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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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Besichtigung der Entbindungsstation gegangen, zu denen sie wie alle werdenden Eltern eingeladen worden waren. Als die Tür endlich geöffnet wurde, musste er sich zurückhalten, um nicht sofort hineinzueilen und alle Türen aufzureißen, um so schnell wie möglich Veronika zu finden. Er sagte, wer er war und klang dabei schroffer als beabsichtigt. Ein unkontrolliertes Bedürfnis hatte sich seiner bemächtigt, möglichst alles zu beschleunigen, und er konnte sich nicht ruhig und beherrscht verhalten. Schnell folgte er der Schwester, die es nicht eilig zu haben schien, den Flur hinunter. Er öffnete die hinterste Tür.
    Da drinnen war Veronika, in einem Sessel halb liegend, halb sitzend, die Füße auf einem Schemel. Sie sah vollkommen entspannt aus, zumindest eine halbe Minute lang, dann verzog sich ihr Gesicht vor Schmerzen, sie umklammerte die Armlehnen des Sessels so fest, dass ihre Finger weiß wurden und er von einer fast panischen Hilflosigkeit gepackt wurde.
    »Muss das so sein?«, fragte er sie, als der Schmerz nachließ.
    »Was heißt schon müssen«, erwiderte sie mit einem gewissen Aufblitzen in den Augen. »Auf jeden Fall ist es so, aber ich habe ganz verdrängt, dass es so verdammt wehtut. Die Hebamme hat schon nach dem Narkosearzt gerufen. Ich bekomme eine Epidural.«
    »Aha«, sagte er und fühlte sich aus dieser Welt ausgeschlossen, die so offensichtlich ihr gehörte.
    »Du kannst mir so lange den Rücken massieren, wenn es wiederkommt«, sagte sie, und er half ihr aufzustehen, so dass sie sich übers Bett beugen und die Arme hängen lassen konnte, als die nächste Wehe kam, und er spürte, dass es nicht nur ihr gut tat, er selbst kam ihr näher, seine Hände bekamen etwas zu tun, die Handflächen arbeiteten vom Rückgrat zu den Hüften hinunter, weiche Masse unter den Händen, sie standen dicht beieinander, intimer Geruch nach frischem Schweiß und warmen Haaren, das Kabel, das sich vom Bauch zum Apparat hin ringelte, das den gemessenen Herzton des Kindes in eine Kurve umwandelte, die Herzkurve ihres Kindes, das sich herauskämpfte, das eine Entscheidung getroffen hatte. Heute würde der Kleine oder die Kleine herauskommen, sich zeigen.
    Die Stunden vergingen. Die Hebamme kam und ging, sie schaute nach ihnen, fragte, ob mit Veronika alles in Ordnung sei, lächelte aufmunternd. Alles sah gut aus, wie sie sagte, es ging nur darum, dabei zu bleiben, und Claes spürte, wie ihre Erfahrung und Sicherheit auf ihn abfärbte, er wurde ruhig und zuversichtlich, und gleichzeitig großzügig, fand, die Hebamme sei die schönste Frau, die er seit langem gesehen hatte: grünbraune Augen, die funkelten, ein warmes Lächeln, stahlgraues Haar, hübsche Fältchen. Er war dankbar, dass diese reife Frau mit so einer freundlichen Ausstrahlung ihrem Kind auf die Welt helfen sollte. Er war erleichtert, sie waren in guten Händen.
    Veronika schaffte es nicht bis zu ihrer Rückenmarksbetäubung. Alles nahm eine jähe Wendung.
    Eine mit Blut vermischte Flüssigkeit sickerte plötzlich zwischen ihren Beinen hervor, lief auf den Boden und bildete eine klebrige Pfütze, und der Schmerz durchfuhr sie so stark, dass sie an den Bettlaken zerrte, sie schrie vor Schmerzen auf, und die Hebamme kam herbeigeeilt, gefolgt von mehreren weiß gekleideten Personen. Sie beförderten Veronika auf das Bett, legten sie auf die Seite, er sah Hände, die arbeiteten, das Messgerät auf dem Bauch zurechtschoben, die Kurve wurde begutachtet, unruhige Blicke, Veronika wurden Nadeln in den Arm gestochen, Proben genommen. Die Weißgekleideten bauten die Furcht wie eine uneinnehmbare Mauer um sich herum auf, sie sahen nur sich, und der Stress war so greifbar, dass er nur dachte: Jetzt stirbt das Kind, die schaffen das nicht. Warum sollte auch ausgerechnet er ein Kind haben?
    Und er stand wie gelähmt im Weg, die Angst wuchs wie ein trockener Kloß in ihm. Er konnte nichts tun, nur zuschauen. Endlich wurden die Türen aufgerissen, und eine kleine, dunkelhaarige Frau kam herein und schätzte rasch die Lage ein. Sie übernahm das Kommando.
    »Akute OP«, sagte sie, und die Hebamme, die das bereits erwartet hatte, nickte, und die Frau, die Oberärztin, wandte sich schnell ihm zu. »Wir müssen operieren. Ich rede später mit Ihnen«, sagte sie beherrscht und entschlossen und verschwand wieder.
    Jemand lief auf den Flur vor, ein anderer stellte die Tür auf, Hebamme und Hilfsschwester packten das Bett und rollten es hinaus. Veronika schwieg, sie schaute mit

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