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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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den in seinen Augen ziemlich banalen Minikopien antiker Meister, mit denen so einige ihr Heim nach den Auslandsreisen dekorierten.
    Ein kleineres Einschussloch, ungefähr in Bauchhöhe eines normal großen Menschen, befand sich in der blutbespritzten weißen Flurwand, offensichtlich ein Fehlschuss. Die Kugeln, wenn sie denn kleineren Kalibers waren, steckten wahrscheinlich noch im Körper. Dafür gab es Spezialisten. Die Hülsen lagen auf dem Flurteppich, einem größeren Flickenteppich in Hellgrün.
    Wer war die Tote? Sie kamen bereits an Ort und Stelle überein, dass es sich vermutlich um die Person handelte, der das Haus gehörte, aber genau wusste man es natürlich erst, wenn die Identifizierung abgeschlossen war.
    Offenbar war die getötete Frau im Begriff gewesen zu verreisen, schließlich war ja Urlaubszeit. In dem hellen Schlafzimmer im ersten Stock stand ein breites Bett, aber kein Doppelbett, und auf der Tagesdecke lagen ordentlich zusammengelegte Kleidungsstapel neben einem offenen Koffer, einem roten Samsonite bester Qualität mit Rollen und herausziehbarem Handgriff. Pullover, dünnere und dickere, Unterwäsche, Sportschuhe in einer Plastiktüte. Auch einen Rucksack hatte sie mitnehmen wollen, vielleicht für Ausflüge, er lag zusammengesunken leer auf einem Lehnstuhl. An der Schranktür hingen weitere Kleidungsstücke, die vermutlich auch eingepackt werden sollten, darunter eine Regenjacke, aber keine Festtagskleidung.
    Das Schlafzimmer machte einen nüchternen Eindruck. Sanfte, beruhigende Farbgebung, helle Naturfarben an den Wänden und auf der Tagesdecke, während der Perserteppich wie ein rot geflammter Darm auf dem Parkett lag. Verhaltene Bilder. Auf dem Nachttisch stand ein Radiowecker, nicht so ein plumpes, billiges Ding, sondern ein elegantes aus gebürstetem Metall, das nicht den ganzen Platz einnahm. Zwei Bücher, das oberste war ein Reisehandbuch über Island. Aha, dahin sollte also die Reise gehen, dachte Claesson und sah die Gummistiefel, die ordentlich nebeneinander auf dem Boden standen. Die Kulturtasche fehlte. Sie befand sich im Badezimmer, auf der Waschbeckenablage, und im Badezimmer standen auch alle Blumentöpfe in der Badewanne. Die Pflanzen zumindest, die lebten, denn auf den Fensterbänken standen ansonsten nur Blumen aus Plastik oder Stoff. Diese Frau war offensichtlich eine, die an alles dachte. Sie hatte natürlich auch die Sicherheitsbeleuchtung eingeschaltet, die in regelmäßigen Intervallen an- und ausging, damit eventuelle Einbrecher garantiert wussten, dass niemand zu Hause war. Aber es war niemand eingebrochen. Jemand war hereingelassen worden. Jemand war vorbeigekommen.
    Sie wollte nach Island. Wenn man den schwedischen Sommer hinter sich lassen wollte, dachte Claesson, diese üppig blühende, frische Perle, dann war es natürlich eine Möglichkeit, nach Island zu fahren, auf diese exotische Insel mit ihrer kargen und gleichzeitig großartigen Natur und ihren heißen Quellen, ein Ableger, ein Außenseiter in der nordischen Gemeinschaft. Er bekam selbst fast Lust auf dieses besondere Reiseziel im Nordatlantik. Er war natürlich noch nie dort gewesen.
    Aus irgendeinem Grund hatten ihn Reisen nie besonders gelockt – er war wohl von Natur aus so –, und das Letzte, was er sich denken könnte, das wäre, den schwedischen Sommer zu versäumen. Er war nicht der Typ, der es für notwendig erachtete, sich in der Welt umzusehen, um seinen Blick zu erweitern, der konnte an Ort und Stelle erweitert werden, wenn man nur Augen und Ohren offen hielt. Und dieses Herumkurven um die Welt mit Flugzeugen machte weder die Welt noch das Leben einfacher, und schon gar nicht ungefährlicher. Waffen und kriminelle Gestalten überquerten die Grenzen wie nie zuvor. Soweit er sich erinnern konnte, hatte er sich nicht ein einziges Mal nach verschwitzten Badestränden und langen Autofahrten gesehnt, wenn das nordische Licht abends leuchtete, und die seltenen Male, dass er weggelockt wurde – bei genauerem Nachdenken kam er darauf, dass es zweimal gewesen war: Kreta und Alicante – hatte er sich in erster Linie nach Hause gesehnt, unter einem Sonnenschirm gesessen, sich von der Hitze erdrückt und dem Wein ermüdet gefühlt. Souvenirstände, Ruinen und kochend heiße Straßen waren auch nichts, was er vermisste, Straßen so heiß, dass nicht einmal die Schattenseite den Gang auf ihnen erträglich werden ließ.
    Die Flugtickets von Kopenhagen nach Reykjavik und zurück lagen auf dem Schreibtisch

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