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Lullaby (DE)

Lullaby (DE)

Titel: Lullaby (DE) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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bewohnt haben.
    Die Telefonistin des Hotels sagt, die beiden haben zwischen halb elf und Mitternacht mehrere Telefonate geführt. Um Viertel nach zwölf haben sie beim Empfang angerufen und für acht Uhr den Weckdienst bestellt. Ein Empfangsangestellter bestätigt, dass sie mit der Fernbedienung einen Pornofilm bestellt haben.
    Am nächsten Morgen um neun hat das Zimmermädchen die beiden tot aufgefunden.
    »Embolie, wenn Sie mich fragen«, sagt Nash. »Wenn man es einer Tussi mit dem Mund besorgt, kann es passieren, dass man ihr etwas Luft reinbläst, oder wenn man sie beim Vögeln zu hart rannimmt, drückt man ihr womöglich Luft in den Blutkreislauf und die Blase wandert ihr ins Herz.«
    Nash ist korpulent. Ein großer Bursche. Er trägt einen schweren Mantel über seiner weißen Uniform und weiße Laufschuhe und steht an der Theke, als ich in die Bar komme. Beide Ellbogen aufgestützt, beißt er in ein Steaksandwich, aus dem unten Senf und Majo triefen. Daneben steht eine Tasse schwarzer Kaffee. Das fette schwarze Haar hat er zu einer kleinen Palme hochgebunden.
    Und ich sage: Und?
    Ich frage, ob jemand in der Suite herumgewühlt hat.
    Nash kaut bloß, sein großer Unterkiefer geht hin und her. Er hält das Sandwich mit beiden Händen, starrt aber daran vorbei auf den voll gekleckerten Teller, Dillgurken und Fritten.
    Ich frage, ob er in dem Hotelzimmer einen Geruch wahrgenommen hat.
    Er sagt: »Die beiden waren ja frisch verheiratet, also nehme ich mal an, er hat sie zu Tode gebumst und dann selbst einen Herzinfarkt gekriegt. Ich wette fünf Dollar, man hat sie aufgeschnitten und Luft in ihrem Herzen gefunden.«
    Ich frage, ob er wenigstens die Wahlwiederholung gedrückt hat, um rauszufinden, wer als Letzter angerufen hat.
    Und Nash sagt: »Nix zu machen. Nicht bei einem Hoteltelefon.«
    Ich sage, ich will für meine fünfzig Dollar mehr als sein Gesabbel wegen einer Leiche.
    »Sie hätten da auch gesabbelt«, sagt er. »Mann, die hat toll ausgesehen.«
    Ich frage, ob in dem Zimmer noch Wertsachen – Uhren, Brieftaschen, Schmuck – gewesen sind.
    Er sagt: »Übrigens noch warm unter der Decke. Ziemlich warm. Kein Todeskampf. Nichts.«
    Sein großer Unterkiefer geht hin und her, etwas langsamer inzwischen, und er starrt einfach so ins Leere.
    »Wenn Sie jede Frau haben könnten, die Sie haben wollen«, sagt er, »wenn Sie mit ihr machen könnten, was Sie wollen – würden Sie’s dann bleiben lassen?«
    Ich sage, das laufe auf Vergewaltigung hinaus.
    »Nicht«, sagt er, »wenn sie tot ist.« Er zermalmt eine Fritte. »Wenn ich allein gewesen wäre, und wenn ich einen Pariser dabei gehabt hätte . . .«, sagt er mit vollem Mund. »Natürlich hätte ich dafür gesorgt, dass der Gerichtsmediziner keine Spur von meiner DNA gefunden hätte.«
    Dann läuft es also auf Mord hinaus.
    »Nicht, wenn jemand anderer sie getötet hat«, sagt Nash und sieht mich an. »Oder ihn . Der Mann hatte einen hübschen Arsch, falls Sie eher auf so was stehen. Nichts ausgelaufen. Keine Livores mortis. Keinerlei Hautveränderungen. Nichts.«
    Wie er so reden und dabei noch essen kann, ist mir ein Rätsel.
    Er sagt: »Beide nackt. Zwischen ihnen ein großer feuchter Fleck auf der Matratze. Ja, sie haben’s getrieben. Und sind dabei gestorben.« Nash kaut sein Sandwich und sagt: »Die Kleine hat besser ausgesehen als jede Tussi, die ich jemals hatte.«
    Wenn Nash das Merzlied kennen würde, wären bald alle Frauen tot. Tot oder Jungfrau.
    Wenn Duncan tot ist, hoffe ich bloß, dass nicht Nash den Anruf entgegennimmt und hinfährt. Diesmal womöglich mit einem Pariser. Vielleicht gibt’s die da auf dem Klo zu kaufen.
    Da er so ein gutes Auge hat, frage ich, ob er irgendwelche Hautabschürfungen, Bisswunden, Insekten- oder Nadelstiche oder sonst etwas bemerkt hat.
    »Nichts in der Richtung«, sagt er.
    Ein Abschiedsbrief?
    »Nein. Keine äußere Todesursache erkennbar«, sagt er.
    Nash wendet das Sandwich in seinen Händen und leckt Senf und Majo ab, die am anderen Ende rausquellen. Er sagt: »Sie erinnern sich bestimmt an Jeffrey Dahmer.« Nash leckt und sagt: »Der hatte nicht den Plan, so und so viele Leute umzubringen. Er hat bloß gedacht, man kann Leuten ein Loch in den Schädel bohren, ein bisschen Abflussreiniger reinfüllen und sie zu seinem Sexzombie machen. Dahmer hat einfach nur immer mehr gebraucht.«
    Und was kriege ich für meine fünfzig Dollar?
    »Einen Namen. Mehr hab ich nicht«, sagt er.
    Ich gebe ihm zwei Zwanziger

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