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Lustnächte

Lustnächte

Titel: Lustnächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara DuMont
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Pergamenten gesprochen, die der Abbé gefunden haben soll?“, warf Beatrix ein.
    „Ja“, meldete Marc sich zu Wort. „Aber davon wissen wir nichts, was je bewiesen worden wäre.“ Seine Stimme war leise und kultiviert. „Die Sache ist etwas kompliziert. 1956 erwähnt ein gewisser Noel Corbu nur ein einziges Pergament, nicht mehrere. Er behauptet, dass es seinerzeit bei den Renovierungsarbeiten an der Kirche von Rennes-le-Château gefunden wurde. Allerdings ist mit dieser Aussage vorsichtig umzugehen. Corbu versuchte, die Geschichte um Abbé Saunière und den Schatz von Rennes-le-Château damals zu vermarkten. Und dieses Pergament sollte seine Version der Geschichte untermauern. Wir hören dann erst wieder Jahre später davon, als Antoine und Marcel Captier ihre Publikation
Rennes-le-Château, le sekret de l’abbé Saunière
herausgeben. Sie sprechen dort bereits von mehreren Dokumenten. In den sechziger Jahren gibt de Sède seine Publikation heraus. Da ist plötzlich von vier Dokumenten die Rede.“ Marc strich sich das blonde Haar aus der Stirn und lächelte Beatrix an.
    „Die Geschichte vom Schatz von Rennes-le-Château ist mir einigermaßen geläufig“, sagte sie. „Aber von was genau sollen dieTexte handeln?“
    „Schau auf den Bildschirm. Das hier ist Pergament eins. Na, kannst du es übersetzen?“
    Jean-Lucs schmeichlerischer Ton gefiel Pierre überhaupt nicht. Er fing offenbar schon wieder an und Pierre räusperte sich vielsagend. Aber Beatrix beachtete keinen der beiden. Sichtlich aufgeregt wandte sie sich dem Laptop zu.
    „Es ist ein Ausschnitt aus der lateinischen Bibelübersetzung des neuen Testaments“, half Jean-Luc weiter. „Na?“
    „Also, ich kann es nicht wörtlich übersetzen. Aber dem Sinn nach verstehe ich es folgendermaßen: Jesus geht mit seinen Jüngern am Sabbat über die Getreidefelder. Sie essen Ähren und diskutieren, ob sie damit gegen die Sabbatruhe verstoßen.“
    „Genau. Am Sabbat hatte jede Arbeit zu ruhen. Und weiter?“ Er lächelte ihr aufmunternd zu.
    „Jesus bestreitet es und verweist darauf, dass David und seine Gefährten im Hause Gottes Schaubrot gegessen haben, was nur den Priestern gestattet war. Und da steht noch
solis sacerdotibus
, was so viel heißt wie ‚nur für die Priester‘. Aber was sind das hier für Symbole am Anfang und Ende des Textes?“ Die Zeilen waren unterschiedlich lang und manche Wörter verteilten sich über zwei Zeilen. Vor dem Ausdruck
solis sacerdotibus
war eine breite Lücke.
    „Vielleicht soll diese Wendung ganz für sich gelesen werden.“
    „Kluges Mädchen“, lobte Pierre. „Und siehst du das hier? Diese Buchstaben, die am Ende der letzten vier Zeilen leicht versetzt sind, bilden das Wort SION.“
    „Sieh mal einer an. Pierre hat recht. Wer hätte gedacht, dass gerade du das entdecken würdest.“
    „Jean-Luc, du bist heute unerträglich.“
    „Entschuldige.“
    „Was ist mit den anderen Pergamenten?“
    „Es gibt nur noch eines. Was aus dem dritten und vierten geworden ist, bleibt herauszufinden.“
    Während er sprach, scrollte Jean-Luc die Seite weiter nach unten. Auf dem Bildschirm erschien Dokument Nummer zwei.
    „Der Text stammt ebenfalls aus der Heiligen Schrift“, erläuterte er. „Es geht um das Abendmahl in Bethanien, bei dem der von den Toten auferstandene Lazarus mit Jesus am Tisch sitzt, während Maria Magdalena Jesus die Füße wäscht und mit ihrem Haar trocknet. Allerdings kann man ab dieser Stelle hier nur sehr schwer weiterlesen. Schaut mal her. Es wurden sinnlos Buchstaben eingefügt. Nur wenn man sie überspringt, ist der Text zu lesen. Ichhabe eine ganze Weile gebraucht, bis ich dahinterkam.“
    „Seht mal da unten“, brummte Pierre.
    „Was meinst du?“
    „Na hier. Die Figur am unteren rechten Rand. Wenn man sie von hinten nach vorn liest, ergibt sich wiederum das Wort SION. Der hebräische Name für das Heilige Land.“
    „Und was sagt dir das?“
    „Gar nichts.“
    „Mir auch nicht“, gab Jean-Luc großzügig zu. „Hat jemand Vorschläge?“
    Ratloses Kopfschütteln.
    „Ich glaube, dass diese Zeichnung einer Grabplatte uns weiterbringt.“ Er holte besagte Zeichnung auf den Bildschirm. „Es gibt mehrere davon. Sie weisen geringfügige Unterschiede auf. Ich habe allerdings nur diese eine hier kopiert. Das hier unten entspricht haarscharf der Zeichnung auf unserem Pergament.“
    Beatrix beugte sich nach vorn. Pierre rückte ebenfalls vor. Allerdings hatte er weniger den Bildschirm

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