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Luna, Seelengefährtin - mein Hund, das Leben und der Sinn des Seins

Luna, Seelengefährtin - mein Hund, das Leben und der Sinn des Seins

Titel: Luna, Seelengefährtin - mein Hund, das Leben und der Sinn des Seins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Seul
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waren zu hoch.
    Schon damals, am ersten Tag, noch keine vierundzwanzig Stunden im Haus, hätte ihr Wegsein wehgetan.
    Abends fuhr ich noch mal einkaufen, den Rest der Liste besorgen. Diesmal nahm ich sie mit. Autofahren ist bestimmt auch wichtig, dachte ich an Frau Bärmann. Als ich mit meinen Einkäufen zum Wagen zurückkehrte, saß Luna nicht mehr auf der Rückbank, sondern hatte sich auf dem Fahrersitz zusammengerollt, wo die Chefin eben noch gesessen hatte, Nähe suchend. Vor Rührung stiegen mir Tränen hoch.
    Am nächsten Morgen stiegen sie in Johannes Augen. In Lunas Körbchen lag einer seiner schweren Winterstiefel. Der kleine Hund hatte sich einen Trost gegen die Einsamkeit in sein Lager geschleppt: Herrchenduft.

Wiener Würste auf der Flucht
    W enn sich ein kinderloses Paar über dreißig einen Hund zulegt, gilt es als egoistisch oder unfruchtbar oder neurotisch oder alles zusammen, sogar wenn es sich um eine arme Kreatur aus Südeuropa handelt, die sonst eingeschläfert würde. Manche Menschen glauben zu wissen, dass mit denen, die kei ne Kinder haben, etwas nicht stimmt. Jeder normale Mensch, meinen sie, möchte etwas weitergeben im Leben. Den eigenen Besitz vererben oder wenigstens Erfahrungen mitteilen. Das sei schließlich angelegt im Menschsein. Und man muss sich schon fragen, ob die, die nichts weitergeben möchten, vielleicht nichts weiterzugeben haben.
    Johannes und ich hatten eine Menge weiterzugeben. Wir woll ten Luna das Fährtensuchen beibringen, was ja nichts anderes ist als lesen, aber eben hundegerecht. Wir fuhren am Ammersee-Westufer entlang bis zu einer Wiese, wo wir glaubten, dort niemanden zu treffen, der uns kannte, befahlen Luna ins Platz und fesselten vor ihren Augen ein Wiener Würstchen. Mit der Wurst an der Schnur liefen wir zickzack über die Wiese. Luna zitterte vor Aufregung. Dann war sie dran. »Such die Wurst!«
    Luna spurtete los. Luna fand die Wurst. Luna brachte die Wurst unversehrt zu uns zurück. Johannes und mein Gesicht leuchteten vor Stolz. Wenn das Frau Bärmann gesehen hätte! Zur Belohnung bekam Luna die Wurst. Ein Schnapp, und weg war sie. Wir umwickelten eine zweite Wiener Wurst mit einer Schnur, Johannes rannte in eine andere Richtung, die Wurst hoppelte hinter ihm her durch das Gras, da erklang plötzlich sein Name.
    »Johannes! Hallo!«
    Er rannte einfach weiter. Musste man ausgerechnet dem neuen Schlagzeuger seiner Band begegnen, wenn man mit einer Wiener Wurst an der Leine am Ufer entlanglief? Nach einem weiteren Ruf drehte der Schlagzeuger taktvoll ab. Vielleicht glaubte er, sich getäuscht zu haben. Johannes versteckte die Wurst in einem Gebüsch, während ich Luna als fortge schritten einstufte und ihr die Augen zuhielt.
    »Such die Wurst!«
    Luna spurtete los, die Nase am Boden, pendelnd die in der Erregung aufgeplusterte Rute. Work in Progress, nannten wir das. Oder: Während der Fahrt bitte nicht mit dem Fahrer sprechen.
    Luna suchte in ihrem speziellen, uns unverständlichen Muster. Das kannten wir schon, sie hielt sich an ihre eigene Logik, die hatte nichts mit unserer zu tun. Sie konnte auch dort suchen, wo wir niemals gewesen waren. Aber bis jetzt hatte sie immer alles gefunden. Auch die Wurst?
    Luna näherte sich dem Gebüsch, sie stöberte dort herum, verschwand kurze Zeit aus unserem Sichtfeld, suchte weiter, lief ein Stück zurück und wieder vor.
    Johannes und ich beobachteten sie ratlos. Sie müsste die Wurst doch längst gefunden haben? Nein, hatte sie wohl nicht, so fleißig, wie sie weitersuchte. Schließlich lief Johannes zu dem Gebüsch.
    »Die Wurst ist weg!«, meldete er verblüfft. Dann bekamen wir einen Lachanfall. Luna hatte sie schnell runtergeschluckt, bevor sie uns die Delikatesse bringen musste, und dann so getan, als hätte sie nichts gefunden. Wenn das Frau Bärmann wüsste! Unsere Gesichtsfarbe reichte nun schon ins Violette. Wären wir Lunas Eltern gewesen, hätten wir womöglich gewetteifert, wem diese Intelligenzleistung genetisch gebührte. Einer Meinung waren wir, dass Luna genau wusste, was sie tat. Wir wollten nichts davon wissen, dass sie weitere Würste gesucht hatte, was ihre Intelligenz geschmälert hätte … oder unsere?

Ammenschlaf
    I n einer schwachen Minute denke ich: Besser, sie wäre schon tot. Dann hätte ich es hinter mir.
    Aber heute ist kein guter Tag, und daran bin ich schuld. Ich habe meinen Eltern von dem eventuellen Milztumor er zählt, als ich Luna für ein Gassigehen abgab. Meine Eltern lie ben

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