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Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)

Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)

Titel: Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bergsma
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Sie wälzte sich mittags
mit Raffael auf dem Boden herum, er schwor ihr ewige Liebe, und schon am Abend
war sie für ihn nur noch ein Strich auf seinem verdammten Zettel? „Ich bringe
ihn um“, stieß Magdalena vor Trauer und Wut bebend hervor, „bei Gott, wenn das
wahr ist, bringe ich ihn um!“

6
    Onno Fehnkamp ruhte in Gott dem
Herrn. Meistens jedenfalls. Es gab allerdings Momente, in denen er durchaus
sündige Gedanken hegte, zum Beispiel wenn er erkannte, dass einem Menschen –
bevorzugt einem Mitglied seiner Familie – ganz offensichtlich Unrecht zuteil
wurde. So auch jetzt. Verärgert schob er die Deutschklausur seiner Tochter Magdalena
beiseite, die von ihr, wie er fand, nicht nur brillant formuliert, sondern auch
inhaltlich und argumentativ bis ins Detail ausgearbeitet worden war.
Ausreichend! Pah! Was hatte sich diese Frau Ravensburger nur dabei gedacht!
Diese grobe Fehlbeurteilung alleine hätte ja schon genügt, um ihm den Tag zu
verderben. Was sich diese Lehrerin aber darüber hinaus am Telefon erlaubt
hatte, das schlug dem Fass wirklich den Boden aus! Voller Verärgerung griff Onno
Fehnkamp in die Keksschale, in der sich die letzten Reste des von seiner Frau
in Unmengen zubereiteten Weihnachtsgebäcks befanden. Er brauchte jetzt
Nervennahrung, und danach würde er weitersehen.
    Still vor sich hinkauend führte
sich Onno Fehnkamp zum wiederholten Male das Telefonat mit der Lehrerin vor
Augen. Zunächst war sie ja noch ganz freundlich gewesen, hatte ihm jedoch
sogleich zu verstehen gegeben, dass sie nicht gedenke, Auskünfte zu den
Leistungen seiner Tochter zu erteilen, schließlich sei diese schon volljährig
und müsse dazu ihr Einverständnis geben. Volljährig! Sicherlich, Magdalena war
seit einigen Monaten achtzehn Jahre alt, aber deswegen doch noch lange nicht
erwachsen! Nein, so ein junges Ding hatte doch gar nicht das Potenzial,
geschweige denn die Lebenserfahrung, um mit einer solchen Situation angemessen
umzugehen. Also musste ihr doch jemand dabei helfen, und wer, bitte schön,
sollte dazu besser in der Lage sein, als er, der treu sorgende Vater, der die
Sorgen und Nöte seiner Tochter mit Sicherheit besser einzuschätzen wusste, als
irgend jemand sonst auf dieser Welt.
    Nein, auf diese Art hatte er sich
nicht abspeisen lassen wollen und war ein klein wenig deutlicher geworden.
Wenn, so hatte er zu Frau Ravensburger gesagt, sie nicht bereit sei, mit ihm
über die ungerechte Beurteilung seiner Tochter zu diskutieren, dann sehe er
sich leider gezwungen, diese Sache dem Herrn Direktor vorzulegen. Und dann
werde sie schon sehen, was sie von ihrer unmöglichen Verweigerungshaltung habe.
Denn der Direktor – und das stehe ja schon von vornherein fest – werde
selbstverständlich auf einen Blick erkennen, dass es sich bei der falschen
Beurteilung seiner Tochter ganz offensichtlich um eine böse Mutwilligkeit der
Lehrerin handelte und um entsprechende Korrektur bitten. All das könne man sich
jedoch ersparen, wenn sie, Sybille Ravensburger, sich schon jetzt am Telefon
bereit erklärte, das Ausreichend in eine Sehr gut umzuwandeln.
    Schweigen. Die Lehrerin hatte auf
diese unverhohlene Drohung hin zunächst kein Wort gesagt. Am anderen Ende der Leitung
war lediglich ein schweres Atmen zu hören gewesen. Dann aber hatte sie
plötzlich Worte hervorgestoßen, die bei ihm, Onno Fehnkamp, beinahe zu einem
Herzanfall geführt hätten, so sehr hatte er sich aufregen müssen.
    „Herr Fehnkamp“, hatte Sybille
Ravensburger mit gepresster Stimme hervorgestoßen, „wenn Sie tatsächlich
glauben, dass es sich bei Ihrem Fräulein Tochter um ein unfehlbares Wesen mit
Heiligenschein handelt, dann muss ich Sie leider eines Besseren belehren.
Unbestritten ist sie eigentlich eine sehr gute und auch fleißige Schülerin.
Aber wissen Sie, Schülerinnen in ihrem Alter können sich von einem auf den
anderen Tag verändern. Ja, ganz plötzlich scheinen sie nicht mehr sie selbst zu
sein.“
    Sie hatte eine kurze Pause
gemacht, in der Onno Fehnkamp die Gelegenheit ergriffen hatte zu sagen: „Was
reden Sie da für einen Quatsch, Frau Ravensburger! Magdalena soll nicht mehr
sie selbst sein? Also, mal ganz ehrlich, wo nehmen Sie denn bloß diesen
Blödsinn her? In ihrem Leben hat sich rein gar nichts verändert, ich meine, sie
ist nach wie vor ...“
    „Oh je“, hatte Sybille
Ravensburger ihn mit scheinbar verzweifelter Stimme unterbrochen, „da habe ich
jetzt wohl ... Sie wissen wohl nicht, Herr Fehnkamp ... hm

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