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Luna, Seelengefährtin - mein Hund, das Leben und der Sinn des Seins

Luna, Seelengefährtin - mein Hund, das Leben und der Sinn des Seins

Titel: Luna, Seelengefährtin - mein Hund, das Leben und der Sinn des Seins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Seul
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überlegen solle, wo sie »falsch gelebt« habe und was ihr die Krankheit sagen wolle, weil jede Krankheit doch eine Chance beinhalte. Viele Krankheiten sind einfach nur schrecklich. Was man daraus macht, ist eine andere Sache. Ich meine, dass wir uns grenzenlos überschätzen, wenn wir für alles eine Erklärung finden. Ich vermute, dass die Erklärun gen dort beginnen, wo unser Verstand endet. Obwohl ich mich meistens in der Balance – verorten würde, fände ich beim Ausbruch einer Krankheit und ihrem Einbruch in mein Leben viele Gründe, warum ich mich selbst belogen hätte; fantasiebegabten Menschen fällt so etwas leicht. Und dann? Später – oder gleichzeitig, was ich aber erst später begreifen könnte – im Himmel schlägt Petrus meine Akte auf und stellt fest: »Nein, es war nicht die viele Schokolade, nein, Sie haben sich nicht totgearbeitet, nein, Sie haben keine unbearbeitete Trauer mit sich rumgeschleppt, die sich in dem Tumor manifestierte. Es war der Teppich.«
    »Welcher Teppich?«
    »Na, Sie haben doch in dieser Werbeagentur gearbeitet.«
    »Als Texterin, ja.«
    »Eben. Der Teppich in Ihrem Büro«, er benetzt den Finger an seinem Heiligenschein und blättert. »Südseite, nicht wahr?«
    Ich nicke.
    Petrus spricht mit Kummermiene: »Er war leider mit einem giftigen Klebstoff kontaminiert.« Er zuckt mit den Flügeln. Da kann man nichts machen. Höhere Gewalt. Aber wissen Sie: Bei uns ist es viel schöner.«
    Drei Fraulis aus unserer Gruppe, so erzählte mir Dagmar, hatten ein Wochenendseminar bei einem derzeit angesagten Hundetrainer gebucht und dort etwas ganz anderes gelernt als bei Frau Bärmann, weshalb sie freundlich nachgefragt hatten. Daraufhin habe Frau Bärmann die Zähne gefletscht und sei den dreien knurrend an die Gurgel gegangen. Dass es Hundetrainer wie Sand an Meer gäbe und jeder behaupte, die Weisheit mit der Baggerschaufel gefressen zu haben, dass sie die Schnauze voll habe von all den selbst ernannten Hundeflüsterern. Sie lebe seit ihrer Kindheit mit Hunden zusammen, sie wisse nicht nur, was in einem Hund vorgehe, sie sei quasi selbst ein Hund, und deshalb lasse sie sich nicht an ihr Konzept pinkeln.
    Ihr Blutrausch war noch nicht gänzlich befriedigt, wie ich am eigenen Leib erfuhr. »Warum tauchen Sie immer in unpassender Kleidung auf?«, griff sie mich an.
    Ich hatte keine Ahnung, wovon sie sprach. Sie selbst steckte wie immer in einer wattierten Hose, gut vorbereitet auf eine Sternstunde. Doch noch nie hatte ein Hund sie angegriffen. Es war ein goldener Oktobertag, zwanzig Grad, ich trug einen weiten bunten Rock. »Der wedelt Ihrem Hund ständig ins Ge sicht«, erfuhr ich. »Wie soll die Luna da vernünftig arbeiten?«
    »Sie kann doch nun an der Leine laufen«, wagte ich zu widersprechen.
    »Als ob das alles wäre!«, bellte sie mich an, und wieder einmal spielte ich mit dem Gedanken, mir eine andere Trainerin zu suchen. Aber in zwei Wochen wäre der Junghundekurs beendet, und ich war mit dem Lernerfolg voll und ganz zufrieden. Außerdem habe ich eine Schwäche für Menschen mit Reißzähnen.
    »Was lernen wir denn heute?«, warf das Susi-Frauli sich auf den Rücken.
    Frau Bärmann brüllte los. »Alles, was es zu lernen gibt, würden Sie bereits können, wenn Sie sich ein bisschen Mühe gegeben hätten. Ihre Hunde stehen vor Ihnen und funken Ihnen verzweifelt zu, was sie brauchen. Aber Sie kriegen nichts davon mit. Sie quatschen, Sie stören den Unterricht, Sie übersehen die Signale Ihrer Hunde! Was ich Ihnen beizubringen versuche, geht bei Ihnen rechts ins Ohr rein und links wieder raus, Sie machen immer die gleichen Fehler. Dass Ihre Hunde nicht gehorchen, liegt nicht an den Hunden, sondern an Ihnen. Solange Sie das nicht kapieren, werden Sie keine Fortschritte machen.«
    »Aber das ist doch gut für Sie«, versuchte das Susi-Frauli, die Stimmung aufzulockern. »So müssen wir immer wiederkommen.«
    »Nein, es ist nicht gut für mich«, stieß Frau Bärmann hervor und fügte leise etwas hinzu, das klang wie: »Ich leide wie ein Hund.«
    Dann drehte sie sich um und stapfte davon. Einige lachten, andere streichelten ihre unverstandenen Vierbeiner, wieder andere schauten betroffen zu Boden.
    »Was hat sie denn?«, fragte das Fee-Frauli in die Runde.
    »Wechseljahre«, kicherte unser Küken Sofia, deren Mutter mit einem Tangolehrer durchgebrannt war und die nun den Rottweiler ihres Vaters erziehen sollte, damit sie selbstbewusster wurde.
    Als am nächsten Dienstag alle

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