Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)
Nächten
war ihr diese Szene immer wieder im Traum erschienen und hatte zum Teil
groteske Züge angenommen. So hatte sich Sebastian Hasenkrug in einem der Träume
den Slip mit einem diabolischen Grinsen über das Gesicht gezogen und sie dann,
unter dem schallenden Gelächter seines Chefs, in Handschellen abgeführt. Ein
anderes Mal hatten die Polizisten sie genötigt, sich nackt auszuziehen und vor
ihren Augen mit dem Slip den Küchenboden zu wischen. Regelmäßig war Sybille
dann am ganzen Körper zitternd und schweißgebadet aufgewacht. Seither hatte sie
Angst davor, sich am Abend ins Bett zu legen und einzuschlafen. Also hatte sie
beschlossen, sich vor dem Schlafengehen von ihren quälenden Gedanken – die in
ihrem Kopf einem Perpetuum Mobile gleich ihre endlosen Kreise zogen – abzulenken.
Da sie sich aber weder in der Lage sah, sich auf ein Buch zu konzentrieren, noch
die Muße hatte, einer Fernsehsendung ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken, hatte
sie sich schließlich dazu entschlossen, ein wenig im Internet zu surfen.
Zunächst schien dies auch die perfekte Therapie zu sein, denn sie entdeckte im
Netz derart viele Dinge, die sie interessierten, dass das Internet von einer
Verlegenheitslösung bereits nach kurzer Zeit zu einer Art positivem Verlangen
geworden war, das es ihr ermöglichte, in eine andere Welt einzutauchen und die
Last des Alltags hinter sich zu lassen.
Und nun das. Fassungslos starrte
sie auf den Bildschirm ihres Tablets, das sie sich in einem Anfall von
ungewohnter Großzügigkeit selbst geschenkt hatte, um auch unterwegs jederzeit
ihrer neuen Leidenschaft nachkommen zu können. Erwartungsfroh war sie an die
Knock gefahren, um sich dort auf der Terrasse des Restaurants einen Milchkaffee
und ein großes Stück Sahnetorte zu gönnen. Gut gelaunt hatte sie sich einen
Platz in der jetzt warmen Frühlingssonne gesucht, lange Minuten einfach nur
dagesessen und auf die Emsmündung hinausgesehen, auf der sich große und kleine
Schiffe ihren Weg zur offenen Nordsee bahnten. Dann aber, als ihre blasse
Gesichtshaut von der ungewohnten Sonneneinwirkung bereits unangenehm spannte,
hatte sie sich auf einen Platz im Schatten zurückgezogen und ihr Tablet
angeworfen. In gespannter Erwartung hatte sie sich zunächst auf Facebook
eingeloggt, um zu sehen, ob sie in den letzten Stunden wieder neue Freunde
hinzu gewonnen hatte. Noch nie hatte sie in solch kurzer Zeit so viele
Freundschaften geschlossen, wie auf diesem Portal. Und das Wichtigste: Hier
waren alle nett zu ihr, schienen sich mächtig darüber zu freuen, mit ihr in
Kontakt getreten zu sein und erzählten munter aus ihrem Leben. Ja, alles war so
schön gewesen. Bis zu diesem Moment.
Denn was sie jetzt sah, ließ ihr
Herz für einen kurzen Moment den Dienst versagen, um dann umso heftiger gegen
ihre Rippen zu schlagen. „Das kann doch nicht ... nein ... das ist völlig
unmöglich“, sagte sie leise zu sich selbst, in der Hoffnung, bei dem, was sie
hier sah, handele es sich um eine Sinnestäuschung, eine Art Fata Morgana. Aber
so häufig sie auch die Augen zusammenkniff, an dem Bild, das sich in ihren Nachrichtenordner
eingeschlichen hatte, änderte sich nichts. Ein User mit dem Namen Geile
Kröte hatte es ihr geschickt. Sie erinnerte sich, dass sie diesem User erst
am gestrigen Tag mit einem amüsierten Lächeln auf dem Gesicht seine
Freundschaftsanfrage bestätigt hatte. So trickst man also Facebook aus, wenn
man anonym bleiben möchte, hatte sie bei sich gedacht. Einfach einen fingierten
Namen eingeben, der auf den ersten Blick den Anschein erweckt, tatsächlich eine
Kombination aus Vor- und Nachname zu sein. Nie im Leben aber hätte sie damit
gerechnet, dass ihr eine ihrer geliebten Facebook-Freundschaften einmal
dermaßen zum Verhängnis werden würde. Und dass diese Nachricht, die Gott sei
Dank noch nicht für alle sichtbar gepostet worden war, ihr Verhängnis sein
würde, das stand für sie fest. Wenn dieses Bild, das sich hier in schmerzvoller
Größe vor ihren Augen auftat, an die Öffentlichkeit gelangte, dann bliebe ihr
nur, ihrem Leben selbst ein Ende zu setzen. Wie erstarrt schloss sie die Nachricht,
um sie nur Sekunden später wieder zu öffnen. Nein, es gab keinen Zweifel. Das,
was sie hier sah, war eindeutig die untere Hälfte ihres Körpers, bekleidet
lediglich mit diesem verfluchten roten Spitzenslip. Ihre Beine und damit ihre
Scham boten sich weit gespreizt dem Betrachter dar, während eine muskulöse Hand
einen Vibrator
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