Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod
Kekse hinzustellen, selbst gebackene, oder frisch gekaufte Windbeutel. Er gehörte nicht zu denjenigen, die ständig den kleinen, aber nicht zu verachtenden Freuden des Lebens entsagten, und zu seiner großen Zufriedenheit konnte er feststellen, dass er selten allein blieb. Wenn man es recht betrachtete, waren die Windbeutel doch leckerer als die Karottenstifte, zumindest zum Kaffee.
An diesem Mittwochmorgen – er hatte die Woche mit einem zweitägigen Kursus über die Arztpraxen der Zukunft langsam angehen lassen – war er wie üblich eine Dreiviertelstunde früher als die Patienten gekommen, da blieb nicht mehr viel Zeit zum Nachdenken. Es saßen wie üblich einige neue Patienten vor der Tür und warteten auf ihn, und er würde sich – wie üblich – gehetzt fühlen, wenn jemand zu lange warten musste. Er wusste, dass die Patienten meistens geduldig waren, Zeitschriften lasen oder sich unterhielten, er selbst war derjenige, dem es nicht behagte, so einen Schneeball vor sich herzurollen, der immer größer und größer wurde, je weiter der Tag fortschritt.
Er sortierte Papiere, las einiges durch, unterschrieb und legte sie in verschiedene Ablagekörbe auf dem Regal neben dem Schreibtisch. Die Urlaubsvertretungen, die im Sommer einsprangen, waren eine nützliche Hilfe, aber sie hielten nur das Notwendigste am Laufen. Unbearbeitet blieben die Berichte aus dem Labor, die Überweisungsmitteilungen und Folgeberichte, und der Stapel war natürlich angewachsen. Während er so dasaß, fiel ihm ein, dass er sich doch wenigstens auf die gemeinsame Kaffeepause freuen konnte, auch wenn es sich wohl um die gesunde Variante handelte. Er hatte Mühe, wieder voll einzusteigen, musste er sich eingestehen, auch wenn er immer behauptete, er hätte, wenn nicht die schönste, dann doch die interessanteste Arbeit der Welt. Er war nicht mit toten Dingen beschäftigt, Ziffern, Dateninformationen, Geld, das von hier nach dort transferiert wurde, Geld, das man ja doch nicht mit ins Grab nehmen konnte. Er benutzte seine Hände, seine Augen und Ohren und nicht zuletzt sein Herz. Er öffnete sich den Patienten und war bereit, ihren kleinen und großen Kummer anzuhören.
Aber die Irritation war im Laufe der Jahre größer geworden, die Patienten waren manchmal wütend und beleidigt, sobald sie durch die Tür traten. Sie machten ihm Vorwürfe, und das hatte es früher nicht gegeben. Er fragte sich immer öfter, ob der Respekt von einst, die Höflichkeit auf beiden Seiten, nicht durchaus von Nutzen gewesen war – und einen wahrscheinlich noch vor dem Burn-out-Syndrom bewahrt hatte. Früher war jeder fest davon überzeugt gewesen, dass man sein Bestes gab. Und die Patienten waren nicht gleich mit dem ersten kleinen Schnupfen angerannt gekommen. Die Zeiten hatten sich geändert. Oh ja!
Mitten in diesen fruchtlosen Gedankengängen bremste er sich selbst und überlegte, dass er trotz allem doch einen fantastischen Beruf hatte. Er half Menschen ihr Leben trotz Krankheit zu meistern. Und an so einem Morgen, bei klarer Luft draußen, denn das Wetter war umgeschlagen, es war kühler geworden und ein wenig Wind war aufgekommen, an so einem Morgen, wenn es noch still auf dem Flur war – nun ja, Gun war sicher schon gekommen, sie schätzte es auch, den Tag in aller Ruhe vorzubereiten –, da konnte man eine gewisse leise Befriedigung verspüren. Und bald würde er Guns Schritte hören, die energischen Absätze auf dem Fußboden, sie würde fragen, wie sein Urlaub denn gewesen sei, und er würde ihr von dem Aquarellkursus in Bohuslän erzählen, und sie würde ihm zuhören, bis sie es für richtig hielt, ihn zu unterbrechen, um die aktuellen Tagesprobleme zu besprechen – solche gab es offensichtlich heutzutage täglich, und Probleme waren schließlich da, um gelöst zu werden. Es konnte sich darum handeln, dass eine der Schwestern sich krank gemeldet oder kranke Kinder hatte, ein Patient, der dringend einen Termin brauchte, obwohl alles schon belegt war, Überweisungen, die verfolgt werden mussten, Laborergebnisse, die, Gott behüte, verloren gegangen waren, das Krankenhaus, das dringend Entlastung brauchte.
Aber noch war alles in bester Ordnung. Er schaute auf die Anmeldeliste und fand darauf einige seiner treuen Patienten wieder. Wie schön, dachte er. Das wird schon klappen.
Er holte ein gelbes Überweisungsformular heraus, das er selbst vor mehreren Monaten an das Allgemeine Krankenhaus geschickt hatte, und die Antwort stand jetzt auf der
Weitere Kostenlose Bücher