihnen nur die letzte Ehre erwiesen.»
    Und Bruno Kleu hatte gesagt, er könne nicht lügen. Die Ärzte in der Landesklinik hatten es bestätigt. Es machte sie so hilflos. Ihn noch einmal anschreien schaffte sie nicht. Stattdessen dämpfte sie die Stimme zu einem gefährlich ruhigen Ton, der ihn zu einem Stirnrunzeln veranlasste. «Wir werden feststellen, wer was gemacht hat. Und wenn du eines der Mädchen angerührt hast, bringe ich dich um.»
    Er schaute sie nur ratlos an. Bringe ich dich um, das klang für ihn nicht nach einer Drohung. Totmachen war ihm ein Begriff, aber den verband er nur mit kleinen Tieren wie Hühnern, Katzen und Käfern. Bringen, den Ausdruck kannte er natürlich, rühren auch. Das tat Renate,wenn sie einen Kuchen backen wollte, und da sagte Renate oft: «Bring mir noch ein Ei, Ben.»
    Angerührt hatte er keines der Mädchen, das wusste er mit Sicherheit. Er hatte sie angefasst. Und das hatte er tun

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