Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod
ich haben uns gut zusammengerauft, und außerdem ist es uns geglückt, genügend Leute für die Vorermittlungen zusammenzukriegen, so dass wir schon einiges geschafft haben. Es ist ziemlich viel herausgekommen, und zwar ganz merkwürdige Zusammenhänge. Die Spurensicherung hat ihre Arbeit gemacht, die rechtsmedizinische Untersuchung redet von Stichwunden als Todesursache, wahrscheinlich mit einem Messer, aber das ist noch nicht gefunden worden. Unter anderem ist die Halsschlagader aufgeschnitten, und wahrscheinlich hat sie nicht nur nach außen geblutet, sondern auch nach innen, so dass Schwellungen entstanden sind, die sie erstickt haben, abgesehen davon, dass sie verblutet ist. Sie ist ja nicht nur an einer Stelle verletzt gewesen, wie du wohl auch gesehen hast, insgesamt sind sieben Einstiche gefunden worden, und daneben Zeichen für weitere äußerliche Gewalt: Brüche, blaue Flecken, Hautabschürfungen und so weiter.«
»Wer ist sie, und wie lange hat sie wohl da gelegen? Ein Motiv?«
»Eine neunundzwanzigjährige Frau hier aus dem Viertel. Sie lebte allein. Hat in einem Büro gearbeitet, wo sie seit einer Woche vermisst wird, was mit den Wetterberichten übereinstimmt, das heißt, wann es zuletzt geschneit hat. Vermutlich ist sie erst dorthin geschafft worden, aber die Spuren sind ja zum Teil vom Schnee verdeckt. Sie ist wahrscheinlich nicht bei sich zu Hause ermordet worden, da gibt es keinen Tropfen Blut. Sie war nur dünn angezogen, wie du gesehen hast. Nur ein Hemd. Das Motiv ist noch unbekannt. Sie hatte kein Vermögen, war kein Junkie, hat nicht in zwielichtigen Kreisen verkehrt. Es könnte möglicherweise ihr Freund gewesen sein. Soweit wir verstanden haben, waren sie immer mal wieder zusammen. Er war so der Typ, der kam und ging, die Freundinnen hatten sie gewarnt, aber irgendwie konnte sie offenbar nicht von ihm loskommen, oder er nicht von ihr. Sie war nicht seine einzige Frau, aber die Frage ist, ob sie davon wusste. Der Freund ist gefasst, er sitzt in U-Haft, aber nicht wegen dieses Mordes. Er heißt Rickard Herrström.«
»Das gibt’s ja wohl nicht!«
»Doch, das ist ein ziemliches Durcheinander«, bestätigte Lundin mit einem Nicken.
»Erika Ljungs …«
»Ja.«
»Weiß Erika davon?«
»Nein. Sie ist frisch operiert, aber es geht ihr den Umständen entsprechend gut. Es gibt übrigens noch mehr über ihn. Frühere Frauen aus seinem Leben haben ihn wegen Misshandlung angezeigt, aber es wurden nie Ermittlungen aufgenommen, der Fall wurde zu den Akten gelegt. Wie es meistens so läuft … oder jedenfalls lief. Inzwischen wird ja bei Misshandlung schärfer hingeguckt. Übrigens, glaubst du, dass Erika von seiner Vergangenheit gewusst hat und davon, dass er nebenbei noch andere Damen laufen hatte?«
»Und dass sie geglaubt hat, sie wäre diejenige, die ihn bekehren könnte, den Psychopathen auf den richtigen Weg leiten. Was meinst du?«
Janne Lundin zuckte mit den Schultern.
»Die Staatsanwältin wird sie verhören, sie geht ja gut damit um«, erwiderte Janne Lundin, und mit damit meinte er Frauenmisshandlung.
Dann ist Erika ja noch mal mit dem Schrecken davongekommen, dachte Claes Claesson, als er vom Polizeigebäude fortfuhr. Und mit ein bisschen mehr. Es wird sicher so einige Zeit dauern, bis sie wieder die Alte ist.
Er parkte vor einem Autohändler, stellte seine alte Klapperkiste neben die neueren Equipagen auf den Parkplatz. Der Toyota war ihm ein treuer Diener in seinem Leben als Autofahrer gewesen, und bis heute hatte der Motor ihn nie im Stich gelassen. Er surrte beim ersten Startversuch los, aber es nützte nichts, so langsam fraß der Rost ihn auf, und außerdem war die Situation inzwischen eine andere. Kinderwagen und Gott weiß, was ein Kind noch so mit sich brachte, erforderten größeren Stauraum.
Er überlegte, ob er sich hatte beeinflussen lassen, als er sofort einen Volvo Kombi vor sich gesehen hatte. Schwedische Familien mit Kindern fahren sicher und praktisch. Und in erster Linie schwedisch.
Er ging an den aufgereihten Wagen auf der Gebrauchtwagenseite vorbei. Ein fabrikneues Auto kam nicht in Frage, und auch wenn er, oder besser gesagt, sie beide, es sich hätten leisten können, war der Verlust einfach zu groß, den ein Auto schon durchmachte, sobald es vom Parkplatz rollte. Zur Zeit mussten sie etwas sparen, das Haus kostete Geld, auch wenn sie Doppelverdiener waren.
Aber auch die gebrauchten Autos waren teuer, wie er feststellte, als er die Preisschilder
Weitere Kostenlose Bücher