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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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lieber für sich zu bleiben. Sie brauchte die anderen doch gar nicht. Wenige Freunde, nicht einmal Kameraden, aber die Bücher. Vielleicht war die Zeit jetzt reif, aus sich herauszugehen und den gewohnten engen Kreis auszudehnen.
    Das Blatt wenden, noch einmal anfangen, jung sein.
    Sie räumte auf, holte den Wagen mit den Büchern, die wieder eingeordnet werden mussten, schob ihn vor sich die Regalreihen entlang und stellte die Bücher an ihren Platz.
    Ein älteres Paar ging schnell und zielbewusst zum Ausleihtresen, der Mann in einer dünnen Sommerjacke, den Arm bei der Frau untergehakt, die Brillengläser waren dunkel getönt und der leere Blick geradeaus gerichtet, fast ein bisschen aufwärts, wie es Sichtbehinderte manchmal tun, als suchten sie das Licht von oben. In der Hand trug er einen Leinenbeutel mit den Tonbändern, die er schließlich auf den Tresen legte.
    Lena kannte die beiden.
    »Soll ich Ihnen helfen, etwas Neues zu finden?«, fragte sie.
    »Ich habe die angekreuzt, die ich gern haben möchte«, antwortete der Mann und schaute weiterhin geradeaus vor sich hin, während er ihr eine Bücherliste hinschob.
    »Ja, genau«, kommentierte die sehende Frau freundlich und setzte sich auf einen Stuhl.
    Lena nahm die Liste und ging zu den Regalen mit den knallgelben Plastiketuis, die die besprochenen Bänder enthielten, und sie dachte, dass sie genau so ein Paar hatte treffen wollen. Nett, weder fordernd noch beängstigend. Es war nicht immer einfach, etwas für sie zu finden, da sie das meiste schon gelesen hatten, ja, gelesen, so bezeichneten sie es immer, auch wenn sie zuhörten. Und am liebsten Kriminalromane, die sie fast alle bereits gehabt hatten. Aber Lena fand eigentlich immer noch etwas Neues.
    Sie spürte einen dumpfen Schmerz im Rücken und die Müdigkeit im ganzen Körper und versuchte sich bewusst zu strecken, während sie auf den Regalen die Titel las. Sie schlief nicht viel, mal zog sich das Herz wie in einem Muskelkrampf zusammen, mal pochte es hart wie Trommelschläger, und diese Mischung hielt sie wach. Vielleicht sollte sie Doktor Björk um Schlaftabletten bitten. Sie musste am Nachmittag sowieso zu ihm, traute sich nicht, abzusagen, nachdem er selbst angerufen hatte. Sie wollte nicht sonderbar erscheinen.
    Alles würde besser werden; wenn sie erst die Mordermittlungen eingestellt hätten, würde sie wieder festen Boden unter den Füßen bekommen. In einem Artikel hatte sie eine Statistik gelesen, die zwar gegen sie sprach, siebenundneunzig beziehungsweise hundert Prozent der Mordfälle der letzten zwei Jahre waren aufgeklärt worden. Doch einige kamen durch, einige wenige Prozent. Die Mörder waren mitten unter uns. So wie sie.
    Die Polizei verhörte immer noch die Personen an Lauras Arbeitsplatz und in ihrem Bekanntenkreis, wie sie gelesen hatte. Aber sie hatten keine heiße Spur. Es war ihnen auch nicht gelungen, jemanden wegen des Mords an dieser jungen Frau zu finden, die vor einigen Monaten gefunden worden war, und je mehr Zeit verging, umso schwieriger wurde es. Die allerersten Stunden nach dem Mord waren die wichtigsten, und die ersten Tage, und in beiden Fällen waren die Frauen erst nach einiger Zeit tot aufgefunden worden, was die Ermittlungsarbeiten erschwerte, wie es in dem Artikel hieß.
    Sie hatten keine heiße Spur, und die würden sie auch nicht bekommen.
    Sie las auf der Rückseite eines Hörbuches. Unschuldig verurteilt.
    Jemand konnte unschuldig verurteilt werden, aber jetzt musste sie sich zusammenreißen und nicht weiter darüber grübeln, nicht in diesen mal sich schlängelnden, mal im Zickzack verlaufenden Bahnen denken. Sie war gezwungen, ihre Gedanken im Zaum zu halten.
    Johan war unschuldig verurteilt worden. Sie hatte nur das getan, was getan werden musste, und damit war das Gleichgewicht wiederhergestellt.
    Oder etwa nicht?
    Sie registrierte die Hörbücher des Ehepaares, und vor ihr stand nun eine junge Frau mit kurzem Haar, rotem T-Shirt, die sie offen anlächelte. Sie stellte ihre fast viereckige Lacktasche – aber wahrscheinlich war das nur Plastik – auf den Tresen, so dass die Handgriffe wie riesige Ösen aufragten.
    »Ich bin zu einer Hochzeit eingeladen und wollte bei der Zeremonie gern ein Gedicht vorlesen. Als Überraschung«, erklärte sie und sah dabei überglücklich aus. »Der Pfarrer weiß es natürlich«, fügte sie hinzu. »Ob Sie mir helfen können?«
    Hochzeit. Das Wort traf sie wie ein Messerstich.
    Sie hatte ein champagnerfarbenes

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