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Lust auf Lust: Intime Geständnisse

Lust auf Lust: Intime Geständnisse

Titel: Lust auf Lust: Intime Geständnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renske de Greef , Matthias Müller
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Er hat Stil und Geschmack. Jemand mit natürlicher Autorität. Begeistert gehe ich rein und setze mich neben ihn. Er lächelt charmant und fragt, was ich trinken will. Ich finde es beinah zu ordinär, ein Bier zu bestellen, aber ich bleibe meinem Lebenspartner treu und tue es trotzdem. Er steht lässig auf und geht zur Bar, wo man ihn, bei seiner Ausstrahlung, sofort bedient. Das habe ich auch immer gewollt, dass Leute einen nicht bewusst vorlassen, sondern einfach spüren, dass man das Recht hat, zuerst bedient zu werden.
    Nach einem Abend Quatschen und Trinken schlägt er vor, kurz noch zu ihm nach Hause zu gehen, wo er mir seine Sammlung klassischer Musik zeigen will. Ein lausiger Vorwand, okay, aber schon ein sehr origineller. Und dass er ausgerechnet das als faule Ausrede benutzt, spricht auch für ihn, er hätte ja auch sagen können, dass er mir noch kurz seinen Waffenschrank oder seine Comicsammlung zeigen will. Also gehe ich mit.
    Als wir dort sind, wird zwar schon noch Musik aufgelegt, aber eigentlich nur ganz peinliches, pseudoromantisches Gedudel. Das sprach dann wieder nicht so für ihn. Ich versuchte noch, über Prokofiev zu reden, aber er küsst mich und zieht mich aufs Bett. Nachdem wir uns eine Weile geküsst haben, fängt er an, leidenschaftlich an meinem Pulli zu zerren. Er hat seinen Mund an meinem Ohr, und plötzlich höre ich ihn sagen: »Sollen wir dann mal das Pullöverchen ausziehen?«
    Ich denke, ich höre nicht richtig. Während er den ganzen Abend mit einer männlichen, weltläufigen, kräftigen Stimme gesprochen hat, höre ich jetzt so was wie Babylaute aus ihm herauskommen. Er setzt ein Stimmchen auf. Eine Art säuselndes Teddybärstimmchen. Und er macht so weiter. Nicht nur mein Pulli, mein ganzer Körper wird jetzt von diesem lebensgroßen Muppet kommentiert, das neben mir liegt. Ich bin hin- und hergerissen. Einerseits muss ich lachen, andererseits finde ich das natürlich gar nicht komisch. Ich will nicht, dass ein Muppet meine schönen Brüste rühmt.
    Babysprache im Bett, das ist für mich fatal. Das macht es abstoßend. Sex hat nichts Kindliches an sich. Das ist keine Teletubbieshow. Sesamstraßenstimmen, das geht einfach nicht. Ich will mit einem richtigen Mann im Bett liegen. Ich kriege sonst das Gefühl, dass er mit einem Kind redet statt mit einer erwachsenen Frau. So wird Kindersex draus, oder eine Art Behindertensex, wie in Idioten . Erwachsene Männer und Frauen, die einen auf Piepsstimmchen und Babysprache machen? Einfach pervers.
    Ich bringe ihn mit einem »pssssttt« zum Schweigen und lege ihm ganz verführerisch einen Finger auf die Lippen. Danach hält er zum Glück den Mund. Was tun, wenn ein wirklich netter Typ außerhalb des Bettes ein ausgewachsener Mann ist, sich aber im Bett wie ein Spielzeugkaninchen benimmt? Ich beschließe, ihm doch noch eine Chance zu geben, und lade ihn zu mir ein. Ich lege Yabbadabbadance auf (er wurde dann auch weich, es war Zeit, ihn zu testen), und wir sitzen und unterhalten uns. Er fängt wieder an, mich zu küssen, und benimmt sich tadellos. Er zieht mich wieder aufs Bett. Dann hört er kurz auf, runzelt die Stirn und dreht sich verwundert um. Er greift unter meine Decke und zieht meinen Teddybären heraus, der tatsächlich einen ziemlich hinderlichen Hubbel bildet. (Ja, ich habe einen Teddybären. Ich weiß, klischeehafter geht’s kaum, typisch Mädchen und so, aber ich habe ihn schon seit meiner Geburt und schlafe mit ihm ein. Kann sein, dass das bedenklich ist, ist aber eben so.)
    Im Rückblick lässt sich das bezeichnen als »der Moment, in dem alles schiefging«. Er packt meinen Bären, lässt ihn auf mich zulaufen und fummelt dann mit dem Teddy-Arm an meiner Brust herum. »Oooo …«, sagt er dabei, mit dem widerlichsten, affigsten Babystimmchen, das ich je gehört habe. »Was für leckere Titten haben wir denn da … mjam«, und er lässt meinen Teddybären (Meinen Teddybären!) meine Brüste streicheln.
    Das ging zu weit. Das war der sprichwörtliche bloody fucking limit . Und obwohl es sicher lieb gemeint war und er vielleicht dachte, er würde sich dadurch irgendwie in meine Welt hineinversetzen, oder so, konnte ich es nicht ertragen. Meinen Teddybären so zu besudeln. So was von vulgär. Einfach das Letzte.
    Ich habe ihn dann rausgeworfen. Jemanden mit einer solchen Vorstellung von Bettverhalten lasse ich nicht in mein Bett. Von jetzt an verstecke ich meinen Teddybären, wenn mich jemand besucht. Weil ich gar nicht erst

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