Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)
bebender Stimme hervor.
„Ich hab gehört, dass die kleine
Magdalena total auf sie abfährt.“
„Magdalena?“ Jonathan Eckstein
war bei diesem Namen regelrecht zusammengezuckt.
Ben grinste. „Ja, Magdalena
Fehnkamp. Du kennst sie doch sicherlich. Ach“, er schlug sich lachend mit der
Hand vor die Stirn, „natürlich kennst du sie. Denn du hast sie ja meinem Bruder
zum Fraß vorgeworfen, nicht wahr?“
„Zum Fraß ...“. Jonathan starrte
ihn mit offenem Mund an.
„Glaub mir, Pastor, ich weiß über
alles Bescheid, das bei Raffael in den letzten Monaten so abgegangen ist.“ Er
machte eine kurze Pause, holte tief Luft und fügte dann hinzu: „Und wenn ich
sage über alles , dann meine ich auch über alles .“
„Über alles?“, krächzte Jonathan
Eckstein.
Ben grinste breit und deutete mit
einem Nicken auf seinen Computer. „Willst du mal sehen?“
Der Pastor kniff die Augen
zusammen und starrte so angewidert zum Computer hinüber, als ahne er bereits,
was jetzt kommen würde. „Ich hab da schon was läuten hören“, stieß er zwischen
zusammengepressten Lippen hervor, „Raffael hat da so eine Art ... Strichliste
geführt ...“
„So eine Art Strichliste
geführt“, äffte Ben ihn nach, dann brach er in lautes Gelächter aus.
„Strichliste“, rief er in den Raum, „vergiss die Strichliste, Alter! Wenn ich
dir jetzt zeige, was ich hier habe, dann wirst du über diese verdammten
Strichlisten nur noch lachen.“ Während er das sagte, war er, die Hände lässig
in den Hosentaschen vergraben, zum Computer geschlendert und hatte ein paar Mal
mit der Maus geklickt. „Voilà!“, sagte er dann und verbeugte sich mit weit
ausgebreiteten Armen, so, als würde er die nächste Attraktion im Zirkus
ankündigen.
Schon als die ersten Szenen über
den Bildschirm flimmerten, schien der Pastor innerlich in sich
zusammenzufallen. Seine Atmung setzte zunächst aus, um danach in umso
heftigeren Stößen seinem Rachen zu entweichen. Er fasste sich an den Hals, als
müsse er im nächsten Moment ersticken. Dennoch gelang es ihm nicht, den Blick
vom Bildschirm zu wenden; im Gegenteil schien dieser ihn mit magischer Kraft an
sich zu binden. Raffael! Es war wie ein Schock, den geliebten Menschen, der auf
so tragische Weise ums Leben gekommen war, nun wieder so lebendig vor sich zu
sehen. Noch schlimmer aber war die Situation zu ertragen, in der er sich
befand: Rittlings auf ihm, Jonathan, sitzend, sie beide laut stöhnend vertieft
ins Liebesspiel.
Wie benebelt ließ sich Jonathan
Eckstein auf einen Stuhl sinken und vergrub das Gesicht in den Händen.
„Aufhören“, sagte er leise, „höre sofort auf damit!“ Als Ben nicht reagierte,
sprang er auf, griff nach seinen Schultern, begann ihn wie von Sinnen zu
schütteln und stieß ihn dabei heftig gegen die nächstgelegene Wand. „Ich hab
gesagt, du sollst damit aufhören, du widerwärtiges Schwein!“, stieß er
schnaubend wie ein in die Enge getriebener Stier hervor. Und noch eher er
wusste, wie ihm geschah, verkeilten sich seine Hände im Hals des jungen Mannes,
und er drückte seine Daumen mit ungebändigter Kraft auf dessen Kehlkopf, bis
Ben, unfähig sich zu wehren, zu zittern und zu japsen anfing. Auch als Bens
Gesicht mehr und mehr blau anlief und seine Augen aus ihren Höhlen
hervorquollen, ließ Jonathan nicht von ihm ab, sondern wartete auf den alles
erlösenden Moment, da der junge Körper vor ihm liegen und für immer schweigen
würde. Raffael ist tot! schoss es ihm immer und immer wieder durch den
Kopf, mein geliebter Raffael hat mich für immer verlassen! Was also
hatte er noch zu verlieren? Während im Hintergrund unvermindert das laute
Stöhnen der sich Liebenden zu hören war, bemerkte Jonathan mit Genugtuung, wie
Ben langsam in sich zusammensackte. Gerade fiel er zu Boden, als jemand die
Kuhglocke an der Haustür bediente.
Erschrocken sah Jonathan sich
nach allen Seiten um, warf einen irren Blick auf den Bildschirm, der nun nur
noch Rauschen zeigte und fuhr sich nervös mit den Händen durch die Haare. Nach
einem letzten Blick auf Ben stolperte er auf die Haustür zu, riss sie auf,
starrte für einen kurzen Moment in die dunkelbraunen Augen Magdalenas und
rannte dann wie ein Besessener davon.
„Was hat denn der?“, fragte
Adrian und sah dem Pastoren, der die Mönkehörner Lohne hinunter rannte, als
wäre ihm ein aggressiv gewordener Bienenschwarm auf den Fersen, mit
hochgezogenen Brauen hinterher.
„Das war Pastor Eckstein“,
stellte
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