Lust und Gefahr
sieben Jahren.
Wenn es nicht so erbärmlich wäre, würden die Siebenen vielleicht irgendwie mystisch klingen. Doch die Wahrheit sah anders aus. Vor sieben Jahren war sie eine behütete Neunzehnjährige gewesen, die begierig darauf gewesen war, ihre Unschuld zu verlieren. Ihr Herz zu verlieren war nicht in ihrem Interesse gewesen.
Bis sie Max DeLuca getroffen hatte. Schon damals hatte er einen gewissen Ruf gehabt. »Er stammt aus einer Familie von Womanizern ab«, hatte ihr Großvater sie gewarnt. »Halte dich von ihm fern.«
Zuerst hatte sie seinen Rat beherzigt und Distanz zu Max gehalten. Max war geradezu überlebensgroß gewesen – jung, reich und privilegiert, ganz zu schweigen von weltgewandt und einfach umwerfend. Vom ersten Moment an, seit sie sich getroffen hatten, schien er es voller Entschlossenheit auf sie abgesehen zu haben. Letztlich war sie ihm erlegen. Es war Sommer gewesen, und sie und ihre Freundinnen hatten die Ferien im Strandhaus verbracht. Max und seine Freunde hatten sich im Nebenhaus niedergelassen. Damals hatte jeder nur an Sex gedacht. Als Max erfahren hatte, dass sie noch Jungfrau war, hatte er sich ein wenig zurückgezogen. Aber er hatte nicht aufgegeben. »Kein Druck«, hatte er versprochen. »Dein erstes Mal soll unvergesslich werden.«
Und genau das war es auch gewesen. Eine Woche bevor sie wieder zum College hatte zurückkehren müssen, hatte sie schließlich nachgegeben. Im Rückblick musste sie feststellen, dass ihr erstes Mal nicht so wunderbar gewesen war. Tatsächlich war es ein wenig peinlich gewesen. Max war geduldig und verständnisvoll gewesen und hatte ihr versprochen, dass es besser werden würde, je mehr Übung sie bekam. Allerdings hatte Privatsphäre in einem Haus voller Partylöwen eher Seltenheitswert gehabt. Und so war der Sex zwischen Ellie und Max immer gehetzt gewesen, heimlich. Ihre letzte Nacht hatten sie zusammen am Strand verbracht. Und das war unvergesslich gewesen. In jener Nacht hatte sie endlich ihren Rhythmus gefunden. Ihre Neugierde darauf, alles zu lernen, war geweckt worden, doch die Zeit hatte sich gegen sie verschworen … Max hatte versprochen, dass sie in Zukunft noch unzählige Möglichkeiten haben würden, sämtliche sinnlichen Genüsse miteinander zu erleben und zu erkunden. Sie hatten einander beteuert, dass sie in Kontakt bleiben und dass sie sich im Herbst wiedersehen würden.
Aber dazu war es nie gekommen. Das Schicksal hatte für sie beide unterschiedliche Wege vorgesehen.
Sie seufzte. War das hier ihre Chance, die Zeiger der Uhr zurückzudrehen? Waren die Siebenen ein Zeichen? Schon einmal hatte sie sieben Tage mit Max gehabt, doch damals hatte sie nicht geahnt, dass es das Ende sein würde. Jetzt war sie sich dessen bewusst.
Das bedeutete, dass sie jeden Moment auskosten musste. Sie nahm das Handy in die Hand und piepste Gerard an. »Ich würde gern früher losfahren. Auf dem Weg zum Flughafen muss ich noch ein paar Dinge besorgen.«
6. KAPITEL
D urch eine Computerstörung verspäteten sich die Flüge am Logan International Airport. Schließlich war es nach fünf, als Max’ Privatjet zum Hangar rollte – ohne Max.
Von Gerard hatte Ellie erfahren, dass ihr Flugziel – Charleston, South Carolina – nur eine Zwischenstation war. »Von Charleston werden Sie mit dem Boot nach San Regale übersetzen«, hatte er ihr erzählt. »Mr. DeLuca wird Sie dort treffen.«
Aufregung kroch ihr den Rücken hinauf. San Regale war eine Insel vor der Küste von South Carolina. Seit Jahren befand sie sich im Privatbesitz der Familie DeLuca. Von der Presse als »Insel der Lust« bezeichnet, kursierten über San Regale unzählige Gerüchte. Es wurde behauptet, dass es regelmäßig exotische Orgien gab und dass dazu die Jachten im Dunkel der Nacht kamen und wieder ablegten, um die Privatsphäre der Schönen und Reichen zu schützen. Eine geheimnisvolle Aura umgab die Insel – nicht zuletzt, weil es der einzige Besitz der DeLucas war, von dem kein einziges Foto existierte. Und während die DeLucas überall auf der Welt Häuser und Villen ihr Eigen nannten – von denen die meisten als Liebesnester genutzt wurden –, hatte Stefan immer deutlich gemacht, dass San Regale tabu war.
Während des Fluges überschlugen sich in Ellies Kopf die Gedanken. War sie bereit dazu? Ihr Vorschlag war eine Nacht gewesen, und sie hatte sich selbstsicher genug gefühlt, um diesen Vorschlag auch in die Tat umzusetzen. Aber sieben Nächte allein mit Max auf einer
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