Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)
bin ich das.“
„Haben Sie ihn gesehen?“
„Nein“, sagte Onno Fehnkamp
scharf, „aber wer soll es denn sonst gewesen sein!?“
„In welchem Verhältnis steht
dieser Adrian zu Ihrer Tochter?“, wollte Büttner wissen. Irgendwas kam ihm
komisch vor, er wusste aber noch nicht genau zu sagen, was es war.
„Meine Tochter hat kein
Verhältnis!“ donnerte Fehnkamp in den Raum.
„Das habe ich auch nicht behauptet“,
knurrte Büttner ungehalten, „aber irgendwoher müssen Sie den Namen doch
kennen!“ Fehnkamp zuckte nur mürrisch die Achseln und schwieg. „Könnte es nicht
auch jeder andere gewesen sein? Ein dummer Jungenstreich vielleicht?“, mutmaßte
Büttner, obwohl er es besser wusste. Unter anderen Umständen hätte er es für
möglich gehalten. Aber nun vermutete er einen klaren Zusammenhang zum Mordfall
Raffael Winter. Wer auch immer versuchte, Magdalena auf diese Weise Angst
einzujagen, der machte das bewusst. Aber warum? Wusste Magdalena mehr, als sie
sagte? Hatte sie den Mörder womöglich doch gesehen, und nun versuchte der Täter
auf solch eine abscheuliche Weise, sie unter Druck zu setzen?
„Seit dieser Musiklehrer tot ist,
ist bei uns nichts mehr, wie es war. Magdalena ist nicht mehr wie sie war.
Unsere heile Welt ... sie gerät aus den Fugen“, sagte Onno Fehnkamp und rieb sich
immer wieder fahrig mit seinen feuchten Händen über die Hosenbeine. Auch schien
er bei diesen Worten mehr und mehr in sich zusammenzufallen, wie ein Koloss aus
Gummi, aus dem plötzlich die Luft entwich. Fast hätte er Büttner leid getan.
Schließlich war auch er Vater einer Tochter, und wenn er sich vorstellte, dass
irgendjemand so etwas mit Jette ... Aber nein. Dieser Fehnkamp war ein
Widerling, daran war nicht zu rütteln. Und wer weiß, dachte Büttner bei sich,
vielleicht war dieses hier ja auch alles eine geschickte Inszenierung. Ja,
womöglich hatte Onno Fehnkamp die Aktion selber geplant und ausgeführt, um
seine Tochter, die ihm plötzlich das Gefühl gab, ein selbstständig denkender
Mensch zu sein, vor lauter Furcht zurück in die Arme ihres treusorgenden Vaters
zu treiben? Vielleicht gab es diesen Adrian überhaupt nicht?
„Wir werden uns der Sache
annehmen“, sagte er daher nur und wandte sich dann an Hasenkrug: „Bringen Sie
den Rekorder in die KTU, sie sollen ihn auf Fingerabdrücke untersuchen und auch
die Stimme analysieren. Auch wenn ich wenig Hoffnung habe, dass wir was
Aussagekräftiges finden.“
„Ich verlange, dass Sie jemanden
an unserem Haus postieren.“
„Das geht nicht. Ist alles zu
vage. Sollte es wieder passieren, dann rufen Sie uns unverzüglich an, Herr
Fehnkamp. Außerdem schicke ich jemanden von der Spurensicherung vorbei, er soll
sich das Gelände vor Magdalenas Fenster mal genau anschauen. Haben Sie in der
letzten Nacht irgendwas Auffälliges bemerkt?“
„Da war ein Rascheln im Gebüsch.
Sonst nichts.“
„Nun, das kann alles Mögliche gewesen
sein. Aber wir werden mal nachsehen. Vielleicht findet sich irgendwas, was da
nicht hingehört.“ Er nickte Hasenkrug zu, der sich umgehend den Rekorder
schnappte und verschwand.
Onno Fehnkamp erhob sich
schwerfällig von seinem Stuhl, grüßte kurz und war mit einem knappen Halten
Sie mich auf dem Laufenden verschwunden. David Büttner beschloss schweren
Herzens, auf sein ungarisches Gulasch zu verzichten. Er würde jetzt in Ruhe
über das soeben Gehörte nachdenken und dann einen Schlachtplan entwerfen.
Irgendwie musste es ihm gelingen herauszubekommen, wer Magdalena auf so perfide
Art ängstigen wollte. Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass es dieser Adrian nicht
gewesen war. Zunächst einmal musste er aber herausfinden, ob Magdalena Fehnkamp
einen Jungen dieses Namens überhaupt kannte. Ihm war, als hätte seine Tochter
Jette einen Jungen dieses Namens mal erwähnt. Aber war das in diesem
Zusammenhang gewesen? Und wenn ja, gehörte diesem Adrian der Rekorder? War er
dann womöglich auch der Mörder von Raffael Winter? Hm. Das wäre wirklich zu
schön, denn damit wäre ja auch sein Fall gelöst.
21
Nach der Schmach mit ihrem Slip hatte
Sybille Ravensburger eigentlich angenommen, dass es nicht mehr schlimmer kommen
könne. Noch tagelang war ihr die Schamesröte ins Gesicht gestiegen, wenn sie an
den peinlichen Augenblick zurückdachte, in dem die Polizisten Büttner und
Hasenkrug den vermeintlichen Putzlappen mit unverhohlen erstauntem, ja
amüsiertem Gesichtsausdruck wahrgenommen hatten. In den darauf folgenden
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