Lustige Streiche mit Hanni und Nanni
gewünscht“, sagte Hilda. „Aber du hättest nicht so viel Geld ausgeben dürfen! Das kannst du dir doch gar nicht leisten!“
Bettina errötete und sagte geziert: „Ich bekomme so viel Geld, wie ich nur will. Ich werfe nur nicht damit um mich, wie Angela es tut. Mach dir keine Gedanken, Hilda, ich kann es mir leisten!“
„Gegen so viele reiche Leute kommen wir natürlich nicht an“, sagte Hanni kichernd zu Nanni. „Übrigens ist mir von den beiden Bettina immer noch die liebere. Angela kann schrecklich gehässig sein. Sie sagt die bösartigsten Dinge mit dem engelhaftesten Lächeln.“
„Eigentlich mag ich keine von unseren Neuankömmlingen, wenn ich es recht bedenke“, meinte Nanni und krauste die Stirn. „Angela ist boshaft und eingebildet. Bettina ist neidisch und auch eingebildet. Claudine ist zwar ganz lustig, aber ohne das leiseste Verantwortungsgefühl. Und Irene ist eine Petze und obendrein langweilig.“
„Du bist auch gehässig, Nanni“, stichelte Hanni.
„Das stimmt nicht“, sagte Nanni ernst. „Ich beurteile die Menschen nur, wie ich sie sehe. Ich lasse mich nicht durch ein hübsches Gesicht täuschen. Aber wenn ich auch von einer nicht viel halte, so würde ich ihr doch helfen, wenn es nötig wäre. Ist das gehässig?“
„Nein, das glaube ich nicht“, sagte Hanni. „Du hast schon recht, altes Haus. Es macht nichts, wenn man die Leute sieht, wie sie sind, und wenn man sie nicht sonderlich liebt - wichtig ist nur, dass man ihnen unter die Arme greift, wenn sie es brauchen.“
Der Besuchstag
Der Besuchstag, der immer im Juni lag, rückte näher. Die Mädchen waren sehr aufgeregt. Sie freuten sich auf die Eltern. Tennis- und Schwimmwettkämpfe wurden vorbereitet. Hilda, Bobby, die Zwillinge und ein paar andere wollten gern mitmachen.
„Sicher wird es ein herrlicher Tag“, meinte Hilda. „Kommt deine Mutter auch, Angela?“
„Natürlich“, erwiderte Angela. „Und Vati auch. Ich bin gespannt, wie ihr neues Auto aussieht. Es muss ein toller Wagen sein, schwarz, mit hellen Ledersitzen und ...“
„Ich wette, du freust dich mehr auf das Auto als auf deine Eltern“, sagte Bobby grinsend. „Wenn du von ihnen sprichst, dann immer nur im Zusammenhang mit ihrem Reichtum. Weißt du das eigentlich?“
Angela war beleidigt. „Ich weiß nicht, was du damit sagen willst“, erwiderte sie. „Aber ich glaube, du würdest auch über Autos und solche Sachen sprechen, wenn deine Eltern genauso reich wären wie meine. Und sieh dir nur mal meine Mutter an, wenn sie kommt. Sie ist sehr schön - sie hat goldblondes Haar wie ich und strahlend blaue Augen und sie trägt die kostbarsten Kleider ...“
„Und sogar die Sicherheitsnadeln sind aus purem Gold und mit Brillanten verziert“, beendete Hanni den Satz.
„Das finde ich gar nicht komisch“, meinte Angela gekränkt, als die anderen zu lachen anfingen. „Ich sage euch nur das eine, wartet ab, bis ihr meine Mutter seht. Sie ist die wundervollste Frau der Welt!“
„Wie schade, dass du ihr gar nicht ähnelst, Angela“, sagte Bobby bedauernd. „Ist deine Mutter nicht traurig, dass ihre Tochter so gar nicht nach ihr geraten ist?“
Angela wurde rot vor Zorn. Sie konnte diese Art Scherze nicht ausstehen. „Nun gut“, sagte sie verärgert. „Redet nur und wartet ab, bis ihr meine Mutter seht! Dann sagt mir, ob sie nicht die herrlichste Frau ist, die ihr je in eurem Leben getroffen habt. Hoffentlich trägt sie ihre doppelreihige Perlenkette. Die ist fünfzigtausend Mark wert!“
„Mich interessiert nicht, was meine Mutter anhat“, ließ sich Carlas schüchternes Stimmchen vernehmen. „Meinetwegen kann sie ihre ältesten Sachen tragen. Mich stört es auch nicht, ob sie eine Laufmasche in ihren Strümpfen hat oder ob ihre Nase glänzt - Hauptsache, sie kommt und verbringt ein paar Stunden mit mir. Und wenn sie die hässlichste, ärmlichste Frau wäre - ich würde trotzdem stolz auf sie sein und sie allen anderen Müttern vorziehen.“
Das war eine lange Rede für die schüchterne Carla. Als sie aufhörte zu sprechen, schwiegen alle. Hanni merkte, dass sie Tränen in den Augen hatte. Carla hatte mit solcher Liebe geredet - und was sie gesagt hatte, war ganz aufrichtig.
Sogar Angela hatte es die Sprache verschlagen. Überrascht schaute sie Carla an. Sie wollte gerade eine höhnische Bemerkung machen, als ihr Bobby das Wort abschnitt.
„Jetzt halt du den Mund“, sagte Bobby warnend. „Carla hat genau das Richtige gesagt
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