Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
Vom Netzwerk:
verbrannten Überresten meiner
alten Schule befanden. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass wir uns in diese
Richtung bewegt hatten, zu sehr war ich von der Rede des anderen eingenommen
gewesen. Unvermittelt stockte mir der Atem.
    »Ich
… sollte hier nicht sein«, murmelte ich unbehaglich. »Die Polizei sucht mich.
Sie denken … sie denken …«
    »Sie
sind nicht hier«, unterbrach der andere mich. »Wenn du dich umsehen möchtest,
dann tu es.«
    Ich
nickte abgehackt. Das wollte ich tatsächlich – hier, an diesem Ort, an dem
alles seinen Anfang genommen hatte. Wenn ich an jenem Abend nicht zum Schulball
gegangen wäre, hätte ich Kiro niemals getroffen, ebenso wenig wie Mike. Ich
hätte niemals von meinem magischen Erbe erfahren, würde vielleicht immer noch
ein ruhiges, normales Leben führen.
    Mit
angehaltenem Atem betrat ich das Schulgelände. Das Tor war nicht verschlossen,
es hing ein wenig schräg in den Angeln und quietschte im Wind, als ich es
durchschritt. Polizisten hatten überall winzige Schilder mit Nummern
angebracht, und nun sah ich auch die Überreste eines gelben Sicherheitsbandes,
die an der Umzäunung des Geländes flatterten. Ob es das Wetter oder Vandalen
gewesen waren, die es zerrissen hatten, ließ sich nicht feststellen.
    Beinahe
andächtig schritt ich durch die rußgeschwärzten Grundmauern, jene kläglichen
Überreste des Gebäudes, in dem ich so viele Stunden meines früheren Lebens
verbracht hatte. Obwohl der Brand schon mehrere Wochen zurücklag, war der
Vorplatz des ehemaligen Schulgebäudes immer noch pechschwarz von Asche und
anderen, zu verbrannter Schlacke geronnenen Dingen, deren Ursprung ich lieber
nicht genauer identifizieren wollte. Der allmählich verblassende, aber
nichtsdestotrotz immer noch beißende Gestank nach erkaltetem Qualm schlug mir
entgegen, als hätte hier jemand vor ein paar Tagen ein morbides Grillfest
gefeiert.
    Mit
einer bewussten Anstrengung zwang ich mich, weiterzugehen, geradewegs durch die
verheerte Ruine meines Lebens. Je näher ich dem Zentrum des Geländes kam, desto
schlimmer wurde der übelkeitserregende Brandgeruch, der sich in halb geschmolzenem
Asphalt gefressen hatte und vermutlich nie wieder völlig weichen würde.
    »Was
siehst du?«
    Als
die Stimme in meinem Rücken ertönte, schrak ich leicht zusammen. Beinahe hatte
ich vergessen, dass ich nicht allein hierher gekommen war. Ich wandte mich um
und bemerkte, dass der blonde Mann mir gefolgt war und sich nur wenige Schritte
hinter mir befand.
    »Asche«,
antwortete ich schlicht. »Ich sehe Asche.«
    »Und
was siehst du noch?«
    Ich
wandte mich um, ließ meinen Blick über das Schlachtfeld schweifen. Mit einem
Mal begriff ich, spürte es mit jeder Faser meines Körpers. »Etwas an diesem Ort
ist … merkwürdig. Es ist nichts, was ich mit den Augen sehe, sondern …«
    »Mit
dem Geist«, vervollständigte der Blonde, nachdem ich vergebens um Worte
gerungen hatte. »Und was ist es, das dein Geist sieht, Mädchen?«
    Unbehaglich
trat ich von einem Fuß auf den anderen, und ich hatte das dringende Bedürfnis,
diesen Ort zu verlassen. Es war nicht nur der Gestank von Qualm, der mir in die
Nase drang – weit intensiver war der Odem des Bösen, der mir atemberaubend ins
Gesicht schlug. Etwas an dieser Stelle der Wirklichkeit schien schrecklich verkehrt,
als wären die Proportionen von Realität und Wahnsinn ineinander gelaufen wie
die frischen Farben eines Aquarells. Die Sonne über meinem Kopf wirkte dunkler,
schwerer, der Boden schien von sachter Bewegung erfüllt, als befänden sich
dicht unter seiner Oberfläche tausende Spinnen, die nervös hin- und
herkrabbelten, auf der Suche nach einem Ausgang. Selbst die Luft war anders,
irgendwie säurehaltig, sodass es beinahe schmerzte, sie in die Lungen zu
saugen.
    Natürlich
war mir bewusst, dass kein gewöhnlicher Mensch all diese winzigen Anhaltspunkte
wahrgenommen hätte. Wie der andere es so treffend ausgedrückt hatte, war es
mein Geist, der sah, nicht mein Auge. Doch das machte es nicht weniger real.
    »Nun?«,
sagte der Blonde.
    Ich
schüttelte schweigend den Kopf. »Es ist … beunruhigend. Was ist hier geschehen?«
    »Dasselbe,
was bald auch dem restlichen Planeten widerfahren wird«, gab der Blonde zurück.
»Es scheint, als hätte Hansen auch diese Information vor dir zurückgehalten.
Weißt du denn gar nicht, welche Bedrohung es ist, der ihr euch stellen müsst?«
    Ich
knetete meine Finger, versuchte, meine Gedanken zu ordnen. »Ein sehr

Weitere Kostenlose Bücher