Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod
mit väterlicher Stimme.
»Wer hat sie gefunden … und wann?«
»Nach den Berichten hat eine Nachbarin heute Vormittag warum auch immer an ihrer Tür geklingelt, und da Ihre Mutter nicht geöffnet hat, hat sie den Notdienst alarmiert. Sie hat wohl gehört, dass das Radio lief, und ist deshalb davon ausgegangen, dass Ihre Mutter zu Hause sein musste.«
Er war nett. Verständnisvoll und sympathisch. Veronika legte auf und ließ sich auf einen Stuhl fallen, im Inneren aufgewühlt. Gott sei Dank hatte sie gestern noch angerufen, aber sie hätte schon früher hinfahren sollen. Klara zeigen. Warum hatte sie das nicht getan? Jetzt war es vielleicht zu spät. Schließlich hatten sie ein verlässliches Auto, diesen Wagen, den Claes ganz allein angeschafft hatte, aber sie hatten ja vorher schon darüber diskutiert. Das Auto war gut, und sie hätte losfahren können, natürlich waren sie voll beschäftigt und müde gewesen, diese ganze Umstellung, aber sie hätten fahren können!
Gewisse Dinge soll man nicht auf die lange Bank schieben!
Klara schrie im Kinderwagen vor der offenen Haustür. Sie schleppte den Wageneinsatz herein, holte sie heraus, nahm ihr Mütze und Jacke ab, während die Tränen flossen.
Wieder klingelte das Telefon.
»Veronika Lundborg«, meldete sie sich zaghaft.
»Hallo, du, wir haben einen komplizierten Fall hier, es tut mir Leid, aber ich werde erst später kommen«, sagte Claes.
»In Ordnung.«
»Was ist denn?«
»Nichts, komm nur, wie es dir passt!«
»Aber was ist denn los?«
Sie erzählte kurz, er schwieg. Das schlechte Gewissen war durch die Leitung zu hören. Jetzt konnte er natürlich nicht länger arbeiten, aber sie widersprach ihm.
»Bleib so lange wie nötig«, sagte sie mit belegter Stimme. »Ich kann mich doch nicht jetzt in den Wagen setzen und die ganze Strecke fahren. Dazu ist es zu spät. Ich fahre morgen, nehme Klara mit. Nachher rufe ich Cecilia an und frage, ob sie den Zug von Lund nach Norrköping nehmen kann.«
»Bist du dir sicher, dass ich nicht kommen soll?«
»Ganz sicher.«
Es war ganz schön, eine Weile allein zu sein. Allein mit ihrer Klara.
Das war wohl das Schlimmste, was Kriminalkommissar Claes Claesson seit langem erlebt hatte. Der Gestank war nicht auszuhalten. Er wusste kaum, wie er sich verhalten sollte, wünschte nur, er könnte in den Garten hinausgehen und sich eine Nase voller frischer Luft gönnen, aber das ging natürlich nicht. Er musste versuchen, sich zu konzentrieren und einen von der abgehärteten Sorte zu spielen, wie es von ihm erwartet wurde. Und er musste seinen Job tun.
Zersetzungsprozesse, dachte er. Vor seinem inneren Auge sah er eine Dose mit eingelegten Heringen, deren Deckel gewölbt war. Der Geruch, dieser unappetitliche, abstoßende Gestank, der beim ersten Stich mit dem Dosenöffner herausströmte.
Verdammt, was war das bitte für ein Vergleich! Es war unmoralisch, Essen im falschen Zusammenhang heranzuziehen. Speisen sind heilig, sie ernähren uns alle. Amen!
Außerdem aß er keine eingelegten, angegorenen Heringe, das würde ihm im Leben nicht einfallen.
Die tote Frau lag auf einem naturfarbenen Teppich im Wohnzimmer, gleich hinter einem hellen Sofa, das frei im Raum stand. Die Verwesung war weit fortgeschritten, ein Zersetzungsprozess, der durch Sommerhitze und Sauerstoffmangel gefördert wurde. Das Haus lag in einer langen Reihe aneinander gekoppelter gleicher Häuser, die alle verriegelt und verrammelt waren, als die alarmierte Polizei ankam.
Die Vermisstenmeldung war am Freitag eingegangen, jetzt war es Montag, vier Tage waren vergangen, und der Dienst habende Leiter hatte es als angemessen angesehen, einen Schlüsseldienst zu beauftragen. Der Gestank war bereits durch die Spalten der verschlossenen Haustür gedrungen, nicht auffällig, aber man konnte ihn erahnen, wenn man die Nase dicht daran hielt. Und wie erwartet schlug ihnen, kaum dass der Klempner die Haustür geöffnet hatte, ein verpesteter, abgestandener Gestank wie eine saure Wand entgegen. Der Mann vom Schlüsseldienst fuhr schnell davon, und die Polizisten gingen hinein, um nach der Quelle des Geruchs zu suchen. Was nicht lange dauerte.
Ein verwester Körper mit einem Schwarm blauschillernder Fliegen, die auf ihm herumkletterten, eingetrocknetes braunes Blut wie eingeätzte Flecken bildeten eine Spur auf dem Boden vom Flur zum Körper hin. Sie trug beigefarbene Shorts und war barfuß.
Der leitende Beamte hatte Claesson direkt in der Mordkommission
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