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Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)

Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)

Titel: Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bergsma
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diese
Dinge selbst zu kümmern, sah er akute Engpässe im persönlichen Zeitmanagement
auf sich zukommen. Na ja, dachte er und starrte sein Handy missmutig an, alles
schön der Reihe nach.
    „Herr Fehnkamp“, sagte er also
zum wiederholten Male, „wenn Sie jetzt bitte so gütig wären, den jungen Mann
gehen zu lassen, dann wäre ich Ihnen sehr verbunden. Oder glauben Sie im Ernst,
dass es für Sie in irgendeiner Weise förderlich ist, wenn Sie ihn hier mit
einer abgebrochenen Flasche bedrohen?“
    „Er hat meine Tochter bedroht und
ein Flittchen aus ihr gemacht!“, keuchte Onno Fehnkamp und gab Adrian eine so
schallende Ohrfeige, dass dessen Kopf zur Seite flog.
    „Papa“, kreischte Magdalena und
schlug die Hände vors Gesicht, „lass ihn in Ruhe, er hat doch nichts getan!“
Büttner legte ihr beruhigend eine Hand auf den Arm.
    „Wollen Sie den jungen Mann
genauso zurichten, wie Sie es mit Ihrer Frau getan haben?“ Büttner wusste, dass
er bei dieser Frage mit dem Feuer spielte, aber er hatte von einem seiner
jungen Kollegen ein Zeichen bekommen, dass dieser sich ganz langsam an Onno
Fehnkamp heranpirschen würde, um ihn in einem geeigneten Moment zu
überwältigen. Die Chancen standen also recht gut, dass dieser Spuk bald vorbei
sein würde. Seine Aufgabe war es nun, Fehnkamp von dem jungen Kollegen
abzulenken und seine ganze Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Es klappte. Hatte
Fehnkamp bisher mit flatterndem Blick ständig nervös um sich gesehen, so
fixierte er jetzt den Hauptkommissar.
    „Meine Frau ist die Kellertreppe
hinuntergefallen“, schnaufte er.
    „Sicher, Herr Fehnkamp. Aber wie
wir hier alle“, Büttner beschrieb mit seinen Armen einen weiten Bogen, „sehen
können, neigen Sie durchaus zu aggressiven Gewaltausbrüchen, auch ganz
offensichtlich Unschuldigen gegenüber. Denn Ihre Anschuldigungen gegen diesen
jungen Mann, den Sie da in so unwürdiger Weise festhalten, konnten wir längst
widerlegen. Es war nicht Adrian, der ihrer Tochter den Rekorder auf die
Fensterbank gestellt hat. Und“, Büttner holte tief Luft, bevor er weiter sprach,
und beobachtete aus dem Augenwinkel seinen Kollegen, der sich hinterrücks an
Fehnkamp heranschlich und bereits fast am Ziel war, „die Unschuld hat er ihr
auch nicht geraubt. Aber das wissen Sie doch alles auch selbst, Fehnkamp. Sie
suchen doch nur einen Sündenbock, weil Ihnen Frau und Tochter aus der Hand
gleiten, die sich jahrelang von Ihnen auf schändlichste Weise haben
unterdrücken lassen. Womöglich, und davon gehe ich mal aus, waren auch Sie es,
der Raffael Winter ermordet hat, weil Sie ganz genau wissen, dass er es war,
der ihre Tochter sexuell verführte und ...“
    „Aufhören“, brüllte Onno
Fehnkamp, „hören Sie sofort auf, Sie, Sie ...!“ Er war so aufgebracht und jetzt
dermaßen auf Büttner fixiert, dass er sogar die abgebrochene Flasche für einen
kurzen Augenblick sinken ließ. Und genau dieses war der Moment, den der junge
Polizist nutzte, um ihm einen heftigen Schlag auf den Arm zu versetzen, mit der
Folge, dass das Flaschenfragment zu Boden fiel und klirrend zerprang. Noch ehe
Fehnkamp sich’s versah, klickten die Handschellen. Wie auf einen geheimen
Befehl hin verfielen die Schüler, die sich auch nach mehrmaliger Aufforderung
nicht vom Ort des Geschehens hatten vertreiben lassen, in jubelnden Applaus.
Magdalena stürzte sich in Adrians Arme und weinte bitterlich.
    „Ich gratulierte Ihnen,
Fehnkamp“, sagte Büttner süffisant und nickte zu dem jungen Paar hinüber, „mit
diesem grandiosen Auftritt dürften Sie Ihre Tochter nun endgültig von zuhause
vertrieben haben. Im Übrigen soll ich Ihnen vom Krankenhaus ausrichten, dass
Ihre Frau wieder ansprechbar ist. Aber da Sie ja nun Besseres vorhaben, werde
ich mich jetzt mal ein wenig mit ihr unterhalten.“
    „Mama ist wach? Wie geht es
ihr?“, rief Magdalena und ein Strahlen trat in ihre Augen.
    „Kommen Sie doch einfach mit. Sie
wird sich freuen, Sie zu sehen.“ Büttner schenkte ihr ein Lächeln und sagte
dann mit einer Handbewegung Richtung Onno Fehnkamp: „Abführen!“
    Der
korpulente Mann, der bis vor wenigen Minuten noch den aufgeplusterten Gockel
gegeben hatte, sank nun endgültig kraftlos in sich zusammen. Anscheinend
unfähig etwas zu sagen, warf er Magdalena aus feuchten Augen einen flehenden
Blick zu, die aber wandte sich ab und sagte deutlich hörbar zu Adrian: „Komm
doch mit zu Mama, sie freut sich bestimmt dich kennen zu lernen.“
    Gundula Fehnkamp

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