Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod
deinem reichen Erfahrungsschatz teilhaben lassen«, meinte Lundin.
»Meine Güte, sollen wir wegen eines Bonbonpapiers dahin fahren?«, rief Louise aus und fasste sich an die Stirn.
»So weit sind wir noch nicht«, entgegnete Claesson, um sie zu beruhigen.
»Man soll nichts beschreien«, meinte Lundin.
»Na, okay«, setzte Louise an. »Ich kann euch mitteilen, dass dieses feste Karamellbonbon zu der besseren Sorte gehört. Ich habe selbst Mintolux gelutscht, als ich noch Süßigkeiten gekauft habe«, fügte sie hinzu und schaute mit Referentenblick in die Runde. Sie zwinkerte ein paar Mal mit ihren blauen Augen, bevor sie weitersprach: »Entweder als lose Bonbons im Konsum oder in der Tüte bei Kirre. Nun meine ich aber zu wissen, dass man diesen erlesenen kleinen Bonbon, Pfefferminz mit Karamellkern, im Großen und Ganzen überall bekommt, inklusive Tankstellen.«
»Und hier habt ihr die Liste unserer Gegend«, sagte Claesson und ließ eine Computerliste auf den Tisch fallen. »Ich habe sie vom Großhändler, bitte schön, bedient euch.«
»Aber das bringt doch nichts«, sagte Erika Ljung, und das waren ihre ersten Worte an diesem grauen Morgen. »Das sind ja wahnsinnig viele Verkaufsstellen, und dann ist es schon fast einen Monat her, dass …«
»Dann heißt es nur, die Fantasie zu Hilfe nehmen«, sagte Claesson. »Wir müssen uns etwas ausdenken, und außerdem brauchen wir Verstärkung, mehr Leute. Und es muss natürlich gar nicht der Fingerabdruck des Mörders auf dem Bonbonpapier sein«, fügte er sicherheitshalber hinzu. »Der kann ja von dem stammen, der die Bonbons im Laden ausgepackt hat oder von jemand anderem, der zufällig bei Laura im Haus war, und so weiter. Aber wenn wir sowieso die Leute verhören, könnt ihr das ja im Hinterkopf behalten. Wenn ihr das nicht schon hattet«, erklärte er und schaute seine Mitarbeiter an, die ihm alle die ausdruckslosen Gesichter zuwandten.
»Hat jemand herausgekriegt, ob vielleicht Laura selbst diese Bonbons mochte?«, fragte Berg.
Alle schüttelten den Kopf.
»Sie kann sie ja heimlich zu Hause gelutscht haben«, meinte Louise. »Nicht alle stehen zu ihren Schwächen. Einigen ist so etwas peinlich.«
»Warum soll das denn peinlich sein?«, wollte Lundin wissen.
»Nun ja, ich weiß nicht. Aber ich bilde mir ein, dass es beispielsweise Männer gibt, die Süßigkeiten essen, wenn es keiner sieht. Vielleicht finden sie es ja unmännlich. Oder geradezu unmoralisch. Charakterlos.«
»Ich habe gelesen, dass in erster Linie Frauen Süßigkeiten kaufen«, sagte Claesson.
»Ich weiß«, bestätigte Louise. »Ich bin so eine typische Frau, die Süßes isst. In mittlerem Alter …«
»Du bist doch wohl noch nicht im mittleren Alter!«, unterbrach Lundin sie. »Da bin ich ja gerade mal angekommen.«
»Natürlich bin ich im mittleren Alter! Dahin kommt man heutzutage schnell. Alle über dreißig, und ich werde bald vierzig. Aber das geht vorbei, weißt du. Und was soll ich denn sonst sein – jugendlich?«
»Jetzt lasst uns bei der Sache bleiben«, sagte Claesson irritiert und verärgert, weil immer er derjenige sein musste, der die Übrigen ermahnte, sich zu konzentrieren. »Es ist klar, dass wir langsam müde werden. Aber wir haben einen langen Arbeitstag vor uns, an dem wir viel erreichen wollen. Übrigens, ich kann euch mitteilen, dass in der Ferienhütte in Torekov laut Benny nichts gefunden wurde. Er war fast sauer, vor allem wegen der Fahrt. Laura war lange Zeit nicht mehr dort gewesen. Und dann kann ich noch berichten, dass kein Schützenverein eine russische Wettkampfwaffe als gestohlen gemeldet hat.«
»Also illegal«, bemerkte Peter Berg. »Natürlich!«
»Und das Telefon ist immer noch verschwunden«, fuhr Claesson fort. »Ihr wisst, dieses drahtlose. Ich wette, Laura hat versucht, es zu erreichen, als sie sich vom Flur ins Wohnzimmer bewegt hat.«
»Das glaube ich auch«, sagte Louise. »Bestimmt lag es auf dem Couchtisch.«
»Und der Mörder ist ihr zuvorgekommen«, ergänzte Janne Lundin.
»Und hat es ihr vor der Nase weggeschnappt«, fügte Louise Jasinski hinzu. »Oh, verdammt«, meinte sie nur und schüttelte sich.
Nachdem sie die Aufgaben für den Tag verteilt hatten, brachen sie auf. Über ein Motiv trauten sie sich noch nicht zu spekulieren. Sie wussten ganz einfach noch zu wenig, als dass es etwas bringen würde.
Eventuelle Herrenbekanntschaften mussten näher untersucht werden. Ebenso die Geschehnisse in der Klinik, falls dort
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