Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)
besorgt.“
„Zur Männerlesung, soso.“ Adrian
zog die Stirn in Falten. Er hasste diese christlichen Heuchler. Außen hui und
innen pfui. Die sind so voller Minderwertigkeitskomplexe, dass sie zuhause
den Macker herauskehren und alles und jeden unterdrücken und kleinreden müssen,
nur um vor sich selbst größer dazustehen , hatte sein Vater damals gesagt,
als die Geschichte in ihrer entfernten Verwandtschaft ans Licht gekommen war.
Ja, auch dieser feine Herr hatte bis zu seinem Gefängnisaufenthalt zu den
braven Kirchgängern gezählt, hatte sich sogar im Kirchenvorstand engagiert. Es
war die perfekte Tarnung gewesen für das, was er zuhause Frau und Kindern
antat.
„Lass mich mit deiner Mutter
reden, okay?“
„Was?“ Magdalena sah ihn
irritiert an.
„Ja, ich rufe von meinem Handy
aus an. Die Nummer kennen deine Eltern nicht. Wenn dein Vater wider Erwarten
abnimmt, stammle ich einfach irgendwas von falsch gewählt und lege wieder auf.“
„Und wenn meine Mutter dran ist?“
Magdalenas Augen waren voller Zweifel.
„Dann sag ich ihr, dass du bei
mir bist, dass es dir gut geht und ...“
„Nein. Ich will selber mit ihr
sprechen“, stieß Magdalena entschlossen hervor.
„Okay. Hm. Aber was ist, wenn sie
nur so tut, als wäre dein Vater nicht da und dann ...“
Magdalena schüttelte den Kopf.
„Wenn mein Vater zuhause ist, geht immer er ans Telefon.“
„Hätte ich mir ja denken können“,
murmelte Adrian kaum hörbar vor sich hin. „Trotzdem. Gib mir mal eure Nummer“,
sagte er dann und hielt abwartend seinen Zeigefinger über den Ziffernblock.
Magdalena zögerte kurz, nannte ihm dann aber die Ziffernfolge, und nur wenig
später hörte sie Adrian sagen: „Moin, Frau Fehnkamp, hier spricht Adrian
Wagenaar, ich bin ein Freund von Magdalena.“ Magdalena sah, wie sich im
nächsten Moment seine Stirn umwölkte und sah ihn besorgt an. „Gib mir das
Telefon“, zischte sie und langte mit der Hand zu ihm hinüber, er jedoch drehte
sich abwehrend von ihr weg und sagte nur ein ums andere Mal: „Verstehe, jaja,
ich verstehe. Hm. Okay. Ja. Ich sag Magdalena Bescheid. Danke. Ja. Ihnen auch.“
Dann legte er auf und sah Magdalena erschüttert an. Alle Farbe war aus seinem
Gesicht gewichen.
„Was ist los?“, fragte Magdalena
flüsternd.
„Deine Mutter. Sie ...“ Adrian
schluckte.
„Was ist mit ihr?“, schrie
Magdalena so panisch aus, dass sich die Leute an den anderen Tischen zur ihr
umdrehten.
„Sie ... ist im Krankenhaus. Sie
...“
„Was? Nun sag schon!“ Magdalenas
Körper war nun wie eine Bogensehne gespannt, ihre Lippen zitterten.
„Sie ist ... die Kellertreppe
heruntergefallen. Das sagt zumindest dein Vater.“
„Mein Vater? Aber ... Wer war
denn am Apparat?“
„Sie sagte, sie sei eine Freundin
aus dem Bibelkreis und besorge derzeit den Haushalt für deinen Vater.“
„Und Mama? Wieso Kellertreppe ...
ich meine ... wie geht es ihr?“
„Sie ... die Frau sagt, sie ...
deine Mutter ... sie liegt im künstlichen Koma, Lena.“
23
„Aber, aber, Herr Pastor“, sagte
Ben und zeigte sein breitestes Grinsen, „wer wird denn hier so ausfallend
werden!“
„Du Rotzbengel gibst mir jetzt
sofort meine Skulpturen zurück!“ Wutschnaubend funkelte Jonathan Eckstein sein
Gegenüber an. Durch Zufall hatte er nach seiner Predigt erfahren, dass seine
Rodin-Skulpturen nicht mehr im Besitz von Raffael waren, sondern bei dessen
Bruder Ben in Rysum standen. Empört hatte er sich gleich nach dem Gottesdienst
auf den Weg gemacht, um das vermeintlich gestohlene Eigentum zurückzuholen.
Aber Ben, diese kleine Ratte, behauptete nun schon seit geraumer Zeit, sein
Bruder habe ihm die Skulpturen bereits vor längerer Zeit überlassen, da, so
hatte er grinsend gesagt, Raffael keinen Bock mehr auf sie gehabt habe.
„Das ist nicht wahr!“, stieß
Jonathan Eckstein empört hervor und versuchte, Ben beiseite zu stoßen, um an
die Skulpturen heranzukommen. Ben aber hielt ihn am langen Arm von sich weg.
„Ich sagte es bereits“, sagte er nun mit warnender Stimme, „die Skulpturen habe
ich von Raffael geschenkt bekommen, weil er sie nicht leiden konnte. Und
außerdem“, er ließ vom Pastor ab und verschränkte die Arme vor seinem Körper,
„brauche ich diese Skulpturen noch.“ Auf sein Gesicht hatte sich nun ein so
seltsamer Gesichtsausdruck geschlichen, dass Jonathan Eckstein ein kalter
Schauer über den Rücken lief. „Und wofür, wenn ich fragen darf?“, stieß der
Pastor mit vor Wut
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