Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte
Christoffer das verschwitzte Haar aus dem Gesicht pustete, als sie auf ihm lag und er ihr erzählte, sie sei das Beste, was ihm je passiert war. Nie zuvor war sie das Beste gewesen, was jemandem passiert war.
Sie war immer nur im Weg gewesen oder ungeschickt oder nicht schnell genug. Sie würde vieles in Kauf nehmen, um wieder das Beste zu sein, was jemandem passiert war. Wie früher, als sie sich richtig zusammengehörig und nicht nur durch einen Trauschein verbunden fühlten. Wie zwei Seelenverwandte, die sich für den anderen einsetzten. Fürsorge und Zärtlichkeit. Damals war sie sich nur selten schutzlos und einsam vorgekommen. Sie hatten ja einander gehabt. Es war etwas ganz Besonderes zusammenzugehören. Hatte man das einmal erlebt, sehnte man sich immer danach.
Es war nicht weit. Sie setzte ihre Sonnenbrille auf, schloss die Zentralverriegelung ihres kleinen erbsengrünen Fiat auf, warf ihre Tasche auf den Beifahrersitz und setzte zurück.
Auf dem Boden der Rückbank lag eine Flasche Rotwein in einer lila Tüte aus dem Systembolaget, die sie Gabbi, allerdings ohne Tüte, überreichen wollte. Mit den Jahren hatte sie gelernt, was sich gehörte.
Seit einiger Zeit hatte sie den Verdacht, dass Carl-Ivar noch ein weiteres Lager besaß, das sich aber nicht bei ihm zu Hause befand. Gelegentlich hatte er Schätze ins Geschäft mitgebracht, die er mit Sicherheit nicht zu Hause aufbewahrte. Sie kannte das Haus von Birgitta und Carl-Ivar sehr gut. Sie war in ihrer Kindheit und Jugend Tausende von Malen dort gewesen. Verschlossene Türen und geheime Lagerräume waren ihr dort nie aufgefallen. Das Haus war dafür gar nicht groß genug. Die meisten Dinge wurden im Übrigen im Kellergeschoss des Ladens gelagert.
Aber offenbar nicht alles!
Während sie Richtung Skeppsbron fuhr, ging ihr auf, dass Carl-Ivar immer darauf geachtet haben musste, dass sie nicht in der Nähe war, wenn er den Schlüsselbund unten aus der Kamelsatteltasche nahm.
Die Tasche, die eher einem Beutel glich, war sein Versteck gewesen. Vermutlich war das sicherer, als die Schlüssel bei sich zu tragen oder zu Hause aufzubewahren. Birgittas Augen entging kaum was. Sie war eine ordentliche Frau. Nicht übertrieben neugierig, aber aufmerksam.
Annelie hatte Carl-Ivar nie gefragt, ob er zusätzlich zu dem Lager im Keller noch ein weiteres hatte. Es gab keinen Grund, ihn mit solchen Fragen zu bedrängen, und er erwähnte so etwas nie.
Die Kamelsatteltasche hatte schon als Staubfänger am Geländer der Kellertreppe gehangen, als Annelie im Teppichgeschäft anfing. Sie war gestreift und aus kratziger Wolle gewebt, die an Rosshaar erinnerte, und mit Troddeln versehen. Sie schien dafür gemacht zu sein, Sonne, Regen und Sandstürmen zu trotzen. Leer und ausgebeult hing sie dort. Anneli hatte sie für einen reinen Ziergegenstand gehalten, der die Orientatmosphäre im Laden unterstreichen sollte. Die Atmosphäre von Dattelpalmen, Feigen, erlesenen Rosinen, starkem Kaffee und heißem Tee. Umgeben von Teppichen auf dem Fußboden und an den Wänden, der Wasserpfeife und dem kleinen Rauchtischchen. Dinge, die Carl-Ivar von einer seiner vielen Reisen mitgebracht hatte, beschworen Träume von einer fernen Welt herauf.
Einmal hatte sie ihn überrascht, das wurde ihr allerdings erst im Nachhinein klar.
Sie hatte wie immer nachmittags bei Nilssons Gebäck gekauft und dabei eingesehen, sich bald nur noch rollend fortbewegen zu können, wenn sie so weitermachte. Zimtschnecken und Hefegebäck mit Vanille- oder Marzipanfüllung oder mit Zucker bestreut. Mindestens ein Teilchen pro Tag, frisch, nicht aus der Plastikverpackung, das hätte Carl-Ivar verwerflich gefunden, da es eine so ausgezeichnete Bäckerei in der Nähe gab. Birgitta hätte der Schlag getroffen, wenn sie gewusst hätte, welche Mengen er an einem Tag verdrückte. Sie nahm es mit der Ernährung sehr genau.
An jenem Tag goss es in Strömen. Sie rannte also mit der Tüte in der Hand zum Geschäft zurück, riss die Eichentür auf und wirbelte wie das Herbstlaub in den Laden. Carl-Ivar ging gerade die Kellertreppe hoch. Er zuckte zusammen und sah sie erstaunt an.
Wenig später war alles wie immer. Sie tranken Kaffee und ließen sich das Vanillegebäck mit Puderzucker schmecken.
Natürlich war nicht sie es, die ihm einen Schrecken einjagte, sondern der Umstand, dass sie ihn auf frischer Tat ertappte. Aber erst heute hatte sie begriffen, wobei eigentlich.
Sie hatte gerade den türkischen Gebetsteppich
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