Lust kennt kein Tabu
Minute kam ihr was dazwischen. Trotzdem wollte ich unser Dinner nicht absagen, und ich dachte, wir könnten uns auch zu dritt amüsieren.“
„Klar“, stimmte Nicholas zu.
„Insbesondere, weil Zienna gestern Abend schon so früh gehen musste“, fuhr Wendell fort und inspizierte sie. „Fühlst du dich jetzt besser?“
Widerstrebend erwiderte sie seinen Blick und glaubte, eine gewisse Genugtuung in seinen Augen zu lesen. Wusste er, dass sie am vergangenen Abend einen Vorwand benutzt hatte, um ihm zu entrinnen? Ja, er musste sie durchschaut haben.
„Viel besser“, sagte sie kühl. „Danke.“
Nicholas rückte ihr einen Stuhl zurück. Von wachsender Angst erfasst, setzte sie sich. Wenn sie auch beschlossen hatte, alle Gedanken und Erinnerungen an Wendell zu verbannen – wie sollte ihr das gelingen, wenn sie ihn ständig wiedersehen musste?
„Du hattest recht, Nick“, bemerkte er, „ein fantastisches Lokal.“
„Kurz nachdem du Chicago verlassen hattest, wurde es eröffnet. Meistens ist es ausgebucht. Wenn man einen Tisch bestellen will, sollte man ein paar Tage vorher anrufen. Aber ich kenne den Geschäftsführer, und der hält immer wenigstens einen Tisch für besondere Gäste frei. Für Prominenz, Politiker und dergleichen. Heute Abend hat er den Spezialtisch mir gegeben. Und wir sind rechtzeitig für die Bauchtanz-Show da. Die fängt um neun Uhr an.“
„Was für ein Glück wir haben“, meinte Wendell.
Glück? In diesem Moment wäre Zienna selbst in einem finsteren Verliesglücklicher gewesen.
Nicholas saß neben ihr, Wendell gegenüber. Ganz egal, welchen Platz sie einnahm – sie konnte gar nicht weit genug von dem Mann entfernt sein, den sie vergessen wollte.
Verunsichert überließ sie die Konversation ihren beiden Tischgefährten und studierte die Speisekarte, die sie bereits auswendig kannte.
Ein paar Minuten später erschien Ghita, ähnlich gekleidet wie die Empfangsdame, aber in Rosa und Silber und genauso schön.
„Guten Abend.“
Unwillig beobachtete Zienna, wie Wendells Augen beim Anblick der reizvollen jungen Frau aufleuchteten.
Verdammt, was war los mit ihr? Warum kümmerte sie sich um so etwas?
Weil es offensichtlich war, dass Wendell sich nur für hübsche weibliche Kurven interessierte.
„Bringen Sie uns bitte eine Flasche La Dame Blanche“, wandte Nicholas sich an Ghita. „Bis wir entscheiden, was wir essen, wird’s noch eine Weile dauern.“
„Sehr gern.“
Während die Kellnerin davonging, spähte Zienna wieder zu Wendell hinüber und erwartete, er würde Ghitas schwingende Hüften anstarren.
Stattdessen begegnete er Ziennas Blick. Hastig schaute sie weg und spürte, wie sich ihr Puls beschleunigte.
Eine Zeit lang schwiegen sie alle. Auch die beiden Männer lasen die Speisekarte. Plötzlich rief Nicholas: „Hey, Youssef!“ Er schob seinen Stuhl zurück und stand auf, um den Geschäftsführer zu begrüßen. „Wie geht’s dir, Mann?“
Grinsend schüttelten sie sich die Hände.
„Danke, bestens“, antwortete Youssef.
„Erinnerst du dich an Zienna?“
„Ja, natürlich.“ Youssef reichte ihr die Hand, die sie ergriff. „Jedes Mal, wenn ich Sie sehe, sind Sie noch schöner geworden, meine Liebe.“
„Oh, vielen Dank.“
„Und das ist mein bester Freund, Wendell Creighton. Früher hat er für die ‚Chicago Bears’ gespielt.“
Auch Wendell stand auf, um Youssefs Hand zu schütteln.
Während sich die Männer unterhielten, hörte Zienna nicht zu, dann zuckte sie verwirrt zusammen, als Nicholas sagte: „Bin gleich wieder da, Babe.“
Erschrocken sah sie zu ihm auf. „Wohin gehst du?“
„Youssef will mir was in der Küche zeigen.“
„Allzu lange wird es nicht dauern“, versprach der Geschäftsführer, und Nicholas folgte ihm.
Nun entstand ein drückendes Schweigen. Zienna wagte nicht, in Wendells Richtung zu schauen.
Schließlich fragte er: „Warum weichst du meinem Blick aus?“
Statt zu antworten, holte sie tief Atem und stellte ihm eine Gegenfrage: „Wieso bist du hier?“
Erstaunt zog er die Brauen hoch. „Weil Nick mich eingeladen hat.“
„Was ich meine, weißt du ganz genau. Es ist – nicht gut, dass wir unstreffen.“
„Wie hätte ich denn reagieren sollen? ‘Hey, Nick, lad mich nicht ein. Früher habe ich mit deiner Freundin geschlafen, und sie fühlt sich vielleicht unbehaglich in meiner Gesellschaft.’ „
Darauf wusste sie nichts zu erwidern. Natürlich hatte er recht.
„Wenn du willst, dass ich es ihm
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