Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)
Erregung gehauchten Liebesschwüren, von der sinnlichen Befriedigung
die ihn durchströmte, wenn er, noch schwer atmend nach der Erfüllung seiner
Begierde, erschöpft in sich selbst zurücksank.
Und nun war plötzlich alles ganz
anders. Natürlich hatte er auch mit Magdalena Sex. Und alleine bei dem Gedanken
an ihren Körper schoss ihm schon heiß das Blut in die Lenden. Aber er wusste,
dass sie, im Gegensatz zu den vielen anderen, viel mehr in ihm berührte als
seine Manneskraft. Denn schon ihre alleinige Anwesenheit machte ihn glücklich.
Seine Finger durch ihr dichtes Haar gleiten zu lassen, ihr tief in die großen, braunen
Augen zu schauen, ihren bedächtigen Worten zu lauschen, ihre schlanken Finger
über die Tasten des Klaviers gleiten zu sehen – einfach alles an ihr weckte ein
Verlangen in ihm, das tiefer war, als es jeder sexuelle Kontakt alleine zu sein
vermochte. Lange hatte er sich gegen diese Einsicht gewehrt, aber schließlich
hatte er es eingesehen: Er war verliebt. Verliebt in Magdalena. Wie ein Blitz
war diese Erkenntnis durch seinen Körper, seine Seele gefahren. Zunächst hatte
er über sich selbst gelacht, sich einen Narren gescholten. Aber schließlich
hatte er sich diesem, für ihn völlig neuen Gefühl hingegeben.
Und nun drängte jede Faser seines
Körpers danach sie wiederzusehen, sie wieder in seinen Armen zu halten. Den
ganzen Vormittag über hatte er immer wieder nervös auf die Uhr geschaut und
sich gefragt, wann sie endlich bei ihm eintreffen würde. Inzwischen war es 14
Uhr, Magdalena müsste längst unterrichtsfrei haben. Zwei Schülerinnen mittleren
Alters und ein junger Schüler hatten an diesem Vormittag neben ihm auf der
Klavierbank gesessen und enttäuscht feststellen müssen, dass Raffael keinerlei
Interesse an ihrem Körper zeigte, wie er es sonst immer tat. Extra für ihn
hatten sie sich herausgeputzt, hatten teure Duftwasser aufgetragen, sich sogar
die Fingernägel maniküren lassen. Doch Raffael hatte es kaum bemerkt. In sich
ruhend hatte er sich auf den Unterricht konzentriert und jeden Versuch seiner
Schüler auf körperliche Annährung wortlos abgewehrt. Enttäuscht waren sie nach
ihrer Unterrichtsstunde wieder nach Hause gegangen, und Raffael wusste nicht,
ob er sie jemals wieder sehen würde. Aber das war ihm egal. Ab heute würde
alles anders werden.
In seine Gedanken hinein hörte er
plötzlich einen Schlüssel in der Wohnungstür. Wer mochte das sein? Raffael
spürte, wie sein Herz begann schneller zu schlagen. Aber als er sah, dass es
nicht Magdalena war, sondern Jonathan, der da mit einem Lächeln den Raum
betrat, verzog er enttäuscht den Mund.
Jonathan kam auf ihn zu, nahm ihn
in den Arm und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich hatte solch eine
Sehnsucht nach dir“, flüsterte er und begann, an Raffaels Hosenbund
herumzufingern.
Mit einem Räuspern schob Raffael
Jonathans Hand zurück. Er war selbst erstaunt, wie sehr ihn Jonathans
Berührungen kalt ließen, obwohl dieser bisher einer seiner liebsten Gefährten
gewesen war. Ihre Liebesspiele waren immer voller Leidenschaft gewesen, immer
hatte sich Jonathan etwas Neues einfallen lassen und ihn mit seinen fest
zugreifenden, muskulösen Händen fast zum Wahnsinn getrieben. Heute aber spürte
Raffael bei seiner Berührung gar nichts. Im Gegenteil breitete sich sogar ein
Gefühl der Abwehr in ihm aus.
Jonathan sah ihn erstaunt an und
wich von ihm zurück, als er bemerkte, wie sehr sich Raffaels Körper gegen seine
Berührung zur Wehr setzte, ihn förmlich von sich stieß. „Was ist los mit dir?“,
fragte er mit lauerndem Blick. Und irgendetwas in diesem Blick – er wusste
nicht genau zu sagen, was – ließ Raffael erschaudern. „Es ist aus. Ich mache
Schluss mit dir“, sagte er nach einen erneuten Räuspern und hob entschuldigend
die Schultern.
„Wie, es ist aus? Was ist aus?“ Jonathan
klang scheinbar ruhig, aber Raffael meinte, aus seinen Worten dennoch eine
versteckte Warnung herausgehört zu haben. In einer reflexartigen Reaktion hob
er abwehrend die Hände. „Jetzt mach kein Drama draus“, sagte er beschwichtigend,
als er sah, wie Jonathan Tränen der Wut – oder der Trauer? – in die Augen
schossen.
„Warum?“, fragte Jonathan mit
jetzt zittriger Stimme und ließ sich, am ganzen Körper bebend, auf den Boden
sinken. „Hab ich was falsch gemacht?“
„Nein, nein, natürlich nicht. Es
ist nur so, dass ...“
Aber Jonathan ließ ihn nicht
ausreden, sondern brachte ihn mit einer
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