Lustnächte
seine Art, mit einer Frau anzubändeln. Aber diesmal würde sein Kumpel sich ein blaues Auge holen, schwor Pierre sich. Bisher hatte er ihn ganz gern als dritten Mitspieler im Bett gehabt. Aber Beatrix wollte er mit niemandem teilen. Punkt.
„Bist du gleich hergekommen oder warst du vorher schon zu Hause bei Marc?“
Es konnte nicht schaden, wenn sie möglichst schnell erfuhr, dass Jean-Luc in einem festen Verhältnis lebte.
„Nein. Marc wollte herkommen. Ich wundere mich, wo er bleibt.“
„Vielleicht solltest du ihn anrufen. Dann musst du deine Ergebnisse nicht zweimal erläutern“, drängte er. Je früher Marc herkam, umso besser. Mit seinem Liebhaber an der Seite sollte Jean-Luc nicht länger seine klebrigen Finger nach Beatrix ausstrecken. Oder vielleicht doch? Besser er verließ sich nicht darauf. Demonstrativ setzte er sich zwischen die beiden auf die Couch.
„So kann ich besser auf den Laptop sehen als vom Sessel aus“, erklärte er unaufgefordert. „Noch ein Gläschen Rotwein?“
„Trink nur. Aber sag Bescheid, wenn du meinen Ausführungen nicht mehr folgen kannst.“
Jean-Luc brauchte gar nicht so scheinheilig zu tun. Dafür kannte er ihn viel zu gut.
„Wolltest du nicht Marc anrufen? Bestimmt hat er sich wieder im Büro festgebissen.“ Pierre sah seinen Freund auffordernd an.
Jean-Luc hob die linke Augenbraue, nahm dann aber sein Handy und verschwand in der Diele.
„Du brauchst dir keine Mühe zu geben. Er ist stockschwul. Frauen machen ihn nicht im Geringsten an“, log Pierre, als Jean-Luc verschwunden war.
„Mir Mühe geben wobei? Glaubst du etwa, ich würde ihm Avancen machen? Was ist los mit dir? Du hast absolut keine Rechte an mir. “
Was war das denn jetzt? War sie die vergangenen Tage nur geil auf ihn gewesen, ohne mehr dabei zu empfinden? Oder zeigten Jean-Lucs Schmeicheleien schon Wirkung? Bevor er intensiver darüber nachdenken konnte, kam Jean-Luc zurück und erklärte, dass Marc unterwegs sei.
„Na, hervorragend.“
Für heute war die Gefahr erst einmal gebannt. Hoffentlich!
Marc Meunier kam kurz darauf. Mit einem reizenden Lächeln reichte er Beatrix die Hand. Wenigstens er wusste, was sich gehört und leckte sie nicht gleich ab.
„Sie müssen Béatrice sein. Ich habe schon viel über Sie gehört.“
„Ach wirklich?“
„Aber ja. Pierre wird nicht müde, von Ihnen zu schwärmen“, übertrieb er.
Pierre räusperte sich im Hintergrund, während Beatrix beobachtete, wie Jean-Luc den kleineren, zartgliedrigen Mann umarmte. Er küsste ihn beinahe zärtlich auf die Stirn und strich ihm vertraulich am Oberarm entlang. Keiner der beiden sah den triumphierenden Blick, den Pierre Beatrix zuwarf. Sie konnte jetzt wohl keine Zweifel mehr über die sexuellen Vorlieben der beiden Männer hegen. Vielleicht sollte er seinen Freunden für heute Nacht das zweite Gästezimmer anbieten. Dann konnte sie bei angelehnter Tür ihr neues Wissen vertiefen. Oder doch lieber nicht. Die gut gemeinte Lehrstunde könnte dank Jean-Luc in einer Orgie enden. Ein andermal liebend gern, aber nicht mit dieser Frau. Demonstrativ schob Pierre die Weinflasche fort. Besser er blieb nüchtern, um die Kontrolle zu behalten. Jean-Luc war selbst mit Marc an seiner Seite nicht zu unterschätzen.
„Also, dann lass mal sehen, was du da hast. Ist das das Gutachten?“
Je früher Jean-Luc mit seinen Ausführungen begann, umso eher war er fertig und würde gehen. Pierre nahm das Gutachten des Grafologen. Jean-Luc reichte Beatrix über ihn hinweg das Pergament.
„Oh! Aber das ist ja Klebstreifen.“
Tatsächlich war die obere linke Ecke des wertvollen Dokuments geklebt.
„Ja, er hat das wertvolle Teil zerschnitten“, kommentierte Pierre unnötigerweise.
„Ich wollte dem Schriftexperten nicht das vollständige Dokument überlassen“, erklärte Jean-Luc. „Du hast eben die Übersetzung gelesen und ich denke, Pierre hat dir erzählt, was wir damit vorhaben. Ich hoffe, du bist dabei.“
Pierre kannte dieses Timbre ganz genau. Wenn Jean-Luc das nicht sein ließ, würde er das blaue Auge schon heute Abend mit nach Hause nehmen. Glücklicherweise begann er endlich mit seinen Erläuterungen.
„Also: de Sède hat unter anderem die Abschriften von zwei Pergamenten hinterlegt, die Abbé Saunière in Rennes-le-Château gefunden haben soll. Man geht davon aus, dass die Originale sich im Besitz der Malteserritter befinden. Aber mit Sicherheit weiß das niemand.“
„Wird nicht allgemein von vier
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