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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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waren, während den Männern vorgeworfen wurde, sie würden hinter den jungen Mädchen her sein. Alle hatten so ihr Joch zu tragen – oder ein Vorurteil, gegen das man ankämpfen musste.
    »Findest du diesen Fall unangenehm?«, fragte er schließlich, sein Eindruck war ein anderer, er fand, sie hatte den richtigen Biss.
    »Nein, überhaupt nicht«, platzte sie heraus. »Doch, natürlich ist er unangenehm«, änderte sie schnell ihre Meinung. »Diese verweste Leiche, eine ganz normale Frau, die kann ja von jedem Erstbesten ermordet worden sein, vielleicht von einem Rowdy, der eingedrungen ist, einem Bandenmitglied. Unsere Gesellschaft ist nun mal unsicherer geworden. Außerdem kann man sich fragen, warum: Eine ordentliche Mitbürgerin ohne besondere Auffälligkeiten oder dunkle Geschäfte und so weiter. Aber daran denke ich nicht weiter … obwohl, merkwürdig ist das ja schon«, erklärte sie.
    »Hm«, sagte Lundin, er hörte ihrer Stimme an, dass sie aufgebracht war, die Worte platzten nur so aus ihr heraus. Früher war ihm das aufgefallen, sie war eher still und wortkarg gewesen, andererseits hatten sie bisher noch nicht oft zu zweit zusammengearbeitet. Oder aber es lag an der Misshandlung, die sie bedrückte und die er bisher noch mit keinem Wort erwähnt hatte, so lange sie selbst nichts dazu sagte. Sie hatten schließlich Fachleute, die sich um die Sache kümmerten, und außerdem schätzte er, dass es ihr wichtig war, von vorn anfangen zu können.
    »Ich meine, es ist schon komisch, dass ich nicht mehr darüber nachdenke. Wie eklig das ist«, sagte sie verwundert.
    »Das ist sicher nur gut so«, meinte Lundin und fuhr über die Brücke.
    Gleich würden sie die Gegend von Stensö erreichen.
    Er warf ihr einen schnellen Seitenblick zu und sah, dass sie immer noch aufgebracht war, aber wenigstens sah sie ein bisschen lebendiger aus.
    »Mein Mädchen«, sagte er plötzlich und konnte selbst nicht sagen, wie er darauf kam. »Du hast ja einiges mitgemacht. Da ist es doch nur klar, dass dir der Kopf brummt.«
    »Ich weiß«, sagte sie und schien ihm seinen onkelhaften Kommentar in keiner Weise übel zu nehmen.
    Sie biss sich auf die Unterlippe, schaute durch die beschlagene Wagenscheibe hinaus und wischte sich erneut den Nacken trocken, die Augusthitze war drückend, weich und klebrig.
    »Ich hasse ihn«, platzte es aus ihr heraus.
    »Das kann ich mir denken.«
    »Wie leicht es ist, jemanden zu hassen. Aber nicht schön. Das einzig Gute daran ist, dass ich ihn nie zurückhaben will«, sagte sie. »Das Risiko, dass ich mich wie andere misshandelte Frauen verhalte, ist nicht besonders groß – er erniedrigt sie. sie zeigt ihn an, er bereut, und alles wird wieder die schönste Eintracht, so dass sie den Kerl wieder aufnimmt und die Anzeige zurückzieht, so dass er wieder anfangen kann, auf sie loszudreschen …«
    Die Sätze sprudelten nur so aus ihr heraus.
    »Lundin«, sagte sie schließlich und zögerte dann.
    »Ja«, ermunterte er sie.
    »Darf ich dich etwas Persönliches fragen?«
    »Fragen kannst du, was du willst, aber es ist nicht sicher, dass du auch eine Antwort kriegst«, konterte er mit der klassischen diplomatischen Antwort und lächelte ihr zu.
    »Glaubst du, das war Rickard, der diese junge Frau unter der Tanne erstochen hat? Ich weiß, dass ihr noch nichts gefunden habt, um ihn festzunageln, aber was glaubst du? Sie hatte ja Würgemale genau wie …«
    Sie verstummte und holte tief Luft, dass es ihr im Brustkorb schmerzte.
    »… wie du, meinst du«, ergänzte Lundin und konzentrierte sich auf die Fahrbahn.
    Er dachte sehr genau nach. Er wusste nur zu gut, was sie glaubte, aber das wollte er nicht sagen, weil er sich vor Aussagen hütete, für die es noch keine offensichtlichen Beweise gab. Jedes Mal, wenn er sich die Freiheit genommen hatte zu spekulieren und diese Spekulationen dann auch geäußert hatte, war er peinlich berührt gewesen, wenn sich hinterher herausstellte, dass er sich geirrt hatte. Als hätte er jemanden unschuldig verurteilt.
    »Ich glaube gar nichts. Was heißt, dass er es gewesen sein kann, aber es kann auch jemand anders gewesen sein«, erklärte er.
    »Ich wusste, dass du so antworten würdest. Aber das macht nichts«, sagte sie.
    Rechter Hand funkelte das Meer graugrün, bildete Buchten zwischen den flachen Felsen. Ein Segelboot glitt langsam dahin, das Segel hing schlaff herunter, es wirkte wie eine Fata Morgana. Auf einem Grundstück sah sie einen alten Mann, der sich am

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