Lupus - Ankunft der Woelfe
einer Hand die Halsschlagader zu, mit der anderen riss er das Pflaster von Evas Mund.
Im Rücken hörte er Frantz, der mit dem Notarzt telefonierte.
Das Frettchen schoss plötzlich vorbei in Richtung Ausgang.
»Haustiere sind hier verboten«, schrie der Hausmeister und hastete hinter dem Tier her, das ins Treppenhaus entwischt war.
66
Bettenhaus der Charité, Dienstagmorgen
C ube drückte die Klinke. Für einen Moment zögerte er. Doch egal wie schmerzhaft es jetzt für ihn werden würde, er hatte endgültig entschieden. Nie wieder durfte es geschehen, dass ihn der Verlust eines Menschen in jahrelange Depressionen trieb. Erst Bonny. Jetzt Eva. Aber das mit ihr könnte er beenden, noch bevor es richtig angefangen hatte. Er atmete tief durch und trat ein.
Ihr rotes Haar fiel in dicken Locken über das Kopfkissen. Mit der blassen Haut sah sie aus wie eine Tote. Die Geräte und Computer der Intensivmedizin blinkten und piepten. Leuchtende Kurven zuckten über die Monitore.
Die Tür öffnete sich, und eine Krankenschwester erschien. Sie stellte eine Flasche Wasser und ein Glas auf ein fahrbares Schränkchen. Dabei warf sie einen kurzen Blick auf die Monitore. »Die Patientin ist noch sehr schwach, aber stabil.«
Erneut öffnete sich die Tür, und die Stationsleiterin steckte den Kopf herein. »Schwester, Sie müssen schneller werden. Und Herr Cube, Sie müssen jetzt wieder gehen, Frau Palmer braucht viel Ruhe.«
Er schüttelte den Kopf. »Aber sie kommt doch gerade erst zu sich.« Mit Tränen in den Augen strich er über ihre Wangen. »Eva, kannst du mich hören?«
»Alexander.«
Sie nickte matt.
Die Krankenschwester klopfte gegen eine Infusion, durch die Flüssigkeit in eine Vene tropfte.
»Was ist das?«, fragte er, um Zeit zu schinden.
»Eine isotonische kristalline Infusion, um den hohen Blutverlust auszugleichen. Damit kommt die Patientin schnell wieder auf die Beine.«
Ungeduldig schob die Krankenschwester ihn beiseite. »Darf ich mal?«
Sie umfasste Evas Handgelenk und fühlte den Puls. »Auch besser.« In ihrem Gesicht erschien ein warmes Lächeln.
Die Stationsleiterin trat näher. »Die Patientin ist hier in guten Händen. Herr Cube, halten Sie den Krankenhausbetrieb nicht auf!« Sie schüttelte den Kopf. »Sie müssen sich wirklich keine Sorgen machen, Ihre Zukünftige …«
»Ja, danke.« Ertappt blickte er zu Boden und spürte, wie ihm der Schweiß zwischen den Schulterblättern herunterlief. Er hatte gelogen, behauptet, er sei ihr Verlobter. Sonst hätte die Stationsleiterin mit der Stimmlage eines Oberfeldwebels ihn nicht einmal in die Nähe des Krankenzimmers gelassen. Seine Kollegen waren fünf Minuten vor ihm hinausbefördert worden.
»Die Bestie ist tot, gönnen Sie der jungen Dame doch ein wenig Ruhe«, hatte sie gesagt und unmissverständlich deutlich gemacht, dass niemand von den Herren Polizisten an ihr vorbeikäme.
»Durst«, flüsterte Eva. Sie begann zu zittern.
Sofort nahm er eine zweite Decke vom Fußende und deckte sie damit zu. »Gleich geht es dir besser.«
Er blickte zur Stationsleiterin, die ihn mit scharfem Blick musterte. »Wenn sie hier alleine liegt, kann ihr niemand helfen?«, sagte er vorwurfsvoll.
»Sie soll schlafen.«
»Sie hat Durst, darf sie schon etwas trinken?«
»Ja, sonst hätten wir die Flasche wohl nicht dort hingestellt. Aber erst einmal nur wenige Schlucke. Sie müssen abwarten, ob ihr schlecht wird. Dann müssen Sie sofort klingeln.« Sie ergriff die Türklinke. »Also gut, dann bleiben Sie noch eine Weile.«
Sie rauschte ab. Gefolgt von der freundlichen Krankenschwester, die sich noch einmal umdrehte und Cube zuzwinkerte, bevor sie den Raum verließ.
So funktioniert das also, dachte er und schüttelte den Kopf. Er durfte nur bleiben, weil wie immer Personalmangel herrschte.
Eva flüsterte. »Das Tier. Oh Gott.«
Er drückte ihre Hand. »Es ist vorbei. Du bist in Sicherheit.«
Vorsichtig hob er ihren Kopf und half ihr beim Trinken. Sie schaffte nur einen Schluck, dann sackte sie ermattet in die Kissen zurück.
»Er hat die Frauen …« Ein Hustenanfall unterbrach ihre Worte.
Er nickte. »Ich weiß. Du bist in Sicherheit. Dir kann nichts mehr geschehen.«
Sie zeigte zu dem Glas. Noch einmal half er ihr beim Trinken. Dann schlief sie wieder ein.
Stunde um Stunde bewachte er ihren Schlaf, in den Wachphasen flößte er ihr Tee ein. Die Stationsleiterin tauchte nicht wieder auf.
Als er irgendwann zur Cafeteria ging, um sich einen Kaffee
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