Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod
natürlich«, nickte er. »Sie ist ja Spezialistin für Endokrinologie. Weiß viel über Hormone.«
»Aber sie hat ihn nicht unterschrieben, das hat ein anderer Arzt gemacht«, erklärte sie weiter und schaute Björk forschend an, ob er wusste, was passiert war, konnte aber auf seinem Gesicht nichts ablesen.
»Sie hatte wohl Urlaub, als der Bericht fertig war«, meinte Björk. »Ihr Stellvertreter hat dann unterschrieben.«
»Sie hatte keinen Urlaub. Sie ist tot. Erschossen«, sagte Schwester Gun.
Meine Güte! In was für einer Welt leben wir nur, dachte Doktor Björk und seufzte schwer.
KAPITEL 17
»Warum hast du gelogen?«
Lena Söderlunds Stimme war voller kontrollierter Wut. Sie betonte jeden Buchstaben. Saras Blick war voller Trotz, aber sie sagte nichts.
»Antworte mir!«
Es gab keinen Zweifel, dass Lena böse war. Das folgende Schweigen erschien Sara bedrohlich wie eine Bombe, die kurz vorm Explodieren war.
Sie hatten sich noch nie gestritten, nicht richtig, und Sara spürte, dass das hier gefährlich werden konnte. Nicht, weil sie fürchtete, Lena würde auf sie losgehen, der Gedanke kam ihr ganz und gar nicht, sondern weil ihre Freundschaft zerbrechen konnte, und die brauchte sie. Sie brauchte Lena, ihre Stiefschwester, sonst würde sie sehr, sehr einsam sein.
»Was ist nur mit dir los?«, wies Sara sie schließlich zurecht. »Du bist so wahnsinnig sauer. Das braucht dich doch gar nicht zu interessieren.«
»Warum hast du hinsichtlich des Vaters gelogen?«, fuhr Lena fort, und ihre Stimme war immer noch verzerrt, außerdem meinte Sara etwas Neues in Lenas Gesicht zu erkennen, etwas Verkniffenes, Hartes um den Mund.
Das Schreiben vom Gerichtsgenetischen Institut in Linköping lag auf dem Couchtisch zwischen ihnen.
»Da steht, dass Patrik gar nicht der Vater sein kann, warum hast du es dann darauf ankommen lassen? Ich möchte eine Antwort, und ich werde sie auch kriegen«, fauchte Lena.
Sara schwieg. Der kleine Johan schlief im Kinderwageneinsatz, der auf dem Boden in Lenas Wohnzimmer stand. Sie hatten gerade angefangen, Kaffee zu trinken, als Sara die Papiere herausholte, die sie schon eine ganze Weile mit sich herumtrug. Anfangs wollte sie das Ergebnis der Blutuntersuchung ganz für sich behalten, aber sie fühlte sich so verdammt blöd dabei, dumm im Kopf und ihrem Schicksal ausgeliefert – sie musste einfach mit jemandem sprechen, mit jemandem, der sie kannte und der nicht nur sein Geld dafür bekam, nett zu sein.
Rigmor war eigentlich ganz verständnisvoll gewesen, aber es war auch etwas merkwürdig, eine Person um sich zu haben, die so schrecklich gern Großmutter sein wollte, obwohl sie es gar nicht war.
»Warum hast du das gemacht? Hast du einfach auf dein Glück gehofft?«
Der Ton war etwas weicher geworden. Lena sah vermutlich ein, dass sie sonst nicht weiter kommen würde – es war, als würde sie gegen eine Wand rennen –, also sprach sie mit Sara wie mit einem Kind.
»Ich weiß es nicht«, sagte Sara und schlug den Blick nieder.
»Du weißt es nicht? Du musst doch verdammt noch mal wissen, warum du das gemacht hast. Hast du denn nicht damit gerechnet, dass es rauskommen würde?«
Lena hatte sich wieder in Rage geredet, und Sara schmollte. Am liebsten wäre sie aufgestanden, hätte sich Johan geschnappt und wäre nie wiedergekommen, aber irgendwas hielt sie davon ab, es erschien ihr zu theatralisch, zu drastisch und zu wütend, und eigentlich würde sie nur zu gern die Wahrheit sagen, erzählen, wie es wirklich war. Es würde sie erleichtern, wenn sie nicht allein dem Drängen der Leute ausgesetzt wäre, die alle von ihr wissen wollten, wer der Vater war und warum sie sich geirrt hatte. Sie behaupteten, sie hätte Patrik vorgeführt, aber sie waren es doch gewesen, die immer einen Namen hatten haben wollen, und dann bekamen sie halt einen, und er war jedenfalls einer von mehreren Möglichkeiten.
»Ich wusste einfach nicht, dass sich das so genau bestimmen lässt«, murmelte sie mit gesenktem Kopf.
Lena ergriff den Bogen und las laut:
»Die Untersuchung hat erwiesen, dass das Kind das unterstrichene DNA-Fragment von seinem Vater geerbt hat. Patrik Juttergren fehlt dieses Fragment. Das Ergebnis der Untersuchung lautet, dass Patrik Juttergren nicht der Kindesvater ist. «
Sie ergriff den nächsten Bogen und las leise weiter.
»99,99 Prozent Sicherheit« ,sagte sie und warf die Blätter auf den Tisch. »Du hast einfach einen Papa herausgefischt? Oder? Stimmt das etwa
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