Lustige Streiche mit Hanni und Nanni
froh, dass ich mehr Ehre im Leib habe als du!“
Angelas Worte klangen sehr gehässig, aber Claudine lachte nur. Wenn jemand ihr Vorhaltungen machte, nahm sie das meist gelassen hin. Beleidigt war sie fast nie.
„Meine liebe Angela“, sagte sie, „was ist wohl schlimmer, ein paar Erdbeeren naschen oder absichtlich die Unwahrheit sagen? Ich finde es viel gemeiner, über eine Mitschülerin Lügen zu verbreiten, wie du es tust.“
Die anderen lachten. Claudine hatte freundlich gesprochen, aber die Wahrheit hatte sie deutlich gesagt. Angela ärgerte sich gewaltig. Doch der Morgen des Besuchstags war nicht die rechte Zeit, um sich zu streiten.
Nach dem hastigen Mittagessen warteten alle voll Ungeduld auf die Besucher.
„Sie kommen“, schrie Elli plötzlich, als sie ein Auto anfahren hörte. „Die Ersten sind da!“
Alle schauten neugierig aus dem Fenster; niemand kannte die Leute, die ausstiegen.
„Da kommen noch mehr“, sagte Bobby.
„Das sind meine Eltern“, rief Jenny. „Ich habe gehofft, dass sie früh kommen. Au toll, ist meine Mutter braun gebrannt!“
Mit glücklichem Gesicht rannte sie weg. Und dann kamen immer mehr Autos. Bald wimmelte es von Menschen: Väter und Mütter, jüngere und ältere Geschwister, Tanten, Onkel und andere Verwandte. Irene sah dem geschäftigen Treiben vom Haus aus zu. Sie wünschte, ihr großer Bruder wäre hier.
Meine Mutter sollte ein bisschen freundlicher lächeln, dachte sie, als ein paar Eltern auf die Hausmutter zugingen, um sich mit ihr zu unterhalten. Sie sieht so ernst und streng aus. Wie freundlich ist dagegen die Mutter der Zwillinge! Und wie lieb sie die Arme um die beiden legt! Das hat unsere Mutter bei Eddy und mir nie getan!
Da rollte ein riesiger Wagen mit einem Chauffeur heran, ein wunderschöner neuer, schwarz mit hellen Ledersitzen. Genau vor der Eingangspforte hielt er an, der Chauffeur sprang heraus und Angela stieß einen Freudenschrei aus.
„Das ist unser neues Auto! Schaut mal alle her, sieht es nicht prächtig aus? Und wie gefällt euch die Chauffeursuniform? Die passt genau zu den Sitzen. Und das ganze Auto ist innen mit Wildleder bezogen und an den Türen sind die Monogramme meiner Eltern.“
„Ich habe mir die ganze Zeit eingebildet, du würdest vor lauter Freude über das Wiedersehen mit deinen Eltern euer neues Auto gar nicht bemerken“, meinte Jenny. Angela gab keine Antwort. Sie war sehr zufrieden, dass fast die ganze Klasse in der Nähe stand, als der große Wagen vorfuhr!
Der Chauffeur hielt den Schlag auf. Angelas Mutter stieg aus. Sie war wirklich eine Schönheit, sah sehr jung aus, glich Angela aufs Haar und war kostbar gekleidet.
Die Mädchen starrten sie an. Angelas Mutter schaute sich mit ihren strahlenden blauen Augen um und schritt auf die Eingangspforte zu. Hinter ihr kam Angelas Vater, ein großer, sympathischer Mann mit ernstem Gesicht.
Angela rannte auf ihre Eltern zu und warf sich in die Arme ihrer Mutter, wie sie es bei den anderen gesehen hatte. Sie übertrieb absichtlich, denn sie wusste, dass sie von den anderen beobachtet wurde.
„Angela, Schätzchen! Vorsichtig, du zerdrückst mein Kleid!“, sagte ihre Mutter. „Jetzt lass dich anschauen!“
Der Vater umarmte Angela herzlich und hielt sie dann ein Stückchen von sich weg, damit er sie besser betrachten konnte.
„Sie sieht wirklich sehr gut aus“, sagte er.
„Aber diese einfachen Kleider, die sie hier tragen müssen, passen überhaupt nicht zu Angela.“ Ihre Mutter rümpfte die Nase. „Und diese plumpen Schuhe mit den flachen Absätzen kann ich nicht ausstehen!“
„Ich finde, dass Angela nett aussieht“, meinte der Vater. „Sie soll ja schließlich keine Modepuppe werden.“
„Wenn man ihnen doch ein bisschen Luxus gönnen würde“, quengelte die Mutter weiter. „Das war einer der Gründe, warum ich sie nicht herschicken wollte - kein Mensch bringt ihnen hier bei, sich schön zu machen!“
Angelas wundervolle Mutter
Die nörgelnde Stimme von Angelas Mutter konnte man an diesem Nachmittag noch oft hören. Sie beschwerte sich über alles Mögliche. Die Gartenwege waren ihr zu steinig, die Bank am Tennisplatz zu hart, der Tee zu dünn.
„Was für ein schrecklicher Tee! Man sollte zumindest chinesischen Tee bereiten. Du weißt doch, Angela, dass ich indischen Tee nicht trinke.“
Als sie in den Kuchen biss, rümpfte sie die Nase. „Schrecklich trocken“, sagte sie. „Ich bringe ihn kaum runter.“
„Dann lass es bleiben“,
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