Lust und Gefahr
auf dem Bett, erschöpft vom Sex der vergangenen Nacht.
Die Schuldgefühle kamen aus dem Nichts und prasselten auf ihn ein.
Du hättest vor sieben Jahren nicht einfach verschwinden sollen. Du hättest ihr an ihrem Hochzeitstag sagen sollen, dass du sie liebst. Du hättest sie in den Jahren seit Stefans Tod nicht meiden sollen.
Es stimmte alles. Verdammt, er und Ellie mussten reden. Über alles – ihre Gefühle, ihre Vergangenheit, ihre Gegenwart. Es war die einzige Chance auf eine gemeinsame Zukunft.
Was bedeutete, dass er ihr die wahren Gründe, warum er sie auf die Insel gebracht hatte, sagen musste. Die Polizei hatte in der Nacht, als Max noch länger im Strandhaus geblieben war, eine grausige Entdeckung gemacht. Eine »Vergewaltigungs-Ausrüstung« hatten sie es genannt. Ihr Angreifer hatte alles mitgebracht, was er brauchte, um sie zu überwältigen und einzuschüchtern. Und in derselben Nacht hatte der Mistkerl die Frechheit besessen, ihr eine weitere E-Mail zu schicken, in der er ihr versprochen hatte, auf sie zu warten, um seinen Job zu beenden. Max hatte die Nachricht abgefangen, bevor Ellie sie hatte sehen können, aber bisher war es der Polizei nicht gelungen, den Absender zu ermitteln. Ihr Stalker war ein Profi, und er war entschlossen, sie zu kriegen. Am Ende hatte sich Ellies Vorschlag für einen Deal als praktisches Mittel herausgestellt, um eine Weile mit ihr unterzutauchen – und, was noch wichtiger war, sie zu beschützen, während dem Angreifer eine Falle gestellt wurde. Dass Max Ellie nichts von alledem gesagt hatte, war anfänglich die richtige Entscheidung gewesen. Er hatte sie nicht aufregen wollen, hatte nicht riskieren wollen, dass sie ablehnte. Er hatte die Chance, sieben Tage lang in ihren Armen zu liegen, nicht ungenutzt vorüberziehen lassen wollen.
Aber wie würde sie reagieren, wenn er ihr heute die Wahrheit erzählte? Die gute Nachricht war, dass sie auf einer Insel waren – wenn sie weglief, kam sie also nicht weit. Kurz dachte er darüber nach, sie sofort zu wecken und ihr alles zu beichten. Doch das würde einige seiner anderen Pläne durchkreuzen.
An diesem Morgen musste er nach Charleston, um ein – wie er hoffte – letztes Mal mit Haru Mizuno zu verhandeln. Verdammt, wenn dieser Fusion noch irgendetwas im Wege stand, würde er vermutlich endgültig Abstand von der ganzen Sache nehmen. Zwar hatte er nicht angenommen, dass es leicht werden würde, aber bisher war bei diesem Geschäft einfach alles schiefgegangen, was nur hatte schiefgehen können. Es musste einen Grund für all die Probleme geben.
Während er in Charleston war, würde Max auch einen neuen Gesellschaftervertrag unterzeichnen. Ab sofort verzichtete er darauf, Ellies Anteile zu verwalten. Bisher hatte er diesen Schritt immer abgelehnt, weil er auf diese Weise eine Verbindung zu ihr halten konnte und sie so nicht vollkommen aus seinem Leben verschwand. Doch jetzt … Er wollte sie noch immer nicht verlieren. Aber nur, wenn es auch ihr Wunsch war. Und mit der Unterzeichnung der Verzichtserklärung wollte er ihr die Möglichkeit geben zu gehen, wenn sie es wollte. Seine Gefühle für Ellie waren nicht einfach. Oder leicht verständlich. So funktionierte die Liebe nicht. Das vor sich selbst einzugestehen war sehr schwierig gewesen.
Wie er nicht anders erwartet hatte, war ein Aufschrei der Empörung durch seine Firma gegangen, als er erklärt hatte, ihr ihre Anteile vollkommen zu überschreiben. »Was passiert, wenn sie sie veräußert?«, hatte sein Anwalt, ein guter Freund von ihm, ihn gefragt. »Du könntest an einen neuen Partner mit ganz anderen Zielsetzungen geraten. Oder schlimmer noch: mit irgendwelchen Hintergedanken.«
»Damit werde ich fertig. Egal, was geschieht – ich besitze immer noch die Mehrheit der Anteile«, hatte Max erwidert.
Was er seinem Anwalt nicht gesagt hatte, war, dass Ellie ihm in der vergangenen Nacht einen Umschlag gegeben hatte, in dem die von ihr unterzeichnete Geschäftsvereinbarung lag. »Das ist Teil unseres Deals«, hatte sie gesagt. Der Deal. Tja, er hatte vor, ihr diese Papiere heute zurückzugeben – zusammen mit den neuen Unterlagen.
Und dann würde er ihr etwas ganz Neues vorschlagen.
Wobei ihm einfiel: Er wollte etwas früher losfahren, um noch bei einem Juwelier vorbeizuschauen.
Ellie konnte nicht im Bett liegen bleiben, nachdem Max gegangen war. Er hatte sie wie jeden Morgen geweckt und sie mit seinem Körper aus dem Schlaf gelockt, bevor er sie um den
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