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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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abzuhelfen, das fehlte. Normalerweise erhielten die Patienten einen Ersatz in Tablettenform mit Namen Levaxin. Mit Hilfe von Laborproben konnte der Arzt einfach die passende Dosis feststellen.
    Levaxin. Das hat meine Mutter auch genommen, dachte sie, doch es war Lauras Foto, das all die weiteren Gedanken auslöste, das sie dazu brachte, in einer Art verzweifelter Wut einen Plan zu schmieden. Wenn sie, die ja gesund und munter war, sich diese Tabletten reinstopfte, dann würde sie zu viele Hormone zu sich nehmen, und dann würde sie die gleichen Symptome zeigen wie ein wirklich Kranker. Sie würde Herzklopfen bekommen und gezwungen sein, einen Spezialisten aufzusuchen.
    Lena schaute noch einmal Lauras Arztgesicht an, und sie spürte den gleichen Sog im Magen wie damals, als sie bei ihr durchs Fenster gesehen hatte. Sie wurde von ihr angezogen, wollte ihr Aug in Aug begegnen, sehen, ob sie überhaupt den Blick eines normalen Menschen hatte. Sie wollte Kontakt bekommen, ohne dass ihr eine Tür vor der Nase zugeschlagen wurde, sie wollte nicht auf sie losstürzen, aufgeregt und in der schlechteren Position, sondern sie wollte eine Gelegenheit haben und die Oberhand. Eine einzige Begegnung, bevor sie ihren Entschluss umsetzte, und jetzt wusste sie, wie sie es anstellen würde.
    Sie nahm das Telefon und rief ihre Mutter an, die natürlich sofort fragte, wie es ihr ginge. Alles sei in Ordnung, sagte sie, aber der Umzug koste doch viel Kraft, in zwei Tagen sei es so weit. Ob sie nicht einfach am Abend bei der Mutter vorbeischauen und sich ein bisschen ausruhen könne. Etwas zu essen bekommen, dort schlafen. So eine Pause wäre schön, auch wenn sie fahren müsse, erklärte Lena, und ihre Mutter freute sich.
    »Komm nur, meine Kleine«, sagte sie. »Aber fahr vorsichtig.«
     
    Die größte Herausforderung des Tages war, aus dem Bett zu kommen. Veronika drehte sich auf die Seite, packte die Matratze und stützte sich auf den Armen ab, während sie ein Kissen auf die Wunde presste. Wenn sie erst einmal hochgekommen war, tat es nicht mehr so weh, sie fühlte sich eher zerschlagen. Das Baby hatte an der Brust getrunken, war aber schnell müde geworden und eingeschlafen. Ihre große, gut genährte Tochter von viereinhalb Kilo lag in ihrem Kinderbettchen aus durchsichtigem Plexiglas auf Rädern. Veronika hatte ihr einen rot-weiß gestreiften Strampelanzug angezogen, mit dem Claes am Abend zuvor angekommen war. Louise Jasinski hatte ihn ihm von den Kollegen überreicht, die gesammelt hatten, und Veronika hatte sich so gefreut, dass sie beschloss, diese Louise zu mögen und nicht mehr heimlich auf sie eifersüchtig zu sein.
    Fast noch mehr freute sie sich, als Daniel Skotte mit einem Paket kam, denn das überraschte sie wirklich. Sie hätte nicht gedacht, dass ein junger, männlicher Kollege eine soziale Kapazität diesen Ausmaßes haben könnte – einer älteren Kollegin zu gratulieren, die gerade entbunden hatte. Er nutzte die Gelegenheit, ihr zu erzählen, dass er auch seine sozialen Verhältnisse verändert und sich verlobt habe. Er konnte nicht lange wegbleiben, aber das war auch gar nicht nötig.
    Sie strich ihrer Tochter über den Kopf. Weich wie Samt, wie das Gefühl, ein warmes Pferdemaul zu streicheln. Claes und sie hatten sie gründlich unter die Lupe genommen, und Veronika hatte sofort festgestellt, dass dieses Mädchen ganz anders als Cecilia war. Sie war selbst überrascht darüber, dass sie sich noch so genau daran erinnerte, wie Cecilia als Neugeborene ausgesehen hatte, und vielleicht stimmte das Bild ja nicht ganz oder wurde verändert durch die vielen Fotos, aber Cecilia war auf jeden Fall viel feingliedriger und heller gewesen. Diese Tochter hier war robust, kräftig, sowohl was das Schreien als auch die Bewegungen anging, und dunkelhaarig. Veronika selbst hatte rote Haare, Claes auch, möglicherweise in einem dunkleren Ton und inzwischen her grau meliert. Obwohl er behauptete, dass er früher einmal richtig dunkelhaarig gewesen sei, und dass seine Schwester Gunilla nach wie vor schwarze Haare habe. Sie suchten weiter nach Familienähnlichkeiten. Eine Sache war klar, die Tochter hatte Claes’ Nase, so klein sie auch war, und seinen breiten Mund; beides war so offensichtlich, dass sie darüber lachen mussten.
     
    Sie ging auf den Flur zum Speiseraum. Ein paar Frauen watschelten mit ihren großen Bäuchen dahin, andere hatten geboren, genau wie sie, aber keine ging mit federnden Schritten, bis auf das arme

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