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Lust de LYX - Ergebener der Lust (German Edition)

Lust de LYX - Ergebener der Lust (German Edition)

Titel: Lust de LYX - Ergebener der Lust (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Naughton
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an Nasirs Miene, wie sehr sein Bruder sich gewünscht hatte, in dieser Nacht Frieden zu stiften. Der letzte Rest seines Zorns fiel von ihm ab. »Ich werde mit Tariq sprechen, sobald ich fertig bin. In Ordnung?«
    Nasir lächelte zufrieden. »Mehr als in Ordnung.«

8
    Claire lag in einem der Gästezimmer des Hauses, wälzte sich auf die Seite und kuschelte sich in die Decke. Mit angestrengtem Blick und von einer freudigen Vorahnung erfüllt, wartete sie. Worauf, das wusste sie selbst nicht.
    Langsam lichtete sich der Nebel, und sie riskierte einen Blick nach unten. Ihr Magen geriet in Aufruhr und ihr Schwindel überfiel sie. Sie taumelte zurück, Kiesel und Erdklümpchen rieselten über den Rand des Abgrunds, an dem sie stand, fielen in die Tiefe und zerbarsten an der Felswand des steilen Bergsturzes. Unter ihr züngelten rote Flammen, die aus einem Lavastrom emporschlugen. Doch über ihr setzte sich ein gleißendes Licht gegen die Dunkelheit durch.
    Sie schirmte die Augen gegen die grellen Strahlen ab, bevor sie abermals über den Kraterrand zu dem mäandernden roten Fluss hinabspähte. Tief in ihr erwachte das überwältigende Bedürfnis, einfach über die Klippe zu treten. Glückseligkeit wartete dort unten. Und Traurigkeit. Gefühle jeder Art würden dort möglich sein. Aber auch Ungewissheit, gepaart mit der Hoffnung auf … eine Zukunft.
    Der Sog wurde sofort überlagert von dem Drang, zum Himmel und dem hellen Licht hinaufzusehen. Claire gab ihm nach. Dort oben warteten Wissen, Antworten, Erleuchtung.
    Die Unentschlossenheit lähmte sie. Sie wusste nicht, was sie tun oder wohin sie gehen sollte. Ihr Herz hämmerte wie verrückt, doch bevor sie eine Entscheidung treffen konnte, verdichteten sich die Nebelschwaden abermals und sperrten sowohl die Dunkelheit als auch das Licht aus.
    Keuchend schreckte Claire aus dem Schlaf hoch. Mondschein sickerte durch die Fensterscheibe und tauchte das Zimmer in ein gespenstisch weißes Licht, doch sie musste nicht erst hinsehen, um zu wissen, dass sie nicht allein war. Sie konnte seine Gegenwart spüren. Sie fühlte
ihn
.
    Ihr Blick huschte zur Seite und fiel auf Ashur, der auf einem Stuhl neben dem Bett saß, einen Ausdruck der Verwirrung in seinem markanten Gesicht.
    »Ashur! Du hast mich erschreckt.« Ihr Herz galoppierte noch immer, während sie versuchte, ruhiger zu atmen. Der Traum, die Vision – was immer es gewesen war, hatte schrecklich real gewirkt. Claire warf einen Blick auf den Nachttisch-Wecker und stellte fest, dass sie nur etwa eine Stunde geschlafen hatte.
    Nur ein Traum. Dunkelheit und Licht. Er hatte nichts zu bedeuten
.
    »Was genau sind deine speziellen Beweggründe?«
    Sie wandte sich wieder ihm zu. »Was?«
    Ashur musterte sie aufmerksam. Zu aufmerksam. Wusste er, was sie geträumt hatte? Hatte er es irgendwie beeinflusst? »Du meintest draußen, dass du spezielle Beweggründe hattest, mich zu beschwören. Ich denke, es ist an der Zeit, dass du sie mir nennst.«
    Claire strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, dann setzte sie sich auf, lehnte sich gegen die Kissen und schüttelte den letzten Rest Schläfrigkeit ab. Richtig. Ihre Beweggründe. Wie dumm von ihr, zu glauben, dass sie das Thema damit ad acta gelegt hätten!
    »Nun?«, drängte er erneut.
    Sie würde ihm alles erzählen müssen. Sie hatte versprochen, ihm zu helfen. Und ungeachtet seiner Bemerkung draußen im Wald, der zufolge er sie noch immer begehrte, erkannte sie an seinem durchdringenden Blick, dass eine Verführungstaktik nun nicht mehr funktionieren würde. Wenn sie im Gegenzug auf seine Hilfe bauen wollte, würde sie ehrlich sein müssen.
    Claire holte tief Luft. »Unser himmlischer Orden gehorcht komplizierten Regeln. Vor vielen Jahren, noch vor meiner Geburt, sperrten die Hohen Sieben die Gefühle der Engel in die Feuerbrand-Opale. Um Kontrolle über uns auszuüben, uns den freien Willen zu nehmen und nach Lust und Laune über uns zu verfügen. Anschließend verstreuten sie die Opale im Dschinn-Reich, das wir nicht ohne eine Eskorte durchqueren dürfen. Da, wie du vorhin betont hast, Engel und Dschinn keinen Umgang miteinander pflegen, konnte bislang keiner von uns etwas über den Verbleib der Steine herausfinden.«
    »Das beantwortet meine Frage nicht.«
    Ach ja. Seine Frage. »Dazu komme ich gleich. Auch nach meiner Verbannung war ich unfähig, etwas zu empfinden. Zumindest nicht die ganze Bandbreite an Emotionen. Das lässt sich schwer erklären. Es ist, als wäre da ein

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