Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
Vom Netzwerk:
Meistens ist so ein Schinken keine erbauliche Lektüre«, sagte er, und seine Stimme wurde etwas leiser, und er wischte sich mit der Handfläche über die Stirn, auf der gleich wieder neuer Schweiß auftrat.
    Claesson nickte, und Hjort ließ die Mappe mit einem Knall auf den Schreibtisch fallen. Das Fenster stand offen. Das Zimmer zeigt nach Norden, aber trotzdem ist es hier heißer als in der Hölle, dachte Claesson. Kein Ventilator, man könnte sicher nicht einmal Durchzug machen, weil die Luft vollkommen still steht. Es war schon mehrere Stunden her, seit Claesson das letzte Mal überlegt hatte, ob er wohl nach Schweiß stank oder nicht, und vermutlich war Doktor Hjort zu dem gleichen Ergebnis gekommen. Es hatte gar keinen Sinn, sich darüber Gedanken zu machen.
    »Ich möchte gern, dass Sie mir so viel wie möglich über die Zeit erzählen, als Johan Söderlund hier angestellt war«, sagte Claesson.
    Hjort sog die Luft durch seine großen Nasenflügel ein, die inwendig mit schwarzen, groben Haaren gefüttert waren, die herausragten. Dann schlug er den bereits geöffneten Ärztekittel zur Seite, warf die Seitenteile wie Frackschöße nach hinten in der Hoffnung, etwas Abkühlung zu erreichen.
    »Es war keine schöne Zeit«, begann er. »Ich habe hinterher ziemlich oft an diese Periode gedacht, besonders natürlich, seit Johan gestorben ist. Manchmal kommt mir der Gedanke, ob es nicht Selbstmord gewesen sein kann. Das werden wir natürlich nie erfahren, aber falls es tatsächlich so war, dann sind wir alle mit daran schuld, mehr oder weniger, alle, die wir hier während dieser Zeit als Ärzte gearbeitet haben.«
    »Sie nehmen kein Blatt vor den Mund«, sagte Claesson.
    »Nein, schließlich gibt es so etwas wie unterlassene Hilfeleistung, und das wäre in dem Fall etwas, dessen ich mich teilweise schuldig fühlen müsste. Die Akteure des Triumvirats, das waren Carl-Magnus Meisser, Tomas Bengtsson und Laura. Sehr unterschiedliche Personen, aber sie haben sich in all ihrem aufgestauten Hass gegen Johan Söderlund zusammengefunden. Warum ausgerechnet er, könnte man fragen. Er war sehr belesen, platzte vor Wissen, und er war nicht besonders diplomatisch, aber er hat seine Arbeit gemacht. Er wollte natürlich möglichst ein eigenes Spezialgebiet haben, wie alle es nach einer Weile gern hätten, und da fing wahrscheinlich alles an. Laura wollte vermutlich vermeiden, sich mit denjenigen zu überwerfen, von denen sie auf Unterstützung hoffte, ihr eigenes Ziel zu erreichen: den Chefposten. If you scratch my back, I’ll scratch yours. Sie wissen schon, sie hielten sich gegenseitig die Stange, alle meinten, es würde sich für sie lohnen. Und wie dem auch sei, Menschen mit großer Gehirnkapazität können dieses Vermögen auch für weniger wünschenswerte Dinge anwenden, und dann wird es ausgesprochen raffiniert. Das gab es schon früher in der Geschichte.«
    Er schüttelte den Kopf und wischte sich erneut die Stirn ab.
    »Oh, Scheiße, ja«, entfuhr es ihm mit einem lauten, schweren Seufzer, und dann fuhr er fort: »Wir anderen haben uns fein rausgehalten. Wir waren nur daran interessiert, unsere Arbeit zu machen, und keiner hatte ein Interesse an dem Bereich, um den sich die vier prügelten. Wir hatten es manchmal sogar richtig schön miteinander. Vielleicht nicht gerade Johan Söderlund, aber die anderen. Das Problem war nur, dass das Ganze zu weit getrieben wurde. Sie haben ja sicher von diesen Pornofotos gehört …«
    Claesson nickte.
    »Dachte ich mir«, fuhr Hjort fort. »Damit sind sie viel zu weit gegangen, und ich bin mir ganz sicher, dass das ein reines Fantasieprodukt war. Einer von den dreien ist darauf gekommen. Ich habe so meine Vermutungen, wer … Aber keine Beweise, und jetzt ist es zu spät«, schloss er ab und schaute etwas schräg zu Claesson, um zu sehen, ob dieser seinen Wink verstanden hatte.
    Hjort machte eine halbe Drehung auf seinem Schreibtischstuhl und blickte zum Himmel hinaus, an dem sich von Westen her dunkle, graublaue Wolken auftürmten. Die Sonne wurde von ihnen eingezwängt, und das Tal vibrierte im Hitzedunst.
    »Heute Abend gibt es wohl noch ein Gewitter«, meinte Hjort.
    »ja, das denke ich auch«, stimmte Claesson zu.
     
    Als er auf das Grundstück einbog, sah er Veronika mit einer glucksenden Klara auf dem Schoß im Garten sitzen. Der Kinderwagen stand wie immer neben den Gartenmöbeln. Auf dem anderen Stuhl saß Mona Lundin mit einer Kaffeetasse vor sich, so ein richtiges

Weitere Kostenlose Bücher