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Lullaby (DE)

Lullaby (DE)

Titel: Lullaby (DE) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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he, er habe mir zehntausend Nachrichten auf den Piepser geschickt. Ich frage, was gibt’s denn so Wichtiges?
    Auf dem Tisch liegt eine Zeitung; sie ist gefaltet, und man sieht die Schlagzeile:
    Geheimnisvolle Seuche fordert sieben Tote
     
    Die Unterzeile lautet:
    Angesehener Lokalredakteur und Meinungsführer
offenbar das erste Opfer
     
    Wer damit gemeint ist, muss ich erst nachlesen. Es ist Duncan, und wie sich herausstellt, war sein Vorname Leslie. Wie man bei ihm auf Ausdrücke wie angesehen und Meinungsführer kommen kann, ist mir schleierhaft.
    So viel zum Thema, Journalist und Nachricht schließen sich gegenseitig aus.
    Nash klopft mit dem Finger auf die Zeitung und sagt: »Haben Sie das gelesen?«
    Und ich sage ihm, dass ich den ganzen Nachmittag nicht im Büro gewesen bin. Und, verdammt. Ich habe vergessen, meine nächste Folge zum Krippentod abzuliefern. In dem Artikel lese ich mich selbst zitiert. Duncan war mehr als nur mein Redakteur, sage ich da, mehr als nur mein Mentor. Leslie Duncan war für mich wie ein Vater. Dieser verfluchte Oliphant mit seinen verschwitzten Händen.
    Jäh wie ein Frösteln, das mir den Rücken runterläuft, saust mir das Merzlied durch den Kopf, und die Zahl der Opfer wächst. Irgendwo bricht jetzt Oliphant zusammen oder kippt vom Stuhl. Mein Pulverfass, meine Wut, hat wieder zugeschlagen.
    Je mehr Leute sterben, desto mehr bleibt alles beim Alten.
    Vor Nash steht ein leerer Pappteller, auf dem nur ein paar Fetzen Wachspapier und schmierige gelbe Kartoffelsalatreste verteilt sind, und Nash dreht eine Papierserviette in den Händen, dreht sie zu einem langen dicken Seil, sieht mich über die Kerze hinweg an und sagt: »Wir haben den Burschen bei Ihnen im Haus heute Nachmittag abgeholt.« Er sagt: »Zwischen den Katzen und Kakerlaken in seiner Wohnung gab’s nicht viel zu obduzieren.«
    Der Mann, den wir heute früh hier haben umkippen sehen, der mit den Koteletten und dem Handy, von dem sagt Nash, dass dem Gerichtsmediziner dazu auch nichts einfalle. Außerdem seien dann anschließend noch zwischen hier und dem Redaktionsgebäude drei Leute tot umgefallen.
    »Und dann haben sie in der Redaktion noch einen gefunden«, sagt Nash. »Gestorben, während er auf den Aufzug gewartet hat.«
    Er sagt, der Gerichtsmediziner meine, die könnten alle an derselben Ursache gestorben sein. Die sprechen von einer Seuche, sagt Nash.
    »Aber die Polizei vermutet ein Betäubungsmittel«, sagt er. »Wahrscheinlich Succinylcholin, entweder freiwillig eingenommen, oder jemand hat es ihnen injiziert. Das ist ein neuromuskulärer Blocker. Davon wird man so entspannt, dass man aufhört zu atmen und an Sauerstoffmangel stirbt.«
    Die Frau, die hinter der Absperrung für die Filmcrew, die mit ausgestrecktem Arm auf mich zugelaufen kam, um mich aufzuhalten, die mit dem Walkie-Talkie, zu der gibt es folgende Details: langes schwarzes Haar, ein enges T-Shirt über strammen Titten. Sie hatte einen hübschen kleinen Arsch in den Jeans stecken. Möglich, dass sie und Nash die malerische Fahrt ins Krankenhaus gemeinsam unternommen haben.
    Noch eine Eroberung.
    Was auch immer Nash mir unbedingt erzählen will, ich will es nicht wissen.
    Er sagt: »Aber ich glaube, die Polizei irrt sich da.«
    Nash schlägt die gezwirbelte Papierserviette durch die Kerzenflamme, und die Flamme zuckt zusammen und stößt eine kleine Wolke schwarzen Rauch empor. Dann brennt sie wieder normal, und Nash sagt: »Falls Sie mich abservieren wollen, wie Sie diese anderen Leute abserviert haben«, sagt er, »sollten Sie wissen, dass ich das alles aufgeschrieben und bei einem Freund hinterlegt habe, alles, was ich bis jetzt weiß.«
    Und ich frage ihn lächelnd, wie er das meine. Was weiß er denn?
    Und Nash hält die Spitze seiner verdrehten Serviette über die Kerzenflamme und sagt: »Ich weiß, dass Sie gemeint haben, Ihr Nachbar sei tot. Ich weiß, dass ich gesehen habe, wie in diesem Lokal ein Mann tot zusammengebrochen ist, während Sie ihn angesehen haben. Und vier weitere sind gestorben, als Sie auf dem Weg zur Arbeit an ihnen vorbeigegangen sind.«
    Die Spitze der Serviette wird braun, und Nash sagt: »Zugegeben, das ist nicht viel, aber jedenfalls mehr, als die Polizei zur Zeit hat.«
    Die Spitze flammt auf, brennt mit winziger Flamme, und Nash sagt: »Vielleicht können Sie ja der Polizei den Rest erzählen.«
    Die Flamme wird größer. Es sind genug Leute hier, dass jemand das mitbekommen wird. Nash, wie er einfach eine Kneipe

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