Lust und Gefahr
erschießen. In dieser Nacht war sie für ihren Geschmack schon viel zu oft nackt gesehen worden.
»Das ist die Besitzerin des Hauses, Ellie DeLuca.« Max hob die Hände, während er sich leicht zu ihr herüberlehnte. Ein weiterer Polizist und ein blonder Mann in einem Anzug kamen herein. Der Mann im Anzug deutete auf Max. »Das ist mein Boss, Max DeLuca.«
Der erste Polizist nickte und schob seine Waffe in sein Schulterhalfter. »Tut mir leid, Ma’am. Sind Sie beide in Ordnung?«
»Ja.« Ellie hielt die Decke fest um sich geschlungen und wollte aufstehen. »Aber wenn Sie mich jetzt einen Augenblick entschuldigen wollen? Ich würde mir gern etwas anziehen.«
Max zog sie an sich und stand mit ihr im Arm auf. »Ich trage dich nach oben.« Sie schluckte ihren Widerspruch herunter. Auf nackte Menschen hörte sowieso niemand. Wenn sie angezogen wäre, hätte ihr Wort auf jeden Fall eine größere Wirkung.
»Das wird der Spurensicherung nicht gefallen«, bemerkte der Polizist.
»Vermutlich haben wir schon Spuren verwischt, als wir wieder hereingekommen sind«, entgegnete Max. »Aber bei dem Sturm blieb uns nichts anderes übrig.«
Der Polizist zuckte die Schultern. »Versuchen Sie einfach, nichts zu berühren, was der Einbrecher angefasst haben könnte.«
Plötzlich fiel Ellie etwas zu ihrem Angreifer ein. »Sie werden keine Fingerabdrücke finden. Er hat Handschuhe getragen. Dünne Latexhandschuhe. Wie ein Arzt oder Zahnarzt sie benutzt.«
Der Polizist zog einen kleinen Notizblock hervor. »Wir brauchen eine vollständige Beschreibung.«
»Geben Sie uns fünf Minuten und eine Taschenlampe«, erwiderte Max.
Der blonde Mann drückte Ellie seine Lampe in die Hand. Max nickte und wandte sich mit Ellie auf dem Arm um. »Das ist übrigens Gerard Warhaven, der neue Sicherheitschef von DSI. Ich werde euch einander richtig vorstellen, wenn wir wieder nach unten kommen.«
Oben ging er direkt in Ellies altes Zimmer und setzte sie auf dem Bett ab. Ihre Haut prickelte, als sie mit der Taschenlampe den Raum ableuchtete. War der Mistkerl hier gewesen?
Max wollte gehen.
»Nein, bleib hier!« Sie leuchtete ihm ins Gesicht.
Sofort trat er zu ihr ans Bett. Er ergriff ihre Hände und drückte sie. »Ich gehe nirgendwohin, El. Sag mir einfach, was du brauchst.«
»Meine Kleider sind in meinem Koffer. Neben der Kommode. Und meine Schuhe …«
»Bleib, wo du bist.« Er hob ihren Koffer aufs Bett. »Über Schuhe musst du dir im Moment keine Gedanken machen.«
Nachdem sie ihre Unterwäsche, Jeans und ein T-Shirt herausgenommen hatte, drehte er sich um, damit sie sich ungestört anziehen konnte. Der Kloß in ihrem Hals wuchs immer weiter, während sie sich anzog. »Alles klar«, murmelte sie kurz darauf.
»Wir müssen wieder nach unten.« Max kam näher, doch statt sie hochzuheben, umfasste er ihr Kinn. »Ich weiß, dass das jetzt nicht leicht ist. Ich werde dafür sorgen, dass wir so schnell wie möglich hier verschwinden können.«
Wir. Die Unsicherheit – über einfach alles – drohte sie zu überwältigen.
»Habe ich mich eigentlich schon bei dir bedankt?«
Er hob sie vom Bett hoch. »Noch nicht. Aber ich muss mich wohl auch bei dir bedanken.«
Sie hatte ihre Arme um seinen Nacken geschlungen, dankbar, dass er die Taschenlampe nun in der Hand hielt. »Wofür? Dafür, dass du meinetwegen mitten in einer stürmischen Nacht hierherkommen musstest?«
»Ich rede von unserem Deal, El. Danke, dass du ja gesagt hast.«
Er dachte, sie hätte zugestimmt? »Eine Woche?«
Sie standen am Treppenabsatz. »Darüber unterhalten wir uns später noch.« Max ging die Treppe hinunter. »Okay?«
Ellie atmete tief durch. Wenn sie protestieren wollte, wenn sie ihr Recht auf eine Neuverhandlung wahren wollte, war jetzt der richtige Zeitpunkt, um das zu sagen. Wem will ich etwas vormachen? Eine Woche mit Max.
»Abgemacht.«
Sobald er sie auf die Couch gesetzt hatte, sprang der Strom wieder an. Es war plötzlich so hell im Zimmer, dass sie unwillkürlich blinzeln musste. Verwirrt versuchte sie, sich einen Überblick über all die Leute zu verschaffen, die in ihrem Wohnzimmer umherliefen.
Gerard Warhaven kam zu ihr. Max stellte sie einander vor. »Ich möchte gern, dass Gerard deinen Fuß untersucht, Ellie.«
»Ich war Arzt in der Army«, erklärte Gerard, als Ellie halbherzig protestierte. Er säuberte die Wunde und nähte sie, bevor er den Fuß verband. »Ich schaue mal, ob ich ein paar Ibuprofen finden kann, um den Schmerz zu
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