Lust und Gefahr
mit den Fingerspitzen über den Mund, und ihr stockte der Atem. Sie presste die Schenkel zusammen, gegen die winzigen Impulse, die sie durchzuckten und verrücktspielten. Wenn die geringste Berührung seiner Lippen schon eine solche Wirkung hatte und sie an Stellen, an denen ihr Körper eigentlich nicht reagieren sollte, so heftig darauf ansprach, dann wäre sein Mund an sensibleren Körperstellen vermutlich noch gefährlicher.
Doch sie wollte genau das … Mac über ihr, in ihr, sein Mund auf ihren Brüsten und seine Hände …
Nein! Sie wollte nicht mit Mac schlafen. Es war nichts weiter als ein sexuelles Knistern, eine neu entfachte, finstere Verlockung ihres verräterischen Körpers. Sie würde einfach nicht darauf hören. Hugh war ihr Freund, und im Grunde genommen war Mac das auch – oder könnte es sein, wenn sie ihre Karten vernünftig ausspielte. Es war besser, einen Freund zu gewinnen als einen Liebhaber. Sie wollte nicht alles durcheinanderbringen, nur um unüberlegten, unbekümmerten Sex zu haben.
Sie ging zum Schrank und suchte darin nach einer Jacke. Die Jacke war viel zu dünn, aber es würde gehen müssen. Dann lief sie zur Tür.
Ein Spaziergang war eine gute Idee. So würde sie bestimmt einen klaren Kopf bekommen. Je weiter sie und Mac von flackernden Kaminfeuern, großen, gemütlichen Sofas und noch gemütlicheren Betten entfernt waren, desto besser. An einem kalten Novembertag unter tropfenden Bäumen über durchweichten Boden zu trotten würde die Gedanken an Sex erst einmal vertreiben. An der Eingangstür wartete Mac bereits auf sie. Er hatte dieselbe gelbe Regenjacke an, die er schon am Abend zuvor getragen hatte. Skeptisch betrachtete er ihre dünne Jacke.
»Hier.« Er reichte ihr einen Fleecepullover mit Kapuze. »Zieh das unter deine Jacke. Der Wind ist mörderisch.«
»Danke.« Sie schlüpfte in den Pulli, und Mac war ihr behilflich, indem er den Kragen aufhielt, damit sie ihren Kopf leichter hindurchschieben konnte. Als die Spange, die ihr Haar zusammengehalten hatte, absprang und auf den Boden fiel, hob er sie auf, sah Tommi an und steckte die Haarspange in seine Tasche.
Mit den Fingern fuhr er ihr durchs lange Haar und schob es in die Kapuze des Pullis. »Lass es offen«, sagte er.
»Wieso? Willst du mich an den Haaren in dein Bett zerren?«, fragte sie, nicht sicher, was sie von dieser HöhlenmenschTaktik halten sollte.
»Würde es denn funktionieren?«
»Als erster Schritt und Anmache ist es ein echter Reinfall, würde ich sagen.«
»Schade. Diese Höhlenmenschen hatten es nämlich eigentlich echt drauf.« Er lächelte beinahe.
»Erkenne ich da etwa eine leise Spur von Humor?«
»Nicht, wenn es um dich geht, Smith. Du bist eine ernstzunehmende Angelegenheit.«
Sie ließ das unkommentiert, wollte nicht fragen, was er damit meinte – denn irgendwie behagte ihr die Vorstellung nicht besonders, Macs »ernstzunehmende Angelegenheit« zu sein.
Draußen braute sich etwas zusammen, düster, unvorhersehbar, die Wolken schwer und dunkel, die Luft salzig und feucht. Der Wind traf sie mit kalten, scharfen Böen, und der Nebel, tief hängend und schaurig undurchlässig, kroch zwischen den Bäumen hindurch.
Tommi füllte ihre Lunge mit der frischen Luft und schaute sich um. Bei ihrer Ankunft in der vergangenen Nacht war es so dunkel gewesen, dass sie bis jetzt nicht wusste, wie die nähere Umgebung der Hütte aussah.
Es ist hübsch, dachte sie, so tiefgrün und geheimnisvoll. Ungefähr ein Hektar gerodeten Landes umgab die Hütte, die sich in eine tiefe Ausbuchtung in einer Böschung schmiegte und links und rechts von Felszungen geschützt war. Mit den riesigen Zedern und Tannen, die das Grundstück an drei Seiten umgaben, und dem breiten Ausläufer des Pazifischen Ozeans, der auf der vierten Seite einen Graben bildete, war der Besitz praktisch eine Festung inmitten der Wildnis.
Sie hatte keine Ahnung, wohin sie gehen würden – es sei denn, sie liefen im Kreis oder die holprige, durchfurchte Straße entlang, auf der sie hergekommen war. »Hier entlang«, sagte Mac. »Ich möchte dir etwas zeigen.« Er deutete auf eine undurchdringliche Wand aus Bäumen auf der gegenüberliegenden Seite der Lichtung.
»Dann geh mal vor.« Sie schloss den letzten Knopf ihrer Jacke und war Mac schon jetzt dankbar dafür, dass er ihr den Fleecepullover gegeben hatte. Als sie näher an die Bäume herankamen, bemerkte sie eine Öffnung, die wie der Eingang zu einer Höhle wirkte. Mac ging als Erster
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