Lust de LYX - Wogen des Begehrens (German Edition)
dachte.
Rede dir das nur immer wieder ein, vielleicht glaubst du es dann ja!
Vorsichtig, um mit dem Hosenbein nicht die Bandage abzureißen, zog sie die Jeans über seine Füße und half ihm dann in die XL-Sweathose, in der sie sonst immer im Boot herumlümmelte. Sie war zu eng und zu kurz, die Bündchen gingen ihm gerade bis zur Mitte der Unterschenkel, doch der Taillenbund mit Kordelzug passte.
„Danke. Ist ein gutes Gefühl, aus den nassen Sachen raus zu sein.“
„Kein Problem. Ich checke mal eben das Radar, um sicherzugehen, dass wir noch allein sind.“ Sie schlängelte sich an ihm vorbei. „Willst du einen Kaffee? Ist aber nur Instant.“
„Ist mir recht.“
Das Radar zeigte nichts an, also kochte sie etwas Wasser in der Mikrowelle, während Brent sich an den Tisch setzte, und rührte zwei Tassen löslichen Kaffee an. „Schwarz?“
„Yep.“
„Dachte ich mir. Du kommst mir nicht wie der Milch-und-Zucker-Typ vor.“
„Du mir auch nicht.“
Sie glitt auf den Sitz ihm gegenüber und gab ihm eine nur halb volle Tasse, da er es nicht gewohnt war, auf rauer See zu trinken. „Willst du damit sagen, ich bin nicht süß?“
Er warf ihr einen übermütigen Blick zu. „Du bist vieles, Marina, aber süß? Nee.“
Sie blies auf ihren dampfenden Kaffee. „Du glaubst, du kennst mich, hm?“
„Nicht so gut, wie ich gern möchte.“
„Ist das so?“
Er zuckte mit den Schultern. „Haben wir denn irgendwas Besseres zu tun?“
„Du meinst, während wir darauf warten, dass die bösen Jungs auftauchen?“
„Oder die guten Jungs.“
Sie legte den Kopf schief und musterte ihn einen Moment lang. „Also, wie bist du bei einem Job als guter Junge gelandet?“
Ein Windstoß brachte die Fenster zum Scheppern, und er sah auf den Ozean hinaus, bevor er antwortete. „Ich bin mit achtzehn zur Army gegangen, habe meine letzten vier Jahre dort für die Ermittlungseinheit gearbeitet und direkt nach dem Anschlag vom elften September da aufgehört, als das Ministerium für Heimatschutz mir einen Job anbot.“ Er fuhr sich mit der Hand durch das nasse Haar und strich es sich aus dem Gesicht. „Ich habe eine Menge Freiheiten da. Und coole Einsätze.“
„Wenn du mit ‚cool‘ so was meinst, wie von Verbrechern verfolgt und angeschossen zu werden, hast du echt Probleme.“
Er lachte leise. „Das höre ich nicht zum ersten Mal.“ Dann fluchte er, als eine Welle das Boot zum Schaukeln brachte und Kaffee aus seiner Tasse schwappte.
Sie verbarg ihr Grinsen hinter ihrer eigenen Kaffeetasse. „Du hast vorhin gesagt, dass deine Deckung aufgeflogen ist. Was ist passiert?“
Bei dem finsteren Schatten, der über sein Gesicht huschte, lief es ihr kalt den Rücken hinunter. „Ich hatte mich mit den Waffenhändlern in einem Lagerhaus am Yachthafen getroffen. Ich musste ihnen meine Waffe aushändigen, mich auf Wanzen durchsuchen lassen und so weiter. Wir waren mitten im Treffen, als ein Laufbursche von einem der Mistkerle reinkam. Ich hatte ihn früher mal verhaftet, und er ließ meine Tarnung auffliegen.“ Brent schüttelte den Kopf. „Irgendjemand hat uns verarscht, und dafür werden sie büßen.“ Er stützte die Arme auf den Tisch und beugte sich vor. „Aber jetzt genug von mir. Du bist dran.“
„Was willst du wissen? Mein Leben ist ein offenes Buch.“
„Du sagtest, du lebst schon immer auf einem Boot. Hier?“
„Massachusetts. Ich lebe auf einem Boot, seit ich acht war und meine Mom mit einem anderen Kerl abgehauen ist. Hat mich bei meinem Dad zurückgelassen.“
„Tut mir leid.“
Sie nippte an ihrem Kaffee. „Ist schon in Ordnung. Ich weiß nicht mehr viel von ihr. Im Ernst, alles, was ich weiß, ist, dass sie schwanger wurde, um meinen Dad in ihre Falle zu locken, und dass sie ziemlich viel in einem Vierundzwanzig-Stunden-Diner gearbeitet hat. Mein Dad verlor das Haus, als er die Raten nicht mehr allein zahlen konnte, also zogen wir auf das Fischerboot seines Cousins, auf dem er arbeitete.“
Das Leben auf dem Boot war hart gewesen, und sie glaubte nicht, dass sie ihrer Mutter das je verzeihen würde. Ihr Vater hatte gehofft, eines Tages Besitzer eines eigenen Sportfischerei-Unternehmens zu sein, doch nachdem er gezwungen gewesen war, Ehemann und Familienvater zu werden, war sein Traum eines langen und kläglichen Todes gestorben.
Trotzdem hatte Marina sich niemals ungewollt oder ungeliebt gefühlt. Ihr Vater hatte stets gesagt, er würde genau dieselben Entscheidungen wieder treffen, denn
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