Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod
panischem Blick direkt vor sich hin, erwiderte seinen Blick nicht. Er blieb stehen, so angsterfüllt wie noch nie.
»Kommen Sie mit«, rief die Hebamme, die rote Flecken auf den Wangen bekommen hatte, und er ging zu Veronika, lief neben dem Bett mit, nahm ihre Hand, hielt sie fest, ganz fest, bis sie ihn ansah. Kein Weinen, kein Laut. Schweigsam und ängstlich.
Sie schoben das Bett schnell in den Aufzug, wieder aus dem Aufzug hinaus, grün gekleidete Menschen kamen durch ein paar Schiebetüren angelaufen, sie rollten das Bett durch die gleiche Tür, hinein in den OP. Und dann schlossen sich die Schiebetüren vor ihm, unterbrachen den Kontakt, und er hätte am liebsten die glänzenden Metalltüren aufgedrückt, wäre gern mit Gewalt eingedrungen.
»Kommen Sie«, sagte die Schwesternhelferin und zog ihn mit sich in einen Umkleideraum. »Ziehen Sie sich hier um, ein Kittel liegt da, die Haube hier«, zeigte sie und verschwand.
Er würde nie sagen können, wie es ihm gelungen war, diesen grünen Pyjama anzuziehen, die viel zu großen Holzschuhe, wie er hinausfand, sich den Flur entlangtastete, dem Geräusch schriller Stimmen folgte.
Vor dem Operationssaal traf er die Schwesternhelferin wieder. Er durfte nicht hineingehen, das war verboten. Der Kinderarzt kam, mehrere Menschen kamen, grüne Menschen gingen aus und ein, und er konnte nicht still stehen und dem Gewühle zusehen, das er nicht deuten konnte.
Er lief hin und er, ein paar Schritte in die eine Richtung und dann ein paar in die andere, es war eng hier. Die gesammelte Vaterschaftsnervosität der Welt vom Anfang der Zeit bis zur Gegenwart fuhr ihm durch den Kopf, und er musste einsehen, wie vor ihm alle anderen werdenden Väter, dass er vollkommen hilflos war. Allein Gott wusste, wie es laufen würde. Und vielleicht nicht einmal der.
Hoffentlich schafften sie es! Er ballte die Fäuste. Beeilt euch doch! Warum passiert denn da nichts, was machen die bloß alle da?
»Verdammt, was machen die denn?«, fragte er schließlich die Schwesternhelferin.
»Sie geben ihr die Narkose, sie sind gleich fertig«, sagte sie und klopfte ihm beruhigend auf den Arm, während die anderen grünen Gestalten auf ihren Plätzen standen, einen Tisch mit einer weichen Decke vorbereiteten, einen Platz für das Kind. Sie konzentrierten sich auf die kommenden Aufgaben. Sie sollten sich um ein Kind kümmern, vielleicht ein lebloses Kind, ein nicht lebensfähiges Kind.
Aber vielleicht würde es ja auch nicht so schlimm werden. Alles würde bestimmt gut gehen, wenn sie nur endlich anfangen würden!
Die Schwesternhelferin stand an dem kleinen Fenster in der Tür zum OP bereit und hob plötzlich die Hand, als ob sie lauschen würde. Er hörte Geräusche, konnte sie in seiner Verwirrung aber nicht gleich deuten. Sie drehte sich ganz zu ihm um, nur zu ihm, und lächelte, sie lächelte und strich ihm erneut beruhigend über den Rücken, sagte aber nichts. Und da hörte er, was es war.
Ein Kinderschrei!
Ein Zeichen für Leben. Augenblicklich lockerte sich der Klammergriff um sein Innerstes, und eine kräftige Bewegung, wie ein Wellenschlag, durchfuhr seinen Körper, gefolgt von einer Explosion, die nur der kennt, der sie einmal erlebt hat. Die Tränen ließen sich nicht mehr zurückhalten. Sie traten hervor, aber das machte nichts.
Die Tür wurde aufgeschlagen, und zunächst erkannte er die Hebamme mit Mundschutz und Haube nicht wieder, die gleiche hellblaue Duschhaube aus dünnem Papier, die er selbst hatte aufsetzen müssen. Dann sah er ihre Augen, die sanften grünbraunen, aber da hatte er schon bemerkt, dass sie etwas im Arm hielt.
Sie legte das Bündel vor dem Kinderarzt auf die kleine Matratze auf dem Tisch und wickelte grüne Tücher auf. Er stand wie festgenagelt ein Stück entfernt da. Wollte nicht im Weg stehen, wollte sehen, traute sich aber nicht, doch er bekam alles mit. Die Unruhe wuchs erneut. War alles, wie es sein sollte?
Der Kinderarzt lachte zufrieden, machte ihm Platz.
»Kommen Sie«, sagte die Hebamme. »Kommen Sie«, wiederholte sie und wandte sich ihm zu.
Und er kam heran. Ein runder Kopf, die Haare in einer weißen Schmiere festgeklebt, ein kleiner Mund, der versuchte, Laute zu formen, ein entschlossenes Kinn und dunkle Augen, die ernsthaft und neugierig aus den schmalen Schlitzen hin und her blickten, sich vorsichtig umschauten, vor dem Licht verschlossen, das auf das Gesicht fiel. Schließlich landete der Blick bei ihm, sein Kind sah ihn geradewegs an, und er
Weitere Kostenlose Bücher