Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte
arbeiten kann.«
»Hat er eine Arbeit?«
»Ja. Er ist Arzt.«
»Das ist nicht dein Ernst! So jemandem sollte verboten sein, eine derartige Verantwortung zu tragen!«
»Lange Phasen hält er sich nüchtern und soll recht fähig sein. Er heißt Göran Bladh.«
»Trotzdem!«
Entrüstet verzog sie das Gesicht, nahm die Mütze ab und fuhr sich mit der Hand durch ihren Zehnmillimeterschnitt. Conny sah sie rasch von der Seite an. Ihre Ohrläppchen waren mit Monden, Sternen und Nieten dekoriert, die seiner Ansicht nach noch das weiblichste ihrer Attribute darstellten.
Der Mann schleppte sich weiter bis zur Östra Torggatan und verschwand um die Ecke.
Jessika Granlund ließ den Motor an und fuhr ein kurzes Stück in die entgegengesetzte Richtung. Dann bog sie von hinten in die Slottsgatan.
Als sie sich der Dienststelle näherten, sahen sie, dass Bladh etwas weiter vorne über die Straße torkelte. Es war ihm also gelungen, am Hotel Post vorbeizukommen.
»Jetzt muss er nur noch an der Zeitungsredaktion vorbei, du weißt schon, da wo die Oskarshamnstidningen und Oskarshamns Nyheter sitzen, und dann ist er im Prinzip zu Hause«, sagte Larsson.
»Gut«, erwiderte Jessika Granlund, die immer noch bezweifelte, dass der Mann in diesem Zustand nach Hause kommen würde, selbst wenn es nur noch ein Häuserblock entfernt war.
»Er schafft das schon«, meinte Larsson grinsend. »Aber jetzt müssen wir wirklich was essen.«
In der Morgendämmerung kroch Nilla Söder aus ihrer vorübergehenden Nachtherberge, dem Keller eines Mietshauses in der Bäckgatan. Sie fühlte sich in allerhöchstem Grade ungewaschen und unausgeschlafen. Eigentlich war das kein ungewohnter Zustand, er bereitete ihr aber trotzdem immer noch Unbehagen. Als wollte sich ihr Körper nicht daran gewöhnen.
Sie zerrte an Andreas neben sich und bekam ihn schließlich auf die Beine.
Der Zeitungsbote hatte sie nicht gesehen, aber er kümmerte sich auch nicht um sie. Andreas und sie waren wie die Enten im Stadtpark, man fütterte sie, wenn man Zeit und Lust hatte, und ignorierte sie im Übrigen. Das war besser, als von anderen Leuten beschimpft zu werden oder ihre Hunde und die Polizei auf den Hals gehetzt zu bekommen.
Sie steckte die Hand in die Tasche, um sich zu vergewissern, dass er noch da war. Andreas wusste nichts davon, und sie war sich auch nicht sicher, ob sie ihm erzählen sollte, dass sie gestern wieder einen ganzen Hunderter von einer Frau bekommen hatte. Sie musste aus irgendeinem Grund ein sehr schlechtes Gewissen gehabt haben. Sie hatte sich ordentlich bedankt und den Geldschein entgegengenommen. Sonst bekam sie mit Glück etwas Kleingeld oder bestenfalls einen Zwanzigkronenschein.
Jetzt sehnte sie sich nach einer Dusche. Sie wünschte sich, auf solch menschliche Bedürfnisse verzichten zu können. Das hätte ihr vieles erleichtert. Der Hunderter brannte wie Feuer in ihrer Hosentasche. Sie hatte bereits geplant, den Eintritt für das neue Hallenbad damit zu bezahlen und dort eine Ewigkeit die warme Dusche auf sich herabrieseln zu lassen. Sie wollte mehrere Stunden dort bleiben und es genießen. Äußerlich und innerlich sauber werden.
Dann konnte sie vielleicht ein neues Leben beginnen. Zum Arbeitsamt und Sozialamt gehen und um Hilfe für einen Neubeginn zu bitten.
Ihr fehlte Snäll. Warum war er nur auf die Straße gelaufen? Sie hätte ihr Gesicht in seinem wuscheligen Fell vergraben können. Weich und warm. Und seine Augen hatten ihr gesagt, dass sie die wichtigste Person in seinem Hundeleben war.
Andreas sagte, dass Snäll Flöhe hatte. Aber das wollte sie nicht hören.
Nein, er würde nichts von dem Geld abbekommen, beschloss sie. Das gehörte ihr.
Sie gingen langsam Richtung Hafen und von dort weiter die vielen Stufen zum Besväret hinauf, das oben auf dem Berg lag. Sie keuchte vor Anstrengung.
Alle hübschen Häuser schliefen, als sie mit ihren Rucksäcken, Taschen und sonstigen Habseligkeiten an ihnen vorbeitrotteten. Sie musste einen Moment innehalten, um Atem zu schöpfen.
Währenddessen betrachtete sie die Idylle, hörte die Vögel. Die schmale Besvärsgatan mit ihrem Kopfsteinpflaster und ihren kleinen Holzhäusern war ihrer Meinung nach der schönste Ort in Oskarshamn. Hier hätte man wohnen sollen, wenn man mit anderen Voraussetzungen zur Welt gekommen wäre.
Bald blühte hier sogar der Flieder.
»Verdammt, wenn man doch nur hier wohnen könnte«, sagte sie schließlich.
Andreas würdigte das keiner Antwort, und
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