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Luna, Seelengefährtin - mein Hund, das Leben und der Sinn des Seins

Luna, Seelengefährtin - mein Hund, das Leben und der Sinn des Seins

Titel: Luna, Seelengefährtin - mein Hund, das Leben und der Sinn des Seins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Seul
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Sprüngen breitbeinig stehen blieb, die Rute steif in der Luft, an der Spitze zitternd, das Nackenfell gesträubt. Ein Mann lief in zwanzig Metern Entfernung den Trampelpfad entlang – und machte beim Anblick des Hundes schleunigst kehrt. Mein Herz schlug heftig, eher, weil mich Lunas Bellen erschreckt hatte. Ich verfolgte den Mann mit meinen Blicken, er hastete durch das Schilf, nur seinen Kopf konnte ich noch sehen, und dann war er weg. Ich lobte Luna, obwohl ich nicht glaubte, dass dieser Mann uns gefährlich geworden wäre. Doch er schien etwas Hinterhältiges im Sinn gehabt zu haben, normalerweise reagierte Luna nicht so aufgebracht. Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich ohne Luna gewiss bei den anderen Badegästen geblieben wäre. Mit ihr an meiner Seite fühlte ich mich sicherer, ohne dass ich mich zuvor unsicher gefühlt hätte. Was jeder Grundlage entbehrte: Dem Labrador wird nachgesagt, dass er Einbrecher begeistert begrüßt und ihnen dienstbeflissen hilft, das Diebesgut zum Wagen zu tragen. Lunas Aggressionspotenzial war vergleichbar mit einem Stoff tier. Oder?
    »Du weißt nicht, was passiert, wenn du wirklich angegriffen wirst«, meinte Dagmar aus meiner Hundegruppe. Ihre Blacky, ein Labradormix, hatte einmal einen Betrunkenen in den Schenkel gebissen, der Dagmar grob angerempelt hatte.
    Ich knuddelte Luna, grunzend warf sie sich auf den Bauch und wälzte sich im Gras. Sie war mein Schlüssel zu den schöns ten Plätzen der Welt. Zu zweit würden wir jeden versteckten Winkel erkunden.
    Auf dem Rückweg dachte ich über die fundierte Ausbildung von Verbrechern nach, wozu der sichere Umgang mit Hunden gehörte. Ein erfolgreicher Verbrecher sollte nicht nur alle Rassen und die jeweiligen Eigenarten kennen. Er sollte darüber hinaus die Hundesprache beherrschen und mit Hunden umgehen können, die als schwierig gelten. Von frühester Verbrecherschule an musste dies trainiert werden. Denn war ein Verbrecher, der Angst vor Hunden hatte, überhaupt ernst zu nehmen? Er müsste eine Waffe haben. Wenn jemand auf Luna schießen oder ihr etwas antun würde, dachte ich, eine friedfertige Frau mit einem Aggressionspotenzial wie ein Labrador … den würde ich umbringen. Ich erschrak ein bisschen, überlegte und korrigierte mich. Umbringen war zu wenig. In solchen Fällen, die man gelegentlich im Fernsehen sieht, finde ich Umbringen unangemessen, denn dann ist der andere weg – aber ist er wirklich weg? Solange wir nicht wissen, was nach dem Wegsein geschieht, ist Umbringen keine Lösung. Womöglich verhelfen wir dem Feind damit schnurgerade ins Paradies. All die Krimis wären dann nichts anderes als Versöhnungsappelle. Erlöse andere von ihrem Leben, erlöse sie von dieser Welt. So erlöst man auch sich selbst von der Anstrengung des Verzeihens. Anstatt dem Feind zu vergeben, bringt man ihn um und vergibt ihm somit auf einer höheren Ebene. Verzeihung – einer Schriftstellerin gehen hin und wieder die Pferde durch. Die Fantasie galoppiert los, meine Haare flattern im Wind, Strähnen wie Flügel hebe ich ab, was für ein Spaß, aber dann schwingt die Handwerkerin, die Stellerin der Schrift, das Lasso. Sie fängt die wilden Pferde ein und treibt sie in ihre Buchstabenkoppel. Je nachdem, welches Buch geschrieben werden soll, ist die Koppel weitläufig wie diese, hier galoppieren die Wildpferde los, ohne das Ende zu kennen, über Stock und Stein, Steppe und Strände. In anderen Büchern sind die Koppeln klein, manchmal so eng, dass sie kaum rennen können, nie außer Atem geraten und sich, wenn, dann höchstens auf der Bahn und auf Kommando verausgaben dürfen. Ein Liebesroman braucht ein Pärchen, ein Ratgeber Tipps, ein Thriller Nervenkitzel und ein Krimi mindestens eine Leiche. Ich habe in meinen Büchern schon einige Leute verschwinden lassen, erschossen, erschlagen, ertränkt, versteckt. So kam ich auch zu meinem allerersten Krimi. Ein Verlag fragte, ob ich Lust hätte, Frauenkrimis zu schreiben. Nein, hatte ich nicht. Ich mochte keine Krimis, weil ich mich nicht mit der Niedertracht des dazu nötigen Personals herumschlagen wollte. Doch dann dachte ich darüber nach. Da fiel mir jemand ein, der mich geärgert hatte. Dem würde ein Platz um die Ecke zur Läuterung gut tun – was ich natürlich nur theoretisch erwog. Ich rief meine Lektorin an und ließ sie wissen, dass mir eine spannende Story eingefallen sei, obwohl mir bislang nur die Leiche bekannt war. Der Verlagsvertrag verhalf mir zu einer Genugtuung, die

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