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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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Nun saß er etwas abseits von uns
auf der anderen Seite des Zimmers, wo er abwechselnd konzentriert las und mit
raschen, nervösen Blicken aus dem Fenster lugte, als erwartete er jeden
Augenblick einen Angriff. Nun spähte er mich über den Rand des reichlich
zerlesen aussehenden Buches, in welchem er bisher vollkommen vertieft
geblättert hatte, aus wachsamen Augen an. Offensichtlich erwartete auch er eine
Antwort.
    Ich
nickte vage. »Ja, ich … denke schon. Wahrscheinlich fühle ich mich besser.« Ich
wusste, dass es das war, was sie hören wollten – warum also sollte ich ihnen
diesen Gefallen nicht tun?
    Hansen
schien das Interesse bereits wieder verloren zu haben und steckte seine Nase
wieder in den Wälzer, der seine gesamte Aufmerksamkeit zu beanspruchen schien. »Wenn
du das sagst«, hörte ich seine undeutliche Stimme dahinter hervordringen.
    »Was
lesen Sie da eigentlich die ganze Zeit, Hansen?«, fragte Kiro stirnrunzelnd und
lehnte sich in seinem Stuhl vor, um einen Blick auf Hansens Lektüre zu erhaschen.
    Dieser
klappte das Buch übertrieben ruckartig zu und legte es mit einer pedantisch
genauen Bewegung vor sich auf den zierlichen, gläsernen Couchtisch. Das Buch
war alt, sehr alt sogar. Der mit den Jahren rissig gewordene Einband schien aus
echtem, ehemals wohl tiefschwarzem Leder zu bestehen, dessen Farbe allerdings
nach und nach verblasst war, sodass es beinahe aschgrau aussah; die Seiten des
Buches waren spröde und vergilbt. Der Titel – zumindest nahm ich an, dass es
sich bei den seltsam anmutenden, verschnörkelten Linien, die keinem bestimmten
Muster zu folgen schienen, um diesen handelte – war in einer Schrift und
Sprache verfasst, die ich noch nie zuvor gesehen hatte, und in durch das hohe
Alter trüb gewordenen, goldenen Lettern gedruckt. Knapp darunter prangte ein
großes, düsteres … Etwas . Das Zeichen, das einen Großteil des Einbandes
beherrschte, war mit absolut nichts vergleichbar, was ich je zuvor gesehen
hatte. Auf den ersten Blick wirkte es schlicht wie ein unförmiges,
unentwirrbares Knäuel von Figuren, fast wie die sinnlose Kritzelei eines Kleinkindes.
Doch wirklich nur auf den ersten Blick. Als ich genauer hinsah, erkannte ich,
dass die verschiedenen Muster, die einander an den unmöglichsten Stellen
überlappten, miteinander verbunden zu sein schienen, was den Eindruck erschuf,
als befänden sich die einzelnen Linien in ständiger, fließender Bewegung.
    Mühsam
riss ich mich von dem Anblick los und zwang mich, stattdessen Hansens Gesicht
zu fixieren. Diesem war mein erschrockener Blick nicht entgangen, doch anstatt
mich für meine Reaktion zu verspotten, wie ich es eigentlich von ihm erwartet
hätte, warf er nun seinerseits einen unsicheren Blick auf den Einband des
Buches, streckte die Hand aus, wie um ihn zu berühren, zog die Finger jedoch
Zentimeter, bevor sie das abgewetzte Leder berührten, wieder zurück und deutete
ein Kopfschütteln an, als würde er sich selbst in Gedanken eine Frage beantworten.
    »Was
ist das für ein eigenartiges Buch?«, fragte ich nervös.
    »Du
kannst dir gar nicht vorstellen, wie oft ich mir diese Frage schon selbst
gestellt habe«, seufzte Hansen. »Ich habe keine Ahnung, woher es ursprünglich
kam oder gar, wer es verfasste. Man … gab es mir zur Aufbewahrung, vor endlos
langer Zeit. Ich habe versucht, hinter sein Geheimnis zu kommen, aber bislang
vergebens. Nach dem Fall des Zirkels habe ich das Buch nicht mehr angerührt,
müsst ihr wissen. Ich war froh, mein eigenes Leben zurückzuhaben und mich von
diesem ganzen Okkult-Schwachsinn lösen zu können.« Hansen lächelte gequält.
»Nun ja, wie man sieht, ist es mir letztendlich doch nicht gelungen.«
    »Und
wissen Sie, was darin steht?«, fragte Kiro neugierig. »Ist es so was wie … der
Schlüssel zu allen bisher ungelösten Rätseln der Menschheit?« Der beabsichtigte
Effekt von Kiros spöttisch gemeinten Worten wurde durch seine nervösen
Seitenblicke auf den Folianten gehörig verdorben.
    Hansen
schüttelte ernst den Kopf. Wenn er den beißenden Spott in Kiros Stimme
überhaupt bemerkt hatte, überging er ihn meisterlich. »Nicht, soweit ich das
zum jetzigen Zeitpunkt beurteilen kann. Schrift und Sprache sind unglaublich
schwer zu entziffern, ich habe bislang nicht einmal geschafft, einen Bruchteil
zu dechiffrieren. Aber eines weiß ich bereits jetzt mit Sicherheit: In diesem
Buch ist großes magisches Wissen festgehalten, und wenn ich erst in der Lage
bin, diese

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